Kärnten, Steiermark und Wien setzen es bereits flächendeckend um, nun wird bundesweit darüber diskutiert: ein Smartphone-Verbot an Schulen. In Vorarlberg sind Politik und Lehrervertreter indes noch zurückhaltend.
Kurz vor Schulbeginn in einer Vorarlberger Mittelschule: Bereits vor Erklingen der Schulglocke sitzen viele Schüler in kleinen Gruppen zusammen. Doch anstatt sich miteinander zu unterhalten, blicken sie starr auf ihre Smartphones. Einige scrollen durch TikTok, andere spielen Online-Games oder schreiben in Whatsapp-Gruppen. Auch im Unterricht wird immer wieder heimlich aufs Handy geschaut – man könnte ja Memes, eine Nachricht oder ein Video verpassen. Die Schüler sind unaufmerksam und abgelenkt. Gibt es eine Ermahnung vom Lehrer, reagieren viele Schüler genervt – zum Teil sogar aggressiv. Auch in den Pausen bleibt das Smartphone für viele das wichtigste Medium. Anstatt sich zu bewegen oder sich mit anderen auszutauschen, wird die Auszeit mit den Sozialen Medien verbracht. Im schlimmsten Fall werden sogar abfällige Kommentare über Mitschüler oder Lehrkräfte gepostet und Fotos und Videos von Unterrichtssituationen oder Mitschülern verbreitet – ein perfekter Nährboden für Mobbing.
Diese von Lehrkräften zitierten Beispiele zeigen, dass ein unregulierter Umgang mit Smartphones in der Schule zu Ablenkung, sozialer Isolation und sogar Mobbing führen kann. Schüler haben zunehmend Schwierigkeiten, sich längere Zeit auf eine Aufgabe zu konzentrieren, zeigen weniger soziale Kompetenzen im direkten Kontakt und sind stärker dem Druck Sozialer Medien ausgesetzt. Auch die schulischen Leistungen verschlechtern sich teilweise, da die Schüler sich oft mehr mit ihrem Smartphone als mit dem Unterrichtsstoff beschäftigen. Stellt sich die Frage: Könnten diese Probleme durch klare Regeln oder ein Smartphone-Verbot zumindest reduziert werden?
Das Bundesland Kärnten hat vergangene Woche per Erlass ein Handyverbot in Volksschulen durchgesetzt. Handys seien als „den Schulbetrieb störende Geräte“ einzustufen. Die Schüler müssen ihre Phones nun für die Unterrichtszeit abgeben. Die Strafen bei Nichtbeachtung reichen von Verwarnungen und Klassenbucheinträgen bis hin zu Mitteilungen an die Eltern. Alle Schulen wurden aufgefordert, ein Smartphone-Verbot in ihren Hausordnungen niederzuschreiben. Lediglich dann, wenn das Handy für den Unterricht gebraucht wird, darf es von den Schülern genutzt werden.
Der Ist-Zustand in Vorarlberg
In den meisten Volksschulen in Vorarlberg ist die Nutzung von Smartphones bereits durch die Hausordnung untersagt. Das bestätigt Schullandesrätin Barbara Schöbi-Fink (ÖVP): „In Vorarlberg haben wir bereits Empfehlungen zur Einschränkung der Handynutzung an Schulen ausgesprochen, die auch ohne Erlass eine große Wirksamkeit zeigen.“ Sie begrüßt zwar „die Einschränkung der Nutzung digitaler Endgeräte an Schulen“, zweifelt jedoch an der Umsetzbarkeit per Erlass durch die Länder. Denn diese Erlässe seien rechtlich nicht verbindlich. „Ein verbindliches Handyverbot könnte nur auf Bundesebene umgesetzt werden.“
So manche Schule würde sich ein solches wünschen – nicht zuletzt, um einheitliche Standards zu haben. Während Befürworter den Kinderschutz ins Treffen führen, werfen Kritiker die Frage auf, ob ein solches Verbot nicht eher an Mittelschulen, wo die Kinder zwischen 10 und 14 Jahre alt sind, sinnvoller wäre. Die Steiermark setzt das Handyverbot immerhin bis zur sechsten Schulstufe um – Wien geht noch einen Schritt weiter und erlässt ein solches auch für alle Mittelschulen.
Was sich die Lehrer wünschen würden
Ein zentrales Argument für ein Verbot ist die zunehmende „Handysucht“ vieler Kinder. Ein Verbot könnte folglich Kinder von einer übermäßigen Nutzung abhalten und ihnen mehr Raum für persönliche Interaktionen geben. Eine Umfrage unter Wiener Pflichtschullehrern hat ergeben, dass eine deutliche Mehrheit von 87 Prozent ein Verbot befürwortet. 41 Prozent der Befragten gaben an, dass es bereits Probleme durch Handys im Unterricht gegeben habe, berichtet die Lehrergewerkschaft. Und in Vorarlberg? Die Lehrergewerkschaft lässt die Frage offen, ob es ein generelles, bundesweites Handyverbot braucht.
Die Vorsitzende der Pflichtschullehrergewerkschaft, Alexandra Loser, wirft ein: „Die Bedürfnisse und Gegebenheiten an den einzelnen Standorten sind sehr unterschiedlich, was einheitliche Regeln schwierig macht.“ Darüber hinaus betont auch Loser, dass „in Vorarlberger Mittelschulen ein Handyverbot bereits großteils über die Hausordnung geregelt ist“. Ein Rundruf habe jedoch ergeben, dass sich einige Schulen eine landesweit einheitliche Regelung wünschen würden. „Dann gäbe es die Diskussion nicht, dass es Schule A so handhabt und Schule B anders.“
Während die Diskussion weitergeht, bleibt offen, welche Auswirkungen ein generelles Smartphone-Verbot tatsächlich hätte. Wäre es eine sinnvolle Maßnahme zum Schutz der Kinder? Oder doch nur ein symbolischer Schritt ohne langfristige Wirkung? Ist ein Handyverbot gar der komplett falsche Ansatz? Und wäre es nicht besser, würden Kinder in der Schule einen vernünftigen Umgang mit ihrem Smartphone lernen?
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