Bis zu 78 Wochen müssen Patienten im Burgenland auf eine Operation warten. Besonders für Schmerzgeplagte ist das eine Belastungsprobe.
Hüftschmerzen, Knieschmerzen oder verschwommene Sicht – wartet man dringend auf einen Operationstermin, kann das zu einer Nervenprobe werden. So geht es auch Gertrude B. aus dem Südburgenland. Die 58-Jährige wartet seit 8 Monaten auf eine neue Hüfte. Seit einigen Jahren leidet sie unter zunehmend starken Schmerzen, die ihr tägliches Leben und ihre Arbeit erheblich beeinträchtigen. Eine Operation würde ihr helfen, doch auf dem Weg dahin ist Geduld gefragt. Nach insgesamt einem Jahr Wartezeit soll es in drei Monaten endlich so weit sein.
Einen Privatarzt kann ich mir nicht leisten, daher muss ich es einfach aussitzen.
Gertrude B.
„Ich zähle schon die Tage, aber jammern bringt ohnehin nichts. Einen Privatarzt kann ich mir nicht leisten, daher muss ich es einfach aussitzen“, sagt die lebensfrohe Dame, die sich von ihren Schmerzen nicht unterkriegen lassen will. Dass der Geduldsfaden von Frau B. so lang ist, ist ihrer positiven Art geschuldet.
Franz H: „Die Politik vergisst auf die Menschen“
Bei Franz H. aus dem Nordburgenland ist das anders. „Meine Frau wartet seit über einem Jahr auf ihre Knieoperation. Ich sehe jeden Tag, dass sie leidet, nur helfen kann ich ihr nicht. Das macht einen wütend“, sieht der Pensionist vor allem den Fehler bei der Politik. „Die sind nur mit sich selbst beschäftigt und vergessen auf die Menschen. Über Jahrzehnte zahlen wir in ein Sozialsystem ein und was haben wir am Ende davon – nur Ärger?“
Wartezeiten: Zwischen 10 Monaten und 1,5 Jahren
Trotz Bemühungen der Spitäler haben sich die Wartezeiten für OPs im Vergleich zum Vorjahr auch im Burgenland nicht wesentlich verbessert. Auf den Wartelisten herrscht noch immer Stau – obwohl die aufgeschobenen OPs aufgrund der Pandemie längst nachgeholt worden sein sollten.
In den Kliniken der Gesundheit Burgenland (Güssing und Oberwart) wartet man im Durchschnitt zehn Monate auf eine Gelenksersatzoperation. Zwischen 4 und 6 Monaten auf eine Gelenksspiegelung.
Einen Erfolg vermeldet die Gesundheit Burgenland hingegen bei den Katark-Operationen (Augen). Hier konnte die Wartezeit im Jahr 2024 von 9 Monaten auf 4–5 Monate gesenkt werden.
Leute werden immer älter und Zahl der Operationen steigt
Mit Wartezeiten von über einem Jahr, muss man im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder in Eisenstadt rechnen, wenn man ein neues Knie- oder Hüftgelenk braucht. Die Gründe dafür sind vielfältig, heißt es vom Krankenhaus-Betreiber. Unter anderem sei das auf die demografische Altersstruktur zurückzuführen. Hier merke man eine steigende Anzahl an Eingriffen bei Schenkelhalsfrakturen. Diese müssen zeitnah versorgt werden, und das reduziert zwangsläufig die Kapazität für geplante Eingriffe. Auch Unfälle und Verletzungen nach Freizeitunfällen in der Region Neusiedler See merkt man im Krankenhaus Eisenstadt.
Mehr Personal und mehr Kapazitäten als Lösung
Entgegenwirken will man mit mehr Personal und zusätzlichen OP-Kapazitäten, um untertags mehr Planoperationen durchführen zu können. Große Hoffnung setzt man auch auf die Inbetriebnahme der Klinik Gols. Durch die Etablierung eines Trauma-Netzwerkes, inklusive der Integration der Unfallambulanz Frauenkirchen, soll die Unfall- und Traumaversorgung noch schneller werden, heißt es.
Gesundheit Burgenland-Chef: „Es wird besser“
Man ist drauf und dran, die Situation überall zu verbessern, sagt Dr. Stephan Kriwanek, Medizinischer Geschäftsführer der Gesundheit Burgenland. Blickt man in andere Bundesländer, dann seien die Wartezeiten im Burgenland deutlich kürzer. Aber wo macht sich diese Verbesserung bemerkbar? „Bei gutartigen Operationen der Prostata ist es uns beispielsweise durch eine Kooperation mit der Klinik Kittsee gelungen, die beträchtliche Warteliste deutlich zu verkürzen“, so Kriwanek.
Entschärft habe sich auch die Personalsituation. „Im Bereich der Ärztestellen sind wir nahezu vollbesetzt und auch seit Inbetriebnahme der neuen Klinik Oberwart werden wir im Laufe des Jahres noch in die Vollauslastung der OPs kommen“, sagt der Medizinische Geschäftsführer.
Expansionskurs im Bereich der Orthopädie
Auf Expansionskurs ist auch die Abteilung für Orthopädie in der Klinik Oberwart, wo man erstmals seit langer Zeit wieder durchgehend zwei OP-Säle bespielt. Eine deutliche Verkürzung der Wartezeiten für Gelenksersatz-Eingriffe erwartet man sich bei der Gesundheit Burgenland ab dem Jahr 2026. Dann wird es einen eigenen Fachschwerpunkt für Orthopädie in Kittsee geben, in der neuen Klinik Gols soll eine eigene Abteilung daraus werden.
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