Nach Tal Shoham
Hamas übergab auch sechste Geisel an Rotes Kreuz
Nach der Freilassung des Österreichers Tal Shoham, der Langzeitgeisel Avera Mengistu (38) und der drei vom Nova-Festival entführten jungen Israelis übergab die Hamas am Samstag schließlich auch die sechste Geisel an das Rote Kreuz. Im Gegenzug kommen 602 Palästinenser aus israelischen Gefängnissen frei. Darunter 50 mit lebenslangen Haftstrafen.
Nach Tal Shoham (40), der Langzeitgeisel AveraMengistu (39) und der drei vom Nova-Festival entführten jungen Israelis Eliya Cohen (27), Omer Wenkert (23) und Omer Shem Tov (22) ist seit dem frühen Samstagnachmittag auch die zweite Langzeitgeisel Hisham al-Sayed (36) frei.
Sayed und Mengistu wurden seit rund zehn Jahren im Gazastreifen festgehalten. Die als psychisch krank beschriebenen Männer waren 2015 bzw. 2014 in das Gebiet eingedrungen.
Propaganda-Veranstaltung zur Freilassung
Wie auch Tal und Avera zuvor wurden die drei jungen Israelis am Samstag gezwungen, vor ihrer Freilassung an einer von der Hamas inszenierten Propaganda-Veranstaltung teilzunehmen.
Bilder der am Samstag freigelassenen Geiseln:
Vermummte und bewaffnete Hamas-Kämpfer in Uniformen inszenierten die Übergabe erneut mit einer Bühne, lauter Musik und palästinensischen Fahnen. Die freigelassenen Geiseln mussten auf einem Podium dem Publikum zuwinken und bekamen „Urkunden“ über ihre Gefangenschaft ausgehändigt.
Fünf der sechs Männer sind mittlerweile in Israel. Dort würden sie medizinisch untersucht, ehe sie ihre Angehörigen träfen, teilte das israelische Militär mit.
Während Geiselhaft angekettet
Palästinensische Terroristen entführten Shem-Tov, Wenkert und Cohen vom Nova-Musikfestival in der Negev-Wüste. Cohens Partnerin überlebte das Massaker nach Angaben des Forums der Geiselfamilien, in dem sie sich unter Leichen versteckte. Cohen soll während seiner gesamten Geiselhaft angekettet gewesen sein, wie israelische Medien unter Berufung auf Berichte von jüngst freigelassenen Geiseln meldeten.
Sayed ist ein israelischer Araber, der die Grenze in den Gazastreifen 2015 auf eigene Faust überquert hatte. Gleiches gilt für den in Äthiopien geborenen Mengistu, der bereits seit 2014 in der Gewalt der Hamas ist. Die Hamas veröffentlichte auch Aufnahmen der beiden, im Jahr 2022 wurde Sayed etwa in einem Bett mit Sauerstoffmaske gezeigt. In Israel sorgte dies für Entsetzen.
Freilassung von drei Geiseln vorgezogen
Die Hamas ließ drei der sechs Geiseln früher als geplant frei. Drei Männer sollten gemäß dem Waffenruhe-Abkommen ursprünglich erst kommendes Wochenende freigelassen werden. Die Islamisten wollten, dass die Freilassung Dutzender hochrangiger Mitglieder der Terrororganisation aus israelischen Gefängnissen nicht in letzter Minute scheitert, berichteten mehrere Medien.
Laut der US-Nachrichtenseite „Axios“ gibt es sowohl aufseiten der palästinensischen Terrororganisation als auch innerhalb der israelischen Regierung Befürchtungen, dass die erste, sechswöchige Phase der Waffenruhe nicht wie verabredet bis Anfang März halten könnte – und wichtige Forderungen dann unerfüllt bleiben.
Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Jänner hatten Islamisten im Gazastreifen in mehreren Runden bisher 19 Geiseln freigelassen. Zusätzlich kamen fünf aus Israel entführte Thailänder unabhängig von der Vereinbarung frei.
Ende der ersten Phase in einer Woche
Das mehrstufige Abkommen zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass während einer ersten, sechswöchigen Phase nach und nach insgesamt 33 Geiseln, darunter acht Tote, im Austausch gegen 1.904 palästinensische Häftlinge freikommen. Vier weitere Leichen sollen laut Hamas kommende Woche übergeben werden. Damit wird der Austausch von Geiseln gegen Inhaftierte der ersten Phase abgeschlossen. Die erste Phase des Deals soll offiziell in einer Woche enden.
Berichten zufolge haben beide Kriegsparteien bisher, anders als vorgesehen, noch keine ernsthaften Verhandlungen über die zweite Phase der Vereinbarung geführt. Ob sie zustande kommt, ist ungewiss. Sie soll zu einem endgültigen Ende des Krieges sowie zur Freilassung der noch verbliebenen Geiseln führen. Im Gazastreifen werden noch mehr als 60 Geiseln festgehalten, etwa die Hälfte davon ist nach israelischen Informationen nicht mehr am Leben.
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