Der deutsche Autobauer Mercedes-Benz will mit Einsparungen und neuen Modellen den rasanten Gewinnschwund stoppen. Nach einem Einbruch des Betriebsergebnisses um 31 Prozent im vergangenen Jahr erwartet der Dax-Konzern für 2025 einen weiteren deutlichen Rückgang.
Mercedes bringt außerdem auch in diesem Jahr nur wenige neue Modelle auf den Markt und muss viel in die Erneuerung des Angebots investieren. Mercedes-Chef Ola Källenius kündigte am Donnerstag in Sindelfingen „die größte Produktoffensive seit Jahrzehnten“ an. Sie nimmt aber erst 2026 Fahrt auf. Bis Ende 2027 sollen dann 37 neue Pkw-Modelle auf den Markt kommen, davon fast die Hälfte E-Autos.
Källenius steigt außerdem auf die Kostenbremse. Allein in der Produktion sollen zehn Prozent bis 2027 eingespart werden. „Wir schauen unser komplettes Geschäftsmodell an und jede Kostenkategorie“, sagte der Manager. „Um die künftige Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens in einer zunehmend unbeständigeren Welt sicherzustellen, ergreifen wir Maßnahmen, um das Unternehmen schlanker, schneller und stärker zu machen.“
Stellenabbau auch in Deutschland
Ein absolutes Sparvolumen nannte Källenius zunächst nicht. Insidern zufolge beläuft es sich auf 5 Milliarden Euro bis 2027 und wird mit Stellenabbau verbunden sein. In Argentinien wird ein Transporterwerk verkauft und wenn notwendig, weitere Kapazität reduziert. Die rund 166.000 Beschäftigten weltweit sollen es „mit Kampfgeist“ mit der Konkurrenz aufnehmen und sich nicht auf früheren Erfolgen ausruhen. „Wenn neue Tiere in den Dschungel kommen, müssen wir uns darauf einstellen.“
Finanzchef Harald Wilhelm sagte, Mercedes werde in Deutschland kein Werk schließen, aber die Produktionskapazität verringern und auch Stellen abbauen. Mit einem Minus von 2,9 Prozent war die Mercedes-Aktie der größte Dax-Verlierer.
Mehr Produktion „in China für China“
Ein Absatzrückgang am wichtigsten Markt China und die Schwäche in Europa brockten dem Dax-Konzern einen Gewinneinbruch um 31 Prozent auf 13,6 Milliarden Euro ein. Die bereinigte Umsatzrendite in der Hauptsparte Pkw sackte um 4,5 Prozentpunkte auf 8,1 Prozent ab, auch im kleineren Geschäftsfeld Vans schrumpfte der Gewinn.
Das Ergebnis liegt damit im Rahmen der Prognose, die der Dax-Konzern im vergangenen Jahr zweimal senken musste. Källenius sprach von einem soliden Ergebnis in einem sehr herausfordernden Marktumfeld. In China, wo der Autobauer letztes Jahr acht Prozent weniger Fahrzeuge verkaufte, bleibe der Wettbewerb intensiv wie nirgends sonst. Mercedes müsse auch dort die Kosten drücken und die Erwartungen der technikaffinen Kunden noch besser erfüllen. Mehr Modelle sollen deshalb vor Ort produziert werden.
Prognose bleibt düster
Im laufenden Jahr wird die Lage kaum besser: Absatz und Umsatz sollen abermals leicht unter dem Vorjahr liegen. Im vergangenen Jahr sank der Erlös des Konzerns um 4,5 auf 145,6 Milliarden Euro, der Pkw-Absatz schrumpfte um drei Prozent auf 1,98 Millionen Fahrzeuge. Die Van-Sparte verkaufte nach starkem Wachstum in den Jahren zuvor neun Prozent weniger Transporter und Vans. Mercedes brachte weniger hochprofitable Luxuswagen an die Kunden und musste Zugeständnisse bei den Preisen machen, nachdem sie in den Jahren zuvor stark gestiegen waren – seit 2019 um 40 Prozent auf durchschnittlich 71.000 Euro.
Dividende soll sinken
Die Aussichten auf 2025 sind nicht nur wegen der schwachen Autokonjunktur und drohenden Importzöllen in den USA trüb, die Marke mit dem Stern bringt auch nur wenige neue Modelle heraus. So soll das kompakte Elektroauto CLA mit langer Reichweite, schnellem Laden und neuen digitalen Funktionen punkten. Den Schwaben war beim Hochlauf mit Elektroautos im vergangenen Jahr der Atem ausgegangen, da unter anderem die Luxuslimousine EQS schlecht ankam. Die Lehre daraus ist, das Design der E-Autos wieder mit dem aus der Verbrennerwelt gewohnten in Einklang zu bringen.
Unter dem Strich verdiente das Stuttgarter Unternehmen mit 10,4 Milliarden Euro 28 Prozent weniger als im Vorjahr. Die Dividende soll daher um einen Euro auf 4,30 Euro gesenkt werden. Zugleich kündigte der Dax-Konzern ein weiteres Aktienrückkaufprogramm im Volumen von fünf Milliarden Euro an.
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