Die bereits dritte Übersetzung der dänischen Autorin Tine Høeg ist vor Kurzem im Grazer Droschl-Verlag erschienen. „Hunger“ ist ein einfühlsames Tagebuch einer Frau mit unerfülltem Kinderwunsch. Am 26. Februar erscheint die Verfilmung „Eine Kopenhagener Liebesgeschichte“ auf Netflix.
Was die Mitte 30-jährige Kopenhagener Schriftstellerin Mia fühlt, ist wie Hunger: ein animalisches, nicht unterdrückbares Bedürfnis. Mia will ein Kind. Ihr Partner Emil auch – aber es funktioniert nicht.
„Hunger“ ist das Tagebuch einer Frau, die sich einer Fertilitäts-Behandlung unterzieht. Sie spritz Hormone, lässt sich Eizellen entnehmen, geht zur Akupunktur und sorgt sich um die Spermien ihres Mannes. Sie hat Sex, auch wenn sie sich selbst zwingen muss. Sie trägt die Verantwortung, trägt die Last.
Der weibliche Körper, ein Gefängnis
Einen besonders einfühlsamen Ton findet Høeg (Übersetzung: Gerd und Ingrid Weinreich) für die scheinbaren Widersprüche im Leben Mias, etwa, wenn sie sich nach deren Abtreibung um ihre Freundin Gro kümmert. Høeg bedient sich bewusst Metaphern aus der feministischen Literaturgeschichte, etwa Sylvia Plaths „Glasglocke“: der weibliche Körper, die Mutterschaft, Gefängnis und Befreiung zugleich. „Hunger“ greift ein (noch) selten in der Literatur verarbeitetes Thema auf und ist auch immer ein Plädoyer für Entscheidungsfreiheit.
Obwohl es 400 Seiten dick ist, liest sich „Hunger“ schnell und entwickelt einen richtigen Sog. Rohe, gefühlt ungefilterte Gedanken schleudert die Autorin auf die Seiten, und doch hält man immer wieder inne, um sie wirken zu lassen: „Schreibe ich zu viel über das Unglück? Das Glück gibt es ja auch“, heißt es einmal, oder: „und wir sollen von Liebe erdrückt werden und alles soll blühen“.
Am Mittwoch, 26. Februar, feiert die Verfilmung des im Original 2022 erschienenen Romans auf Netflix Premiere: „Eine Kopenhagener Liebesgeschichte“.
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