Nicole Ender-Jöchl:

„Wir wollen im Montafon Geschichte schreiben“

Vorarlberg
23.02.2025 10:55

Bei den Gemeindewahlen am 16. März würde Nicole Ender-Jöchl gerne den amtierenden Vandanser Ortschef Florian Küng (FPÖ) ablösen. Gelänge ihr das, wäre sie die erste Bürgermeisterin in der Talschaft. 

Für frischen Wind in der Vandanser Gemeindestube will künftig eine Frau sorgen. Nicole Ender-Jöchl ist der Name der 41-jährigen Gegenkandidatin des amtierenden Bürgermeisters Florian Küng. Das besondere an ihrer Liste: Es ist die einzige in ganz Vorarlberg, auf der ausschließlich Frauen kandidieren. „Geplant war das aber nicht“, betont Nicole Ender-Jöchl. „Wir haben durchaus auch ein paar Männer gefragt, aber die haben alle ihre Frauen vorgeschickt.“ Zum Mitarbeiten seien die Herren der Schöpfung aber durchaus verdonnert worden. Schließlich brauche es die Blickrichtungen beider Seiten, um etwas voranzubringen.

Die Idee, als Bürgermeisterin zu kandidieren, sei geboren worden, als sowohl die Vandanser Grünen als auch die Mitglieder der Fraktion „An frischa Loft“ überlegt hätten, nicht mehr anzutreten. „Damit hat es lange so ausgesehen, als würde es nur eine Liste geben. Ich habe mir gedacht, dass eine Wahl ohne Wahl doch keine Wahl ist“, erklärt Nicole Ender-Jöchl.

Nadine Kasper und Nicole Ender-Jöchl sind auf Stimmenfang. (Bild: sos)
Nadine Kasper und Nicole Ender-Jöchl sind auf Stimmenfang.

Im Gespräch mit Freunden und Bekannten sei dann der Entschluss gereift, eine eigene Liste auf die Beine zu stellen. „Aus dem Stand sind meinen Mitstreitern und mir 40 potenzielle Kandidaten eingefallen, die als Gemeindevertreter in Frage gekommen wären. Doch einige hatten keine Zeit, andere Angst, dass sie berufliche Nachteile hätten oder Genehmigungen von der Gemeinde nicht mehr bekommen würden, wenn sie kandidieren.“ Gerade die letzten Punkte würden zeigen, wie eingefahren die Strukturen seien und wie sehr es frischen Wind in Vandans brauche.

Altbackene Herren mit wenig fortschrittlichen Ansichten
Der Name der ehemaligen Landtagsabgeordneten der Grünen, Nadine Kasper, steht ebenfalls auf der parteifreien Frauenliste. Sie ist überzeugt davon, dass es künftig mehr Frauenpower in der Gemeindevertretung braucht. Zwar seien 2020 fünf Frauen in das 25 Mitglieder umfassende Gremium gewählt worden, bei den Sitzungen seien in der Regel aber nur drei anwesend – das weibliche Geschlecht wäre damit deutlich unterrepräsentiert. Die altbackenen Herren und ihre teils nicht sehr fortschrittlichen Ansichten würden dominieren. „Und wenn es um Themen wie fehlende Kinderbetreuungsplätze geht, kommen immer noch Wortmeldungen wie etwa die Frage, wieso Frauen überhaupt Kinder gebären, wenn sie doch keine Zeit haben, diese zu betreuen“, echauffiert sich Kasper.

Würde Bürgermeisterkandidatin Nicole Jöchl-Ender die Fäden ziehen, soll es nicht nur ein anderes Verständnis für die Rolle der Frauen geben. „Ich weiß, welche Unterstützung die Mütter, die Senioren, die Touristiker und die Mitglieder des Fußballvereins brauchen“, meint die Spitzenkandidatin. Gleichzeitig sei ihr aber auch die Sanierung des Gemeindebudgets ein Anliegen, denn finanziell gesehen würden die Vandanser mit dem Rücken zur Wand sehen. Viel Geld sei in den vergangenen Jahren für Experten ausgegeben worden. „Es braucht aber nicht die 50. Machbarkeitsstudie zum Feuerwehrhaus, sondern ein neues Gebäude“, nennt sie ein Beispiel.

Aus der Bevölkerung haben die Frauen bisher überwiegend positives Feedback erhalten. „Es hat sich nicht nur meine Freundin, die vor Begeisterung fast aus dem Skilift geflogen ist, unheimlich gefreut, dass ich kandidiere“, berichtet Nicole Ender-Jöchl. Mit viel Rückenwind und Optimismus gehen die Damen nun in die heiße Wahlkampfphase. „Vandans könnte Geschichte schreiben und die erste Bürgermeisterin im Montafon stellen“, gibt sich Nadine Kasper kämpferisch.

Sollte es für Nicole Ender-Jöchl nicht reichen, haben die Montafonerinnen mit Elisabeth Kuster (ÖVP) in St. Gallenkirch noch ein heißes Eisen im Feuer. Gewinnt sie gegen Lucas Bargehr (FPÖ) könnte sie die erste Frau in einer Montafoner Gemeindestube werden.

Hintergrund
Bürgermeisterbonus und überzeugende Premiere 2020

Der Vandanser Bürgermeister Florian Küng hat gute Chancen, sein Amt zu verteidigen. Der Erwartung bei der FPÖ sind hoch.

Seit Jahrzehnten ist Vandans mehr oder weniger fest in blauer Hand. Langzeitbürgermeister Burkhard Wachter regierte von 1985 bis 2020. Seine Begeisterung für den ehemaligen FPÖ-Bundesparteichef HC Strache hielt sich noch vor dessen Ibiza-Affäre sehr in Grenzen. Unter anderem bezeichnete Wachter ihn als „Hetzer“ und „Rabauken“. Bereits im Jahr 2005 kandidierte der Montafoner nicht mehr für die FPÖ, sondern trat auf einer Einheitsliste an. 2012 zog er den Schlussstrich und trat aus der Partei aus. Braun angehauchte Cartoons auf Straches Facebook-Seite hatten damals das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.

Burkhard Wachter hatte von 1985 bis 2020 das Bürgermeisteramt inne. (Bild: Gemeinde Vorarlberg)
Burkhard Wachter hatte von 1985 bis 2020 das Bürgermeisteramt inne.

Kurz vor den Gemeindewahlen 2020 übergab Wachter das Bürgermeisteramt an Florian Küng. Küng, der wiederum Mitglied der FPÖ Vorarlberg ist und bei der jüngsten Landtagswahl im Bezirk Bludenz auf Platz fünf kandidierte, schlug sich bei seiner ersten Gemeindewahl wacker. Im Herbst 2020 holte er mit der Liste „Gemeinsam für Vandans“ 63,11 Prozent. Auf Platz 2 landeten Markus Pfefferkorn von „An frischa Loft – parteiunabhängige Liste Vandans“ mit 29,74 Prozent. Die „Offene Liste Vandans und die Grünen“ mussten sich mit lediglich 7,15 Prozent zufriedengeben.

Klar die Nase vorne hatte Florian Küng auch bei der Bürgermeister-Direktwahl. 66,34 Prozent der Vandanser wählten ihn zum Ortschef. Markus Pfefferkorn holte 33,66 Prozent, die Grünen stellten keinen Bürgermeisterkandidaten.

Bei der FPÖ glaubt man auch dieses Mal an einen Wahlerfolg von Florian Küng. „60 bis 70 Prozent sollten realistisch sein“, meint ein Funktionär. Seine Gegenkandidatin beim Rennen ums Bürgermeisteramt ist dieses Mal Nicole Ender-Jöchl von der Liste „Zukunft Vandans“. Die Fraktion „An frische Loft“ bewirbt sich nur um Sitze in der Gemeindevertretung.

Besonders amüsant: Während für „Zukunft Vandans“ ausschließlich Frauen kandidieren, haben sich für die Liste „An frischa Loft“ nur Männer gefunden.

Porträt von Vorarlberg-Krone
Vorarlberg-Krone
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