Beim Blue Bird Festival und im Haus der Musik in Wien hat sich die in Portland ansässige Kendall Lujan schon live vorgestellt – nun legt das Top-Talent das heiß ersehnte Debütalbum „Lucky Penny“ nach und kommt wieder live nach Österreich. Mit der „Krone“ sprach sie vorab über das Werk und die bewusste gewählte Grenzenlosigkeit ihres Sounds.
Abseits der bekannten amerikanischen Musikmetropolen wie Los Angeles, New York, Nashville oder Detroit hat sich das beschaulich-progressive Portland im Nordwesten der USA längst schon als Perle der Underground-Kultur herauskristallisiert. Seit geraumer Zeit gibt es auch eine Querverbindung nach Wien. Dominik Schmidt, Gründer und Inhaber des Labels Rola Music, pendelt im Halbjahrestakt zwischen den USA und Österreich hin und her und nützt die Zeit im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“ dafür, interessante musikalische Acts auch in unseren Breitengraden bekannter zu machen. Ein gutes Beispiel ist Sängerin Kendall Lujan, die bei einer der vielen Open-Mic-Nächte in Portland ihre musikalische Kunst zum Besten gab, als Schmidt anwesend war und sich in das versatile Programm verschaut hat.
Keine Lust auf Einordnungen
Der Plattenvertrag war schnell unterschrieben und die ersten Sporen verdient. Lujan trat 2023 beim renommierten Blue Bird Festival im Porgy & Bess auf, war vergangenen Herbst in Wien dann auch noch im Haus der Musik vorstellig und hat für den Frühlingsbeginn nun auch weitere Termine in Rest-Österreich am Plan. Erstmals im Gepäck hat sie jetzt ab sofort ein Album – mit „Lucky Penny“ erschien dieser Tage ihr heiß ersehntes Debüt, das sie schon vor geraumer Zeit ankündigte, aber in akribischer Detailarbeit gefertigt wurde und doch noch länger gebraucht hat, bis es schlussendlich finalisiert war. In erster Linie setzt Lujan auf folkloristische Singer/Songwriter-Klänge, doch starre Genre-Einordnungen sind ihr per se fremd. So ist „Return To Sender“ ein astreiner Bossa-Nova-Track, mäandert „You Got Me” in Richtung Jazz und lassen sich partiell auch Indie-Rock-Fetzen herausfiltern. Was in der Theorie nach wildem Chaos klingt, erstreckt sich beim Hören zu einem kongruenten Gesamtkonzept.
„Mein Lieblingsgenre ist eigentlich Jazz“, verrät uns Lujan im „Krone“-Interview, „ich höre sehr viel Billie Holiday und Etta James und vergöttere diese Musik. Aber mein Gesang ist dafür nicht geeignet. Ich habe diese Art des Jodelns in meiner Stimme, das besser zu Indie-, Country- und Folk-Musik passt. So habe ich aus meinem Interesse und meiner Stimme meine ganz eigene Klangmelange herausgebildet.“ Portland als Homebase ist eine mehr als fruchtbare Örtlichkeit, um aus gängigen Rastern auszubrechen. Wie auch die Lebensweise an sich versteht man auch die musikalische Umsetzung dort als bahnbrechend und möglichst divers. „Auf meinem Album gibt es für alle etwas zu hören, die die angesprochenen Genres prinzipiell schätzen. Trotz allem haben die Songs einen schönen runden Bogen und klingen nicht zerfahren“, freut sich die Künstlerin über das Ergebnis der langen und harten Arbeit.
Musik in die Wiege gelegt
Lujan hat sich in den USA schon am beliebten „Tiny Desk“ von NPR bewiesen und gewann den „John Lennon Songwriting Contest“. Ihre Songs schreibt Lujan am liebsten abgeschieden bei regnerischer Umgebung und mit etwas Traurigkeit im Herzen. Nummern wie der Opener „How Ya Doin‘“, der Titeltrack „Lucky Penny“ oder „I Want To Be In Love With You” sind aus einer persönlichen Intimität heraus verfasst und geben tiefere Einblick in das Seelenleben der Musikerin. Die Liebe zur Musik war ihr in die Wiege gelegt. „Meine Mutter hat noch Videos von mir, wie ich meine Barbiepuppen ansinge“, lacht sie, „meine Eltern haben mich später dazu gezwungen, Klavierstunden zu nehmen, was ich hasste. Ich habe nie geübt und meine Klavierlehrerin schmiss damals sogar hin, weil es aussichtslos mit mir war. Ich habe die Liebe dazu erst spät entdeckt, vor ungefähr sieben Jahren meine ersten Songs geschrieben und dann mit dem Gitarrespielen begonnen.“
Aus der späten Leidenschaft scheint sich langsam ein echter Beruf zu entwickeln. Damit hätte Lujan vor geraumer Zeit noch nicht gerechnet. Sie leidet laut eigenem Bekunden an schwerem Lampenfieber und muss sich noch immer dazu überreden, die Bühne zu entern. Wenn sie dort aber steht und sich ihr Timbre mit den sanften Pastelltönen vermischt, dann kann man sich ruhend in die Klangwelten des jungen US-Talents fallen lassen. Nur selten rückt Lujan dabei von der Formel, sehr persönlich zu schreiben, ab. Etwa in „Return To Sender“. „Als in New York war, fand ich eine Postkarte aus dem Jahr 1910 und sie war an eine Frau namens Else in Portland, Oregon adressiert. Das war tatsächlich die Adresse meines Nachbarhauses! Das hat mich so fasziniert, dass ich einen Song darüber schreiben musste.“
Ein Kommen und Gehen
Fiktional ist auch der Inhalt des „Weird Birthday Song“. „Es geht um einen erfundenen Charakter namens Ginger, der aufgrund meiner Haarfarbe natürlich auch ich sein könnte. Ginger hat Geburtstag und will eigentlich gar nicht feiern, aber all ihre Freunde stellen eine Party auf die Beine und zwingen sie dazu. Das ist eine Metapher für die Tatsache, dass sehr viele Menschen oft etwas für andere machen, es aber insgeheim nur für sich selbst tun. Außerdem habe ich den Gedanken geliebt, neben den klassischen Geburtstagsliedern einmal einen neuen, völlig abgedrehten Song zu diesem Thema zu machen.“ In diversen Fernsehserien erprobt sich dafür schon ihr wohl bekanntester Song, „Goodbyes“, mit dem sie „Lucky Penny“ beschließt. „Im Leben lernt man so viele Menschen kennen. Manche blitzen kurz auf, andere sind länger da, wiederum andere bleiben für immer. Das Thema fasziniert mich sehr, ich musste einfach etwas dazu schreiben.“
Live in Österreich
Mit „Lucky Penny“ ist Kendall Lujan auf jeden Fall gekommen, um zu bleiben. Ihr neues Werk wird sie auch vierl Mal in Österreich vorstellen. Am 14. März spielt sie im Feldkircher Chybulski, am 8. April im Wiener Das Werk, am 11. April im Röda in Steyr und am 12. April im Kino Ebensee.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.