Mit seiner Band BAP schrieb Wolfgang Niedecken deutsche Rockgeschichte. Seinem großen Helden Bob Dylan huldigt er mit seiner „Dylanreise“ und Pianist Mike Hertung heute im Mozartsaal des Wiener Konzerthauses. Wir trafen ihn vorab zum Frühstück, um ausführlich über sein Verhältnis zu „His Bobness“ zu sprechen.
„Krone“: Wolfgang, dein Auftritt heute Abend im Wiener Konzerthaus im Zuge deiner „Dylanreise“ ist nach mehr als 100 Konzerten samt Lesung der allerletzte. Ein angemessener Rahmen?
Wolfgang Niedecken: Während Corona konnte ich endlich das Dylan-Buch für die Kiwi-Musikliteraturreihe, wo Künstler über jene Künstler schreiben, die sie am meisten beeindruckt haben. Ich habe ganz subjektiv geschrieben, denn keiner braucht eine zehntausendste Biografie. Als das Buch gedruckt vorlag, rief mich das Hamburger Literaturfestival an, ob ich nicht in der Elbphilharmonie etwas zu Dylans 80. Geburtstag machen möchte. Also wollte ich etwas aus dem Buch vorlesen und ein paar Stücke auf Englisch oder Kölsch vorsingen – die Weltsprachen nehmen sich da nichts. (lacht) Allein wollte ich das aber nicht machen, also rief ich meinen alten Freund Mike Herting an, den ich länger kenne, als es BAP gibt. Er ist der Pianist für die speziellen Anlässe und hatte sofort Lust. So haben wir das Programm entwickelt, aber als wir damit fertig waren, wussten wir, dass ein Auftritt damit zu wenig wäre. So riefen wir Konzertveranstalter an und haben uns ein paar Termine zusammenstellen lassen – daraus wurden mehr als 100 Events. Es hat sich alles schön organisch entwickelt, ohne groß mit Pomp und Trara aufzufahren. Es begann zu Corona mit Abstand und Masken und die Leute haben die Musik genossen. Alles hat sich so warm und schön angefühlt – als wären sie bei mir im Garten. Hauptberuflich habe ich ja noch immer mit BAP zu tun. Schauen wir mal, wohin sich alles entwickelt.
Immerhin bringt dich die „Dylanreise“ nach Wien. Mit BAP warst du schon hier und da zu sehen, aber relativ sehen und im kleineren Rahmen.
Mit der Produktion, mit der wir in Deutschland als BAP unterwegs sind, können wir nicht nach Wien gehen - da zahlen wir immer drauf. Die letzten Male kamen mit kleinem Besteck und haben uns ein bisschen angepasst, aber wir sind daheim natürlich größer.
Ist die „Weltsprache Kölsch“ für den Österreicher doch etwas zu absonderlich?
Nein, aber ich glaube, das liegt auch daran, dass Wien Ungarn und Tschechien näher ist als Deutschland. Zudem habt ihr Wiener auf meinem Sektor eine eigene Szene, von der auch ihr gelernt habe. Ludwig Hirsch, Wolfgang Ambros und Co. Wir haben sie alle noch in den frühen 70er-Jahren kennengelernt, als wir mit BAP noch gar nicht daran dachten, jemals aufzutreten. Ein Typ aus der damaligen Wohngemeinschaft meiner ehemaligen Freundin sagte mir, in Wien gäbe es einen Typen, der macht ähnliche Musik wie wir – und dann kramte er das Album „Hoffnungslos“ von Wolfgang Ambros hervor, auf dem unser langjähriger Schlagzeuger Jürgen Zöller spielte. Es ist nach wie vor mein Lieblingsalbum von ihm. Es ist melancholisch und schwarzseherisch. Der Wiener neigt ja dazu, während der Kölscher eher die Frohnatur ist. Der Wiener feiert aber genauso gerne, nur vielleicht ein bisschen dunkler.
So wie auch du standen Ambros und Hirsch Bob Dylan sehr nahe und bewunderten bzw. bewundern ihn. Habt ihr euch unter den „Dylanologen“ da auch ausgetauscht über Dylan?
Georg Danzer habe ich viel zu spät kennengelernt. Ich hielt ihn immer für sehr arrogant, aber als ich ihn das erste Mal traf, war er ungemein lieb. In der Außenwirkung strahlte er immer Distanz aus. Mit Ambros verstand ich mich immer gut. Er kann gut grummeln, aber wenn man ihn einmal hat, dann ist es gut. (lacht)
Im Gegensatz zu vielen anderen Fans und Befürwortern hast du Bob Dylan zweimal persönlich getroffen. Der bekannte Spruch „Never Meet Your Idols“ traf bei dir nicht zu?
Die Treffen waren reiner Zufall. Ich habe mich nicht jahrelang darum bemüht und ich hätte auch damit leben können, ihn nicht zu treffen. Beim ersten Mal war es ein Filmdreh für den BAP-Film, wo Regisseur Wim Wenders mir sagte, Dylan würde am Abend in der Stadt spielen. Er war verheiratet mit Ronee Blakely, die bei Dylans „Rolling-Thunder-Revue“-Tour mit dabei war. Ich wusste, Wim kennt sich bei Dylans Musik aus und Dylan stand auf Wims Filme. Also gingen wir hin und er nickte immer wieder mal zu uns rüber. Danach gab es ein Gespräch unter erwachsenen Männern, die sich über die preußischen Könige unterhalten haben. Das hat ihn damals interessiert. Dylan ist eine Art Universalgelehrter, der überall sehr interessiert ist und alles zu Songmaterial formen kann. Als Künstler reist du als trockener Schwamm durch die Welt und saugst alles auf.
Das zweite Treffen passierte, als ich ihm eine Lap-Steel-Gitarre übergab. Tom Pettys Gitarrist Mike Campbell erzählte ihm, dass die Firma Duesenberg eine ganz spezielle Lap-Steel-Gitarre kreierte, was Dylan interessant fand. Er rief dort an und bestellte ein Exemplar. Die riefen mich an und fragte mich, ob ich ihm das Ding nicht in Saarbrücken übergeben wolle. Nach dem Konzert wartete ich hinter der Bühne, er kam freudestrahlend auf mich zu und gab mir die Ghettofaust. Damals wusste man noch gar nicht, was das bedeutet. (lacht) Als er die Gitarre auspackte, war er wie ein kleiner Junge, der eine neue Lok unterm Weihnachtsbaum findet – es war pure Freude. Er interessierte sich für irdische Dinge. Etwa, wie man eine Gitarre stimmt. Da war keine Begleitperson, die aufpasst, nichts. Wir zwei standen in der Backstage-Neonhölle und haben ein bisschen geplauscht. Er hätte auch scheiße drauf sein können, aber es war wirklich nett und zwanglos. Ich habe viele meiner Idole kennengelernt, die waren alle super. Vor Chuck Berry hat man mich gewarnt, und der war wirklich unausstehlich. Aber wenigstens zu allen und nicht nur zu mir. (lacht)
Du hattest dein musikalisches Erweckungserlebnis mit Bob Dylan als Kind bzw. früher Teenager. War Dylan für dich Aufbruch in den 60er-Jahren, wo in Deutschland und auch Österreich alles auf heile Nachkriegswelt machte und der zwanglose Schlager dominierte? Brachte er die nötigen Kanten rein?
Bis die Beatles kamen, habe ich mich überhaupt nicht für Musik interessiert. Es gab Kirchenmusik, Wander- und Marschmusik und Schlager. Die Alten hörten Jazz und Dixie-Sounds. Für uns Junge gab es nichts. Als ich 13 war, kam die zweite Beatles-Single raus. Auf der einen Seite mit „From Me To You“, auf der anderen Seite „Thank You Girl“. Was war denn das? Dann haben wir in der „Bravo“ gesehen, wie sie aussahen. Zudem machten sie alles selbst und es gab keinen Schlagertypen, der vor der Bigband tanzte. Das hat uns alles imponiert. Wir haben Pfadfinder im Wald gespielt und am nächsten Tag Beatles. Ein, zwei Jahre später kam Dylan mit „Like A Rolling Stone“ und der Song hat mich komplett weggehauen. Als Fan von Paul McCartney spielte ich im ersten Projekt natürlich Bass – was sonst? Bei einem Schulfest spielten wir ein Konzert und unser damaliger Sänger sagte ab, weil er Abitur hatte. Er brachte aber „Like A Rolling Stone“ mit und hatte den Text rausgeschrieben und auf Deutsch übersetzt. Dann haben wir das gehört und da war mir klar, dass jemand anders Bass spielen muss. Ich wollte solche Stücke schreiben, wie der Typ mit der Sonnenbrille. Das war mein Urknall. Die Beatles waren erste Vorbilder. Man zog sich so an und hat versucht, die Haare lang wachsen zu lassen, was im Internat nicht einfach war. „Like A Rolling Stone“ beginnt aber mit dem Schlag auf die Snare, und dann geht es los. Da kriege ich noch heute eine Gänsehaut. Der Song hat alles verändert. Dylan sang über Dinge, von denen wir überhaupt keine Ahnung hatte. Unfassbare Wortkombinationen, die es anfangs bei den Beatles noch nicht gab. Das waren eher Schlagertexte.
War Bob Dylan für dich der Urknall für die Pop- und Rockhistorie – trotz der Beatles und der Rolling Stones?
Ich glaube schon. Ich bin auch großer Stones-Fans, keine Frage, aber was Dylan an Lyrik gebracht hat, das ist der Urstamm für viele Bands, die sich später daran orientiert haben. Die Kinks waren auch sehr gut, aber sehr britisch. Ray Davies war ein toller Geschichtenerzähler, aber er hat sich musikalisch nicht an Amerika orientiert, so wie es Dylan machte. Wobei man die Historie da gesamt sehen muss. Wenn man ganz weit zurückgeht, dann ist der Blues wahrscheinlich die Volksmusik von Mali. (lacht)
Imponierte dir Dylan als Texter mehr als er das als Musiker tat?
Es ist irre, welche Stücke er komponiert hat. Man weiß nicht genau, wer ihm alles dabei geholfen hat, denn ich glaube nicht, dass er die Musik an sich erfunden hat. Er ist jetzt stimmlich auch kein Caruso, aber er hat etwas ganz Eigenes, mit seiner Kunst umzugehen. Über die Jahre hat man auch gelernt, dass er sich nie angepasst hat und authentisch geblieben ist – auch in seinen Irrtümern. Er hat immer nur das gemacht, was er machen wollte. Natürlich gab es da eine Midlife-Crisis, die sich auch im Leben eines Bob Dylan niederschlug, aber so geht es allen. Warum sollte er sowas nicht haben? Er hatte auch eine Zeit, wo er nicht mehr wusste, was er tun soll. Da hat ihm Bono von U2 sehr geholfen, als er ihn Produzent Daniel Lanois vermittelt und der Funke plötzlich wieder da war. „Political World“ von dem Album „Oh Mercy“ aus 1989 war herausragend.
Was waren für dich als großen Fan die größten Irrungen, die mit Dylan zu verbinden sind?
Ich hätte auf Alben wie „Self Portrait“ oder „Nashville Skyline“ verzichten können. Damals bin ich ihm auch untreu geworden. Ich hatte kein großes Budget für Platten und da habe ich dann doch lieber die „IV“ von Led Zeppelin gekauft. (lacht) Ich habe dann fünf Jahre studiert und anschließend Zivildienst und da habe ich mit jemandem Essen auf Rädern ausgefahren, der bei Dylan geblieben ist. Er hat mir „Blood On The Tracks“ und „Desire“ nähergebracht und das hat mich wieder zurückgeholt. Er meinte, ich hätte genau im falschen Moment aufgehört, ihn zu hören. Gut, dass der mich noch dahin geführt hat und ich danke ihm auch im Buch.
Du bist selbst ein sehr religionskritischer Mensch. Wie gehst du mit Dylans schwer christlicher Phase um?
Religion und Sexualität sind Privatsache. Nur wenn man anfängt, damit jemanden zu missionieren, wird es merkwürdig.
Es ist aber nicht mehr reine Privatsache, wenn jemand die Themen in die Öffentlichkeit trägt, wie es auch bei Dylan der Fall war.
Das Cover von „Saved“ war furchtbar und die Texte sind Kirchenmusik. Aber die Musik ist genialer Gospel-Chor. Die drei Backgroundsängerinnen und die Inbrunst in seiner Stimme sind schon genial. „Slow Train Coming“ davor war auch ein hervorragend produziertes Album. „Shot Of Love“ war aber auch schön, aber es gab dann noch welche, wo man merkte, dass er uninspiriert war. Man weiß nicht genau, warum, aber man kann es sich zusammenreimen. Auf „Down In The Groove“ ist mit „Death Is Not The End” eine gute Nummer drauf. Auf „Knocked Out Loaded” haben wir „Brownsville Girl” und das war es. Das hat er aber auch selbst gemerkt und dann kam die Verzweiflung - bis ihm Bono die Erlösung vermittelte. (lacht)
Macht es einen guten Fan aus, dass er seinen Helden, so wie du, auch kritisch betrachtet?
Auf jeden Fall, das ist essenziell. Ich habe so viele furchtbare Gigs von ihm gesehen. Er spielte mal in der Frankfurter Festhalle mit Tom Petty und den Heartbreakers und Roger McGuinn. Das Konzert war gut, bis er auf die Bühne kam – dann war es furchtbar. Das ist aber okay. Kritikfähig sollte man für sich und seine Idole immer bleiben. Wenn etwas nicht gut war, dann war es eben nicht gut. Manchmal habe ich das Gefühl, Dylan bräuchte einen guten Freund, der ihm sagt, dass es so nicht geht und er lieber gleich daheimbleiben, als auf die Bühne gehen soll, wenn er keine Lust hat. Aber das wird sich Dylan wahrscheinlich niemand sagen trauen.
2019 richtete Dylan nach Jahren des Live-Schweigens das Wort erstmals wieder ans Publikum - bei einem seiner zwei Konzerte im Konzerthaus, wo du heute Abend auch spielst. Er echauffierte sich darüber, dass die Leute ihn mit Handys fotografieren und diese Meldung kam bis auf die Startseite des „Rolling Stone“. Womit könnte man dich auf der Bühne erzürnen?
Na gut, Dylan will nicht fotografiert werden. Das ist aber schon lange so, bevor es Smartphones gab. Er will keine Scheißfotos von sich verbreitet haben und das ist eine Form von Eitelkeit. Natürlich nervt es auch, wenn ständig geblitzt wird. Mich persönlich nervt am meisten, wenn das Ordnungspersonal mein vernünftiges Publikum drangsaliert wird. Da ermahne ich dann auch das Ordnungspersonal, wenn es über die Stränge schlägt. Das bringt mich dann so aus der Konzentration, dass ich nicht mehr in Ruhe das tun kann, was ich tun möchte und muss. Davon hat niemand was. Auf der laufenden Tour kam das in Stuttgart vor, sonst aber sehr selten. Da war ich ein bisschen Trapattoni-mäßig drauf, das war nicht so gut. Da hätte die Impulskontrolle schon durchdringen müssen. (lacht) Ich verstehe aber schon, dass sie einen schwierigen Job haben, aber manchmal ist man zu den Leuten wirklich zu streng. Etwa als bei einer Ballade mal eine Frau das Handylicht eingeschaltet hat und mitschwang – so wie eben Wunderkerzen. Die wurde dann dauernd ermahnt und das ist wirklich übertrieben.
Hat Bob Dylan den Literaturnobelpreis 2016 deiner Ansicht nach verdient gewonnen?
Ja. Als an diesem Morgen die Entscheidung feststand, klingelte das Telefon bei mir andauernd. Ich war nicht darauf vorbereitet, aber ich sagte, dass es schon gerechtfertigt gewesen wäre, wenn er ihn nur für „A Hard Rain’s A-Gonna Fall“ bekommen hätte. Dazu stehe ich auch. Lieder von dieser Qualität – zum Beispiel auch „Desolation Row“ - sind unfassbare Werke. Wie viele Leute er damit hinter sich gebracht hat, denen er beibrachte, sich für etwas zu interessieren. Für mich haben diese Lieder einen ganzen Kosmos eröffnet. Hör dir mal „Desolation Row“ an und lies die Texte mit – da musst du dich viel genauer damit befassen. Wenn du in die Sekundärliteratur schaust, siehst du erst, was da alles damit zusammenhängt. Ohne Bob Dylan hätte ich wahrscheinlich nie Malerei studiert.
Ist Dylan aber auch daran schuld, dass du deine Band BAP ins Leben gerufen hast?
Er ist natürlich auch daran schuld. Die Stücke, mit denen ich anfangs in Kneipen auftrat und die mich zum „Südstadt-Dylan“ machten, haben mich früh geprägt. Ich hatte damals seine Locken und auch die Mundharmonika dabei. Ich orientierte mich am frühen Talkin‘ Blues von Dylan. Wenn du in Köln mit traurigen Liedern in die Kneipe kommst, drehen sich die Leute an der Theke um und trinken Bier – so kriegt man sie nicht. Auch wenn viele Meilen zwischen ihm und mir liegen, war er auf jeden Fall ein guter Lehrer.
Die Frage nach deinem Lieblingsalbum von Bob Dylan ist wahrscheinlich obsolet. Wie soll man sich als Fan da entscheiden?
Ich habe mich so viel mit Dylan befasst, dass das schwer zu sagen ist. Wirklich interessant wurde er mit dem Dreisprung „Bringing It All Back Home“, das halbakustisch war, „Highway 61 Revisited“, wo „Like A Rolling Stone“ drauf war, und zum Abschluss „Blonde On Blonde“. Das erschien alles innerhalb von einem Jahr und diese Alben würde ich immer als Erstes nennen. Später kommen noch „Blood On The Tracks“ und „Desire“ und dann wird’s schwierig. Die Lanois-Produktionen sind toll und das Alterswerk ist so großartig. Niemand rechnete damit, dass da noch was kommt. Sein bislang letztes, „Shadow Kingdom“, war auch wieder fantastisch. Wenn du mir aber die Pistole an die Brust setzt und mich dazu zwingst, ein Album für die einsame Insel zu wählen, dann wohl „Blonde On Blonde“ – denn das ist eine Doppel-LP. (lacht)
Ein „Rolling Stone“ ist nicht nur Bob Dylan, der in seinen 80ern noch immer tourt – auch du bist weit davon entfernt, in künstlerische Live-Rente zu gehen …
Solange man selbst Spaß daran und sowohl körperlich als auch geistig in der Lage dazu ist, das zu tun, ist das super. Eine schöne Form zu leben. Ich kenne Dylan nicht so gut, dass ich sagen kann, warum er immer unterwegs ist. Privat musste er sicher eine Menge durchmachen, aber das dringt nie nach draußen. In den „Chronicles“, seiner Biografie, steht das, was für die Öffentlichkeit bestimmt ist und mehr gibt’s nicht. Er hält das bewusst unter Verschluss, denn als Bob Dylan will man nicht in der Yellow Press landen – das ist unwürdig. Sein Sohn Jakob Dylan erzählt auch nichts. Irgendwann mal meinte er, wenn er „Blood On The Tracks“ hört, dann höre er seine Eltern. (lacht)
Weil wir das Thema vorher kurz angeschnitten haben – was würdest du denn Bob Dylan sagen, wärst du ein guter Freund von ihm?
Sagen würde ich nur etwas, wenn ich sein Vertrauen hätte. Man kann niemanden überfallen. Ich würde ihn über viele Dinge befragen, die er gemacht hat. Als Vater von vier Kindern weiß ich, dass man niemals hingeht und ungefragt seine Meinung über irgendein Thema abgibt. Das macht man nur, wenn man gefragt wird. Ich glaube, das schätzen meine Kinder auch sehr an mir. Besserwisserisch würde ich auch bei Dylan nicht sein. Ich will aber viel wissen. Wie ist das, mit dem Komponieren der Stücke? Wer hat da mitgearbeitet? Ich habe schon mit Leuten, wie etwa Larry Campbell, aufgenommen, die mit Dylan gearbeitet haben, aber die frage ich auch nicht proaktiv. Ich bin keiner, der in irgendeiner Form intrigiert oder herauskratzen will. Wenn man mir was erzählt, dann ist es gut. Wenn nicht, dann nicht.
Spielst du mit dem Gedanken, diese „Dylanreise“ später – vielleicht in einer veränderten oder adaptierten Form – wieder aufzunehmen?
Es gibt jetzt mal ein neues Programm: „Zwischen Start und Ziel – Lieder und Geschichten aus dem Leben“ - das ist mal der Arbeitstitel. Die „Dylanreise“ gibt es jetzt aber und wenn wir wieder Lust haben, es zu spielen, spielen wir es. Es ist jeden Abend ein Erlebnis, mit Mike zu spielen, weil er musikalisch perfekt ist und die gemeinsame Verwirklichung so gut funktioniert. Ich kann gut Rhythmusakkorde spielen, aber er hält alles zusammen. Wir hatten nicht einen Abend, wo wir genervt waren oder keine Lust darauf hatten. Vielleicht können wir auch mal doppelt in einer Stadt spielen. Samstags „Zwischen Start und Ziel“ und sonntags noch einmal die „Dylanreise“. Wenn die Leute Lust haben, anzureisen, haben sie dann mehr. Wir sind extrem flexibel, weil wir nur mit zwei Autos unterwegs sind. In einem ich, meine Frau, der Hund, zwei Gitarren, ein kleiner Klapptisch und das Backdrop. Im anderen Mike, unser Toningenieur und ein E-Piano, falls es mal irgendwo keinen Flügel geben sollte. Wir sind sehr nah an den Leuten und das ist wunderschön. Da komme ich zurück zum Storyteller. Ich bin Maler und singe in einer Rockband – aber der Oberbegriff ist Storyteller. Als wir für unseren Film unterwegs waren, hat Wim Wenders mal gesagt: „Schreib auf den Hotelformularen einfach Heimatdichter hin“ - was ich auch gemacht habe. (lacht)
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