Wiener Staatsoper

Druiden jetzt auch am Ring! Das Match der Normas

Kritik
23.02.2025 18:44

Nach Asmik Grigorians fulminanter „Norma“ im Theater an der Wien enttäuschen Federica Lombardi und Juan Diego Flórez in der Staatsoper in Cyril Testes profilloser Bellini-Inszenierung.

Das Match der beiden Normas ist geschlagen: Haushoch hat die grandiose Asmik Grigorian in Vasily Barkhatovs Inszenierung im Theater an der Wien gegen die Staatsopern-„Norma“ Federica Lombardis gewonnen.

Wer sich da an Renata Scotto, Montserrat Caballé oder Edita Gruberova erinnert, fragt sich, was sich das Besetzungsbüro gedacht hat. Lässt doch Lombardis Sopran strahlende Kraft, Feuer in den Koloraturen, dramatischen Aplomb und die Leidenschaft einer von ihrem Gatten Pollione gedemütigten Priesterin vermissen, die ihr Keuschheitsgelübde gebrochen hat.

Eine Norma im hässlichen Hauskleid, ohne Pep. Blass und bieder geriet ihre Arie „Casta diva“, am überzeugendsten ihre große Szene mit der Rivalin Adalgisa, der sehr einfühlsam singenden jungen russischen Mezzosopranistin Vasilisa Berzhanskaya.

Asmik Grigorian triumphiert als Norma im Theater an der Wien. (Bild: Theater an der Wien/© Monika Rittershaus)
Asmik Grigorian triumphiert als Norma im Theater an der Wien.

Theater an der Wien vs. Staatsoper:

Inszenierung: 
Theater an der Wien: packendes Drama in präziser, stimmiger Personenregie / Wiener Staatsoper: altbackene   Stehpartie an der Rampe in seltsamer Kostümierung.

Besetzung:
Asmik Grigorian brennt, liebt, leidet grandios – Federica Lombardi singt brav, aber berührt kaum.

Gesamteindruck:
Mitreißendes Musiktheater wie unterm Brennglas vs. uninteressantes Opernspiel, falsch besetzt, verloren im großen Haus.

Endstand: 3 : 0

In der Staatsoper singt Federica Lombardi die Druidenpriesterin. (Bild: (c) Wiener Staatsoper/Michael Poehn)
In der Staatsoper singt Federica Lombardi die Druidenpriesterin.

Ausgiebig Buhs gab es für Publikumsliebling Juan Diego Flórez, der Pollione, den römischen Prokonsul in Gallien, zwar mit feinem Belcanto, aber ohne heldisches Strahlen singt. Gesamteindruck: mit Ausnahme des Priesters Oroveso von Ildebrando D’Arcangelo zu leicht besetzte Partien. Am Pult des Staatsopernorchesters erwies sich Michele Mariotti als gediegener Routinier.

Profillose Theaterroutine mit vielen Videos bietet auch Regisseur Cyril Teste, der bejubelt, aber ebenso heftig ausgebuht wurde: ein häusliches Ehedrama.

Stehtheater mit viel Händeringen, in dem Norma zum Finale in den Feuertod geht – Warum Pollione ihr nicht folgt, bleibt unklar. Valérie Grall entwarf wenig inspirierte Bilder, eine Allzweck-Halle und einen vernebelten Wald.

Teste ließ vom Pariser Parfumeur Kurkdjian einen „Norma“-Duftkreieren, den man im Plastikbeutel mitnehmen kann. Ich habe die Plastikfolie geöffnet. Jetzt riecht’s bei mir holzig, erdig, modrig. Hab ich jetzt zu Hause den heiligen Wald der Druiden? Oder den Mief eines gallischen Dorfs um 100 n. Chr.?

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