Extreme Belastungen

„Auch Polizisten brauchen psychologische Stützen“

Kärnten
23.02.2025 08:00

Ein Schockeinsatz wie das blutige und tödliche Terror-Attentat in Villach geht auch an Polizisten nicht spurlos vorüber. Für die Bewältigung derartiger Belastungen stehen ihnen Mitarbeiter des Psychologischen Dienstes sowie geschulte Kollegen zur Seite. 

„Wenn man zur Polizei geht, muss man das aushalten“ – so eine oft gehörte Stammtisch-„Weisheit“. Doch Einsatzkräfte sind Menschen wie jeder andere auch – mit Sorgen, Ängsten, Emotionen. Und gerade sie sind es, die bei schrecklichen Ereignissen meist als Erste vor Ort sind, diese hautnah miterleben. Wie eben auch die Einsatzkräfte vergangenen Samstag in Villach.

Um mit derartigen psychischen Belastungen umgehen, diese verarbeiten zu können, wurde im Polizeiwesen vor über 30 Jahren der sogenannte „Peer Support“ (auf Deutsch: Kollegen-Unterstützung) ins Leben gerufen.

„Einst war der Grundgedanke, Beamten nach einem lebensgefährdenden Waffengebrauch zur Seite zu stehen. Es gibt aber viele andere Situationen, mit denen Polizisten zu kämpfen haben“, so Psychologin Elisabeth Schneider, Leiterin der Abteilung Psychologischer Dienst im Innenministerium.

Mit ihrem 24-köpfigen Spezialistenteam aus Psychologen, Psychotherapeuten und Lebens- bzw. Sozialberater ist sie grundsätzlich für die psychologische Notfallbetreuung von Polizisten zuständig. Allerdings hat sie in jedem Bundesland verlängerte Arme: eben die sogenannten Peer-Supporter. Von Elisabeth Schneider und ihrem Team speziell geschulte Polizisten, die neben deren normalen Exekutivtätigkeiten freiwillig und ohne Extrabezahlung Kollegen im Notfall zur Seite stehen.

In Kärnten gibt es sieben psychologische Polizeibetreuer. (Bild: BMI/Bernhard Elbe)
In Kärnten gibt es sieben psychologische Polizeibetreuer.

Sieben „Peer Supporter“ in Kärnten
„Sie sind in den Bundesländern die ersten Ansprechpartner. Allein in Kärnten sind aktuell sieben dieser psychologischen Unterstützungsbeamten im Einsatz. Eine Kollegin davon ist direkt in der Polizeischule angesiedelt. Selbstverständlich stehen wir diesen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite – wenn nötig auch vor Ort.“

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Mein Team ist für alle Exekutivbeamte da – falls jemand Unterstützung benötigt, stehen wir jederzeit zur Verfügung. Einfach melden!

Elisabeth Schneider, Leiterin der Abteilung „Psychologischer Dienst“ im Innenministerium

Die Hauptgründe für eine Unterstützungsanforderung durch Beamte seien laut der Expertin vielschichtig: „Das kann ein schwerer Verkehrsunfall sein, eine Amtshandlung, wo man selbst bedroht oder verletzt wurde. Oder vor allem auch Einsätze, bei denen Kinder betroffen sind. Wie jetzt auch in Villach.“

„Viele Einsatzkräfte sind selbst Eltern, das macht es noch schwieriger. Es passt nicht in unsere Illusion, dass Kindern einfach nichts passieren darf. Derartig extreme Situationen kann man in keiner Schule trainieren. Da weiß man erst danach, was es mit einem macht, in einem auslöst.“

Jährlich rund 400 Anlassfälle
Statistisch gibt es laut Elisabeth Schneider pro Jahr österreichweit rund 400 Anlassfälle, im Zuge derer ihr Team entweder nach bestimmten Ereignissen eigenständig die beteiligten Kollegen kontaktiert, die Psychologen von Vorgesetzten der Beamten informiert werden oder sich die Betroffenen selbst bei ihnen melden.

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