„Freude unermesslich“

Nach Hoffen und Warten: Tal Shoham endlich frei!

Ausland
22.02.2025 09:11

Die Hamas übergab Samstagfrüh im Gazastreifen zwei Geiseln an Israel. Unter den Freigelassenen ist auch der Österreicher Tal Shoham, der über 16 Monate im Palästinenser-Gebiet festgehalten wurde. Die Familie in einer offiziellen Stellungnahme: „Die Freude und Erleichterung, die wir empfinden, sind unermesslich. Nach 504 Tagen der Ungewissheit über Tals Schicksal können wir nun langsam beginnen, die Scherben unseres Lebens aufzusammeln und zu heilen.“

Am Samstag wurden vorerst zwei weitere Geiseln im Rahmen des Abkommens zwischen Israel und der Islamistenorganisation im Austausch gegen Hunderte palästinensische Häftlinge freigelassen. Es handelt sich um den Österreicher Tal Shoham und Langzeitgeisel Avera Mengistu.

„Nur noch Minuten trennen uns“
Die Familie in einer ersten Stellungnahme vor dem ersehnten Wiedersehen: „Wir haben gesehen, dass Tal den Umständen entsprechend wohlauf ist. Eine ungeheure Last fällt von unseren Herzen. Nur noch Minuten trennen uns von dem Moment, an dem wir ihn wieder in die Geborgenheit der Familie aufnehmen können.“ (Lesen Sie die Stellungnahme der Familie nach der Freilassung Tals unten im Text, Anm.)

Tal Shoham ist nach seiner Freilassung endlich wieder mit seiner Familie vereint. (Bild: zVg)
Tal Shoham ist nach seiner Freilassung endlich wieder mit seiner Familie vereint.
Endlich kann Tal Shoham seinen Sohn wieder in den Arm nehmen. (Bild: zVg)
Endlich kann Tal Shoham seinen Sohn wieder in den Arm nehmen.
Tal Shoham umarmt nach seiner Freilassung seinen Sohn. (Bild: AP Photo/Ohad Zwigenberg)
Tal Shoham umarmt nach seiner Freilassung seinen Sohn.
Tal Shoham bei seiner Ankunft in Israel (Bild: AP Photo/Ohad Zwigenberg)
Tal Shoham bei seiner Ankunft in Israel

Nach Wiedersehen ins Krankenhaus
Die Männer wurden nach der Übergabe zu einem nahe gelegenen Stützpunkt der israelischen Armee gebracht, wo sie ihre Familien erstmals wiedersahen. Anschließend wurden die beiden in Krankenhäuser im Zentrum des Landes geflogen.

Bilder der Freilassung von Tal Shoham:

Tal Shoham kurz vor seiner Freilassung in Rafah im Gazastreifen. Shoham wurde bei der Übergabe gezwungen, einige Worte zu sagen. (Bild: AP Photo/Jehad Alshrafi)
Tal Shoham kurz vor seiner Freilassung in Rafah im Gazastreifen. Shoham wurde bei der Übergabe gezwungen, einige Worte zu sagen.
Tal Shoham (ganz links), Avera Mengistu (3.v.l.) (Bild: AFP)
Tal Shoham (ganz links), Avera Mengistu (3.v.l.)
Shoham und die Langzeitgeisel Avera Mengistu sind mittlerweile in Israel angekommen. (Bild: AP)
Shoham und die Langzeitgeisel Avera Mengistu sind mittlerweile in Israel angekommen.
(Bild: AFP)
(Bild: AFP)
(Bild: AFP)
(Bild: AP)
(Bild: AP)
Tal Shoham kurz nach seiner Freilassung (Bild: zVg)
Tal Shoham kurz nach seiner Freilassung
(Bild: Nach Hoffen und Warten: Tal Shoham ist endlich frei!)
Die Deiseln, die am 22. Feber freikommen sollen. 2.R.u.: Tal Shoham (Bild: AFP)
Die Deiseln, die am 22. Feber freikommen sollen. 2.R.u.: Tal Shoham

Neben dem austro-israelischen Familienvater Shoham und Mengistu kamen am Samstag auch die drei vom Nova-Festival entführten jungen Israelis Omer Shem-Tov, Omer Wenkert, Eliya Cohen fei. Die Langzeitgeisel Hisham al-Sayed soll noch im Laufe des Tages freikommen.

Video von Samstagfrüh: Die Hamas bereitet sich vor, sechs lebende israelische Geiseln aus dem Gazastreifen freizulassen

Austausch gegen hochrangige Hamas-Mitglieder
Sayed und Mengistu wurden beide seit rund zehn Jahren im Gazastreifen festgehalten. Die als psychisch krank beschriebenen Männer waren 2015 bzw. 2014 in das Gebiet eingedrungen. Unter den Palästinensern, die im Gegenzug freikamen, sollen rund 50 ranghohe Hamas-Mitglieder sein.

„Erleichtert und überglücklich“
Erleichtert über die Freilassung von Shoham zeigte sich das Außenministerium in Wien. Man habe 504 Tage lang „mit der Familie gebangt, gehofft und gewartet. Wir sind unglaublich erleichtert und überglücklich, dass Tal Shoham endlich freigelassen wurde und nun zu seiner Familie zurückkehren kann. Wir wünschen Tal und seinen Lieben, dass sie das Erlittene gemeinsam fernab der Öffentlichkeit verarbeiten können“, hieß es in einer Aussendung am Samstag.

Österreich habe sich seit dem 7. Oktober 2023 auf allen politischen und diplomatischen Ebenen sowie im Sicherheitsbereich intensiv für die Freilassung von Shoham und der anderen Geiseln eingesetzt. Bundeskanzler und Außenminister Alexander Schallenberg sowie sein Vorgänger Karl Nehammer (beide ÖVP) seien dazu in engem, vertrauensvollen Kontakt mit Partnern aus der Region gewesen. Der Dank Österreichs gelte allen Partnern, insbesondere Katar, Ägypten und den USA, denen man für die enge Zusammenarbeit danken möchte, so das Außenministerium weiter.

Auch Grünen-Chef Werner Kogler zeigte sich in einer Stellungnahme erleichtert. „Es ist eine riesige Erleichterung, dass unter den heute freigelassenen Geiseln der Hamas nun auch Tal Shoham, ein österreichisch-israelischer Staatsbürger, nach fast eineinhalb Jahren in den Tunneln der Hamas endlich wieder in die Freiheit entlassen wurde. Die Freude über seine Rückkehr ist groß. Ein herzliches Dankeschön an die Familie, die Freund:innen und die Angehörigen, die in dieser schwierigen Zeit nie aufgegeben haben, und an Karl Nehammer und Alexander Schallenberg für ihre unermüdlichen Bemühungen“, so Kogler.

Tal Shoham über 504 Tage in Geiselhaft
Shoham hat unglaubliche 504 Tage in Gefangenschaft überlebt. Er war eine von ungefähr 250 Geiseln, die die Hamas am 7. Oktober 2023 aus Israel entführte. 

Die Spülmaschine mit den Resten des letzten gemeinsamen Abendessens am 6. Oktober, dem Vorabend der Katastrophe, in dem Haus in Be‘eri, aus dem Tal Shoham mitsamt Familie entführt wurde. (Bild: zVg)
Die Spülmaschine mit den Resten des letzten gemeinsamen Abendessens am 6. Oktober, dem Vorabend der Katastrophe, in dem Haus in Be‘eri, aus dem Tal Shoham mitsamt Familie entführt wurde.

Tal war gemeinsam mit mehreren Familienmitgliedern aus einem Haus in Be‘eri verschleppt worden (siehe Video oben), das mittlerweile nur noch eine Ruine ist.

Frau und Kinder kamen im November frei
Tals Ehefrau Adi und die beiden kleinen Kinder, Naveh und Yahel, die deutsche Staatsbürger sind, sowie weitere Verwandte wie etwa Schwiegermutter Shoshan kamen am 25. November 2023 frei. Seitdem hoffen und bangen sie um den Ehemann und Vater.

Stellungnahme der Familie
„Beginnen, Scherben unseres Lebens aufzusammeln“

Heute um 12.05 Uhr, nach 505 Tagen Gefangenschaft im Gazastreifen – das sind über 40 Millionen unendliche Sekunden in Geiselzeit - konnten wir endlich unseren Sohn, Ehemann und Vater, Tal Shoham, sicher und wohlbehalten in die Wärme seiner Familie auf dem Militärstützpunkt der israelischen Streitkräfte (IDF) zurückholen. Die Freude und Erleichterung, die wir empfinden, sind unermesslich.

Nach den tragischen Ereignissen des 7. Oktober, bei denen drei unserer Familienmitglieder ermordet wurden, nach 50 Tagen, in denen acht von uns - einschließlich unserer kleinen Kinder Naveh (8) und Yahel (4) – selbst in Gaza als Geiseln festgehalten wurden, und nach über 500 Tagen der Ungewissheit über Tals Schicksal können wir nun langsam beginnen, die Scherben unseres Lebens aufzusammeln, zu heilen, aber auch endlich die Ruhe finden, um für unsere Verluste zu trauern.

(Bild: zVg, Krone KREATIV)

Wir sind Österreich unendlich dankbar für die unglaubliche Unterstützung, die wir in dieser Zeit erhalten haben. Unser besonderer Dank gilt dem ehemaligen Bundeskanzler Karl Nehammer, dem amtierenden Bundeskanzler Alexander Schallenberg, dem Sondergesandten Peter Launsky-Tieffenthal, dem österreichischen Botschafter in Israel, Nikolaus Lutterotti, gemeinsam mit allen ihren engagierten Kolleginnen und Kollegen weltweit, und nicht zuletzt Papst Franziskus, dem wir auf diesem Wege herzlich gute Besserung wünschen. Ihre persönlichen und unermüdlichen Bemühungen haben maßgeblich dazu beigetragen, diesen Tag möglich zu machen.

Gleichzeitig gilt unser Dank den österreichischen Medien und allen einzelnen Journalistinnen und Journalisten, mit denen wir in den letzten Monaten gesprochen haben, die unsere Geschichte begleitet und über die letzten 500 Tage dafür gesorgt haben, dass Tal nicht vergessen wurde.

Während wir überglücklich sind, Tal wieder bei uns zu haben, sind wir uns schmerzlich bewusst, dass viele Familien in Israel noch immer auf die Rückkehr ihrer Lieben warten, darunter auch Väter mit kleinen Kindern. Wir fühlen ihren Schmerz, und unsere Gedanken und Gebete sind bei ihnen. Wir werden ihren Kampf weiter unterstützen, bis jede Geisel nach Hause zurückkehrt. Ihr Kampf bleibt auch unser Kampf.

Und obwohl wir das berechtigte öffentliche Interesse verstehen und uns die überwältigende Unterstützung von so vielen Menschen zutiefst berührt, wird unser Fokus in den kommenden Stunden und Tagen auf Tals Wohlbefinden und Genesung liegen. Wir bitten daher respektvoll um Privatsphäre, während wir diese ersten Schritte wieder gemeinsam als Familie gehen und werden der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen, sobald es uns möglich ist. Von Herzen Danke!

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