Der Wahl-Wiener und Pop-art-Artist Franz Josef Baur war zu Gast bei „Klatsch & Klartext“ und verriet mir hier, warum er gerne Toiletten putzt, wovon er noch träumt und was er als Künstler eigentlich wirklich verdient.
„Krone“: Hallo Franz Josef, erzähl mal unseren Lesern, wann du nach Österreich gekommen bist und welche Hürden du dafür bewältigen musstest?
Franz Josef Baur: Anfangs bin ich dann gependelt und hab noch im Hotel geschlafen. Jetzt, seit gut einem Jahr, bin ich jetzt fest in Wien. Zu den Hürden … Es ist lustig, weil am Anfang merkst du gar keine großen Unterschiede, erst nach einiger Zeit! Obwohl wir zum Beispiel die gleiche Sprache sprechen, gibt es große Unterschiede in der Tonalität. Wenn ich mich mit Freunden unterhalte, dann deute ich manchmal Sachen falsch oder nehme sie m zu Herzen, obwohl es gar nicht so gemeint oder gewichtet war, weil ich es falsch verstehe. Im Grunde war aber alles sehr, sehr einfach.
Du wurdest also weder emotional noch von der Bürokratie aufgehalten?
Nein, Österreich ist eigentlich meine Herzensheimat und so fremd war es ja auch nicht, immerhin bin ich mit dem ORF aufgewachsen, „Am dam des“ und Thomas Brezina waren meine Kindheit. Sogar den Dominic Heinzl kannte ich schon.
Ist das Leben des Künstlers ein Einfaches? Verdienst du tatsächlich gut?
Es ist ein herausforderndes! Ich habe ja erst spät, mit Mitte 30 den Schritt gewagt, alles auf eine Karte gesetzt und meinen Bürojob gekündigt. Angestellter zu sein hat seinen Vorteil, du gehst Montag bis Freitag in die Arbeit, am Ende des Monats kommt dein Gehalt. Ich kann es mir einteilen, wenn ich aber dann nur im Bett liege, nimmt es mir auch niemand ab. Und es ist deshalb schwierig, weil man natürlich auch Phasen hat, in denen man überhaupt nicht kreativ ist oder gar keine Ideen hat und sich dann, trotz des innerlichen Drucks, auch mal eingestehen muss, eine Pause zu machen. Dabei will und muss man eigentlich weitermachen. Es gibt also Monate, in denen verkaufe ich super und verdien’ damit auch super, und mache Monate, da ist eben nichts. Und mit diesem Spagat umzugehen, ist schon manchmal schwierig.
Man könnte also sagen, es schwankt?
Genau, es schwankt. Sicher ist es toll, sich in der Society zu bewegen, oder wenn Menschen dich oder deine Arbeit erkennen. Nichtsdestotrotz muss ich auch den Müll rausbringen und muss ich auch mit dem Hunde Gassi gehen und muss ich auch genau die gleichen Sachen machen wie jeder andere auch und das ist auch okay so! Wenn ich zum Beispiel abends dann ein Event besuche, oder umso erfolgreicher ich bin, dann ist meist das Erste, was ich am nächsten Tag mache, die Toilette putzen um zu erden! *lacht*
Wie denkst du heute auf deine Zeit im Bürojob und während deiner Kochausbildung zurück?
Das waren andere Zeiten, das muss man schon sagen, in den 90er Jahren in Süddeutschland, beide Eltern Landwirte. Ich bin damals zum Berufsberater gegangen, ich sollte was „G‘scheides“ lernen und da kam relativ schnell „Koch“ raus und das gefiel mir ganz gut, das habe ich dann auch gemacht – heute kann ich mich deshalb mindestens ordentlich versorgen *lacht*. In meinem Job nachher in Stuttgart in der Event-Branche habe ich gut verdient, ich hätte da gut bis zur Pension bleiben können. Aber während ich mich bei meiner Kunst gerne mit der Aufarbeitung von vergangenem beschäftige, schaue ich sonst im Leben eigentlich nicht wirklich zurück. Ich kann es nicht mehr ändern, von dem her lass’ ich es sein, ich bereue nichts.
Das heißt, du nimmst deinem Umfeld von früher nicht böse, deine künstlerische Ader nicht gefördert zu haben?
Um Himmels willen, nein! Ich liebe meine Eltern und die haben sicherlich immer alles richtig gemacht und nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Aber sie konnten halt nichts damit anfangen, dass der Bub etwas mit Kunst und Mode machen wollte, das ist brotlos – ich glaube sogar, das können sie heute noch nicht. Sie können nicht verstehen, wie jemand vielleicht tausende von Euros für etwas ausgeben kann, für etwas, das ich gemalt habe. Aber mein Papa ist 80, meine Mama kurz vor 80 … Das wird sich und will ich auch nicht mehr ändern.
Hast du Träume? Und wenn ja, welche?
Also eigentlich träume ich davon, so weiterarbeiten zu können wie bisher. Dass ich sehr, sehr autark, sehr eigenständig arbeiten kann. Dass ich eigentlich jeden Tag machen kann, was mir Spaß macht oder was eben mein Innerstes ist, so weiterleben, das ist mein Traum.
Wovor hast du Angst?
Ängste habe ich sehr, sehr viele! Vielleicht sogar manchmal vor mir selber. Ich weiß nicht.
Was macht dir Angst an dir?
Ich bin schon ein sehr, sehr strukturierter Mensch, und will immer alles unter Kontrolle wissen, was sich natürlich mit dem Künstler sein manchmal nicht überein bringen lässt. Manchmal habe ich auch eine Idee, die ich dann nicht umsetze, weil ich schon vorher daran zweifle – dann wäre es wahrscheinlich oft besser, ein paar Meter weiterzulaufen. Aber ich glaube, ich bin halt einfach vom Typ her grundsätzlich ein sehr sensibler und auch sehr, sehr emotionaler und auch tendenziell ängstlicher Mensch.
Was würdest du dem 10-jährigen Franz Josef noch sagen?
Sei mutig und behalt diesen Mut, den du schon als Kind hattest, bei. Ich hatte schon immer eine innere Stimme, die mich beispielsweise auch aus dem Büro und in die Selbstständigkeit geführt hat – damals musste ich mich auch trauen, alles auf eine Karte zu setzen. Oder oft auch einfach weiter das zu machen, was ich gut finde und mich davon nicht abbringen zu lassen. Vielleicht bin ich ja doch gar nicht so ängstlich …
Und was würdest du dem 30-jährigen Franz Josef sagen?
Jetzt aber schnell, jetzt mach! Damals war ich schon innerlich sehr unglücklich im Beruf und ich wusste, das ist nicht das Leben, das ich leben will. Aber ich denke auch heute noch manchmal gerne an die Zeit, ich habe auch zu meinen Kollegen und den Chefs von damals noch Kontakt.
Noch eine letzte Frage, die uns wieder zum Anfangt bringt: Was vermisst du hier aus deiner Heimat?
Ich vermisse das Essen manchmal. Ich vermisse die Maultaschen. Ich vermisse die Linsen mit Spätzle und Saitenwurst! Natürlich, so gesehen meine Eltern, aber ich habe ja zum Glück die Möglichkeit, die jederzeit zu besuchen. Ansonsten, nein, vermisse ich nicht wirklich allzu viel und es gibt ja auch in Österreich eine super Küche!
Touché, ich bedanke mich für das Gespräch.
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