Tugendhaft, diszipliniert, arbeitsam – es sind die klassischen deutschen Tugenden, mit denen CDU-Chef und der wahrscheinliche neue Kanzler der Bundesrepublik Deutschland, Friedrich Merz, von Weggefährten beschrieben wird. Und der Drang, zu führen.
Merz gilt als diszipliniert, strukturiert und leistungsorientiert – Tugenden, die ihn seit Jahrzehnten begleiten und prägen. Während andere noch diskutieren, trifft er Entscheidungen. Wo andere zaudern, geht er voran. Sein Führungsstil ist fordernd, aber konsequent. Wer mit ihm arbeitet, weiß, dass er hohe Maßstäbe setzt – an sich selbst, an sein Team und an die Bürger.
Bodenständiger Millionär mit Privatflugzeug
Friedrich Merz wurde am 11. November 1955 in Brilon im Sauerland in Nordrhein-Westfalen geboren. Aufgewachsen als ältestes von vier Kindern in einer konservativen Juristenfamilie, wurde ihm früh Disziplin und Verantwortungsbewusstsein vermittelt. Schon sein Großvater war Bürgermeister in Brilon, sein Vater Richter. Diese familiäre Prägung legte den Grundstein für seinen Weg in die Politik. 1972 trat Merz als Jugendlicher in die CDU ein. Er studierte Rechtswissenschaften, arbeitete anschließend als Richter und später als Wirtschaftsanwalt. 1989 wurde er ins Europäische Parlament gewählt, wo er erste internationale Erfahrungen sammelte. 1994 wechselte er in den Bundestag und begann seinen Aufstieg in der Bundespolitik.
Geboren im Sauerland, fühlt er sich seiner Heimat tief verbunden. „Dort sind meine Freunde, dort kenne ich die Region. Ich fühle mich wohl und aufgehoben. Das bedeutet mir emotional sehr viel und gibt mir innere Balance“, sagt Merz. Bei aller Bodenständigkeit ist er kein Mann des Volkes, sondern des Kapitals. Die Arbeit in der Privatwirtschaft machte ihn zum Multimillionär, Hobby-Pilot Merz fliegt ein Privatflugzeug, ein Rundflug mit dem Eurofighter kostete den Steuerzahler etwa 100.000 Euro. Sein Grundsatz: Politik muss man groß denken. In der Union ist er unumstritten, seine Führungsstärke steht außer Frage. Karl Schneider, langjähriger CDU-Wegbegleiter im Sauerland, beschreibt ihn als jemanden, der immer in Führung gehen wollte. „Sein Grundsatz war: Wenn ich Politik mache, dann muss ich sie groß gestalten, dort sein, wo die Entscheidungen fallen. Wir treten nach außen bescheiden auf, aber wir wissen, was wir wollen.“
Hans-Joachim Watzke, Geschäftsführer des deutschen Kultklubs Borussia Dortmund, ist seit 48 Jahren mit Merz befreundet. Er bestätigt seine Durchsetzungskraft: „Er war den anderen immer ein Stück weit überlegen. Er hat Führungsqualität gezeigt, war rhetorisch stark, seine Worte hatten Gewicht.“
Merz steht für eine Rückbesinnung auf konservative Werte. Disziplin, Eigenverantwortung und Leistung sind für ihn zentrale Prinzipien. Als CDU-Chef hat er die Partei neu ausgerichtet, das Profil geschärft und klare Positionen vertreten. Vor allem in der Wirtschaftspolitik. Seine Vision: bessere Rahmenbedingungen für Unternehmen und ein wirtschaftsfreundlicher Kurs.
Auch in der Migrationspolitik zieht er klare Grenzen. Der Begriff „Sozialtourismus“, den er im Zusammenhang mit ukrainischen Geflüchteten benutzte, sorgte für Kritik. Ebenso die Bezeichnung „kleine Paschas“ für Flüchtlingskinder aus dem Nahen Osten. Und doch ist Merz kein Rechtspopulist. Wenn er von Alice Weidel und der AfD spricht, spürt man die Abscheu. Den Umgang mit AfD-Abgeordneten im Bundestag nannte er „unangenehm. Das sind Leute, die sich nicht benehmen können“. Ihm wird ein rückständiges Frauenbild vorgeworfen. Seit 1981 ist Merz mit seiner Frau Charlotte verheiratet. Das Paar hat drei Kinder. Charlotte Merz ist selbst erfolgreiche Juristin. Trotz seiner politischen Ambitionen ist Familie für ihn ein wichtiger Rückzugsort. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt er über seine Ehefrau. Die Ehe gilt als modern und ausgeglichen.
Eine Anekdote aus seiner Kindheit zeigt, wie sehr er auf Durchsetzungskraft und Disziplin getrimmt wurde: Merz ist Linkshänder, wurde jedoch gezwungen, mit der rechten Hand zu schreiben. „Ich habe Tennis mit links gespielt, schreibe mit rechts, weil man es mir so beigebracht hat“, erinnert er sich. Ein Linker, der auf Rechts getrimmt wurde.
Merz will mit Trump auf Konfrontation gehen
Merz ist ein glühender Vertreter der europäischen Idee. Er sieht Deutschland nicht isoliert, sondern als Teil eines starken Europas. „Wir brauchen eine Bundesregierung, die nicht nur nationale Verantwortung übernimmt. Der deutsche Kanzler hat Führungsverantwortung in Europa – und ich werde das tun.“ Gleichzeitig will er Bürokratie abbauen, die europäische Wirtschaft stärken und enger mit Frankreich, Polen und Italien zusammenarbeiten. Donald Trump beäugt er skeptisch. Als deutscher Kanzler sei es „nicht seine Aufgabe, den US-Präsidenten glücklich zu machen.“ Merz hat erkannt: Es hat keinen Sinn, wenn Europa sich geopolitisch klein macht.
Ähnlich kompromisslos werden die Koalitionsverhandlungen aussehen. In der CDU gibt es viele Anhänger eines Bündnisses mit den Grünen, in der CSU eher Skepsis. Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder hält wenig von Schwarz-Grün: „Ich war zu Beginn offener dafür, aber die Grünen haben den Regierungspraxistest nicht bestanden.“ Merz selbst hält sich zurück, doch seine Botschaft ist klar: „Wir führen keinen Koalitionswahlkampf. Ein Partner hat sich nach uns zu richten, nicht umgekehrt.“
Merz will führen. Und zwar von vorne. Tugendhaft, diszipliniert, arbeitsam.
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