Bewusste Gäste-Täuschung oder üble Nachrede von geschassten Mitarbeitern? Der Wiener Sternekoch Konstantin Filippou verteidigt sich gegen Vorwürfe, er würde bei Zutaten „schummeln“ und sein Personal ins Burn-out treiben.
„Jakobsmuschel. Mandel. Trüffel. Artischocke.“ und „Langostino. Grapefruit. Cochayuyo. Kraut.“. Oder „Meeressalat“. Sardine. Muschel. Cornichons.“ (siehe Posting unten). Wer im Restaurant von Konstantin Filippou im noblen ersten Wiener Gemeindebezirk speist, darf sich verwöhnen lassen. Und dafür kräftig in die Tasche greifen: 360 Euro werden für das Neun-Gang-Dinner fällig – ohne Weinbegleitung, versteht sich. Belohnt wird man mit Speisen auf „Zwei-Sterne-Niveau“, der zweithöchsten Auszeichnung, die vom weltweit anerkannten Guide Michelin vergeben wird.
Und die gibts nur für höchste Qualität. Oder? Glaubt man jüngsten Medienberichten, war das bei Filippou nicht der Fall, „schummelte“ der Sternekoch billigere japanische Jakobsmuscheln unter die handverlesenen, teuren und in der Karte angepriesenen norwegischen. Gourmet-Skandal der höchsten Sterneklasse?
„Wenn Fehler passiert sind, stehen wir dafür gerade“, reagieren Konstantin und Manuela Filippou via Instagram (siehe unten). Man werde intern alle Abläufe prüfen und die Qualitätsprüfungen noch verschärfen. Der „Krone“ gegenüber erklärt der Nobelgastronom, wie es zu den Vorwürfen kam – und was an ihnen dran ist.
Alles nur eine Verwechslung?
Man betreibe nicht nur das noble Restaurant auf der Stubenbastei, sondern auch noch das Bistro „O Boefés“ ebenfalls im ersten Bezirk sowie das „Mama Konstantina“ im 19. Bezirk – alle drei mit unterschiedlichen Preisgestaltungen und damit auch Warengruppen. Eine Verwechslung bei der Dokumentation sei eine Erklärung, so Filippou zur „Krone“. Und ja, manchmal würde sich die Herkunft der Produkte kurzfristig aufgrund von Verfügbarkeiten ändern. Das würde man aber an die Gäste kommunizieren.
„Stimmt nicht“, sagen ehemalige Mitarbeiter gegenüber Medien. Man wäre dazu angehalten, derartige Änderungen zu verschweigen. Woher diese Aussagen kommen? Dem Vernehmen nach von einem Ex-Mitarbeiter, mit dem der Gastronom in der Vergangenheit in einem Rechtsstreit lag. Dazu würde auch passen, dass zum Schummel-Vorwurf auch Beschwerden über „miserable“ Arbeitsbedingungen kommen: Beschimpfungen, Angst, Burn-out, Druck. Man habe mit Beginn 2025 die Küchenzeiten reduziert und eine Vier-Tage-Woche eingeführt, kontert der Küchenchef die Kritik.
Gastro-Olymp in weiter Ferne
Bewusste Gäste-Täuschung oder üble Nachrede von geschassten Mitarbeitern? Ein fahler Beigeschmack bleibt. Den will Filippou ausräumen und kündigt einen Sensibilisierungs-Workshop für das Team an, einen „Code of Conduct“, der Werte intern und extern klarer kommuniziert und die Einführung einer anonymen Beschwerdemöglichkeit für Mitarbeiter.
„Existenzbedrohend“, nennt Filippou die Situation. Zu Recht – denn selbst wenn diese Maßnahmen greifen: Sein (gastronomisches wie wirtschaftliches) Ziel, der kulinarische Olymp, der dritte Michelin-Stern, rückt, solange er die Vorwürfe nicht glaubhaft entkräften kann, in weite Ferne. Und bleibt damit auch weiterhin nur zwei Gourmettempeln in Österreich vorbehalten: dem „Steirereck“ im Wiener Stadtpark und Juan Amadors gleichnamigen „Wirtshaus“, ebenfalls in Wien.
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