Neue Berechnungen zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit eines Einschlags des Asteroiden 2024 YR4 auf der Erde geringer ist als zunächst befürchtet. Am 19. Februar führten Teleskopbeobachtungen zu einer Neubewertung der Wahrscheinlichkeit eines Aufpralls im Jahr 2032. Diese wurde von den zuvor geschätzten 3,1 Prozent – der bislang höchsten je verzeichneten Bedrohung durch einen Asteroiden – auf 1,5 Prozent gesenkt.
Laut Richard Moissl, Leiter des Planetary Defence Office der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) in Frascati, Italien, wird dieser Wert voraussichtlich weiter auf unter ein Prozent sinken. Die fortlaufende Datenauswertung reduziert laut dem aktuellen Artikel im Fachjournal „Nature“ die Unsicherheiten in der berechneten Flugbahn des Asteroiden.
Zuvor war die Erde noch im Zentrum des möglichen Einschlagskorridors, doch aktuelle Berechnungen zeigen, dass unser Planet sich nun eher am Rand dieser Region befindet.
„Frage ist nicht, ob es passiert, sondern wann“
Der Asteroid 2024 YR4 bietet Forschern aber eine erste Gelegenheit, das neue internationale Protokoll zur Reaktion auf potenzielle Bedrohungen zu testen. Dieses Verfahren wurde nach dem unerwarteten Einschlag des Meteoriten von Tscheljabinsk im Jahr 2013 eingeführt. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit neuer Asteroiden-Überwachungsteleskope werden in Zukunft voraussichtlich mehr dieser potenziellen Einschlagsereignisse registriert, so Moissl: „Die Frage ist nicht, ob es passiert, sondern wann.“
Frühwarnsystem in Aktion
Asteroiden tauchen regelmäßig in den Beobachtungen der Wissenschaftler auf, aber selten mit einer so hohen Einschlagswahrscheinlichkeit wie YR4. Nachdem der Himmelskörper erstmals im Dezember 2023 gesichtet wurde, überschritt die berechnete Einschlagswahrscheinlichkeit am 27. Januar 2024 die 1-Prozent-Marke. Dadurch wurde das von den Vereinten Nationen mandatierte Internationale Asteroiden-Warnnetzwerk (IAWN) aktiviert.
Seitdem arbeiten die Wissenschaftler des Netzwerks intensiv daran, die genaue Geschwindigkeit und Flugbahn des Asteroiden zu berechnen, berichtet Moissl. Ihr Ziel ist es, das Risiko auf unter ein Prozent zu senken, bevor 2024 YR4 im April aus dem Sichtbereich erdgebundener Teleskope verschwindet und erst 2028 wieder beobachtbar sein wird.
Wissenschaft, „um die Welt zu retten“
IAWN führt regelmäßig Übungsszenarien mit hypothetischen Asteroiden durch. Dabei lernen Wissenschaftler, sich auf die wichtigsten Messungen zu konzentrieren, um schnell und präzise vorherzusagen, wann und wo ein Asteroid einschlagen könnte und welche potenziellen Schäden entstehen könnten.
Vishnu Reddy, Planetenwissenschaftler an der University of Arizona und Manager des IAWN, vergleicht diese Arbeit mit der schnellen Analyse von Daten durch Meteorologen und Seismologen. „Man muss verstehen, dass man hier Wissenschaft betreibt, um die Welt zu retten – um es mal so zu sagen.“
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.