Nach Terrorattacke

Villach trauert: Ein Herz aus Lichtern für Opfer

Kärnten
23.02.2025 18:40

Nach dem tödlichen Terroranschlag hat die Stadt Villach eine Trauerwoche ausgerufen – Sonntagabend nimmt sie mit einem 15-minütigen bewusst schlicht gehaltenen Abschluss ein Ende.

Unter dem Motto „Ein Herz, eine Stadt. Villach hält zusammen“ kamen am Sonntag noch einmal Freunde und Bekannte des getöteten 14-Jährigen sowie weitere Betroffene zusammen. Gemeinsam beendeten die Hunderten Trauernden sie die Woche der Trauer, die die Draustadt nach dem schrecklichen Terrorattentat ausgerufen hat.

Am Samstag, 15. Februar, war der Syrer Ahmed G. zuerst auf einen völlig wehrlosen 14-Jährigen losgegangen und hatte danach noch andere Passanten teils schwer verletzt. Ein toter Bub, der heute zu Grabe getragen wird, fünf zum Teil Schwerletzte, darunter noch zwei Jugendliche: Das ist die Bilanz der verheerenden Messerattacke in Villach vor einer Woche.

„Kummts guat ham“
Am Sonntag platzierten nun Schwimmer der Feuerwehr und der Wasserrettung im Beisein unzähliger Trauergäste ein beleuchtetes Herz in der Drau – um es als Zeichen unvergänglicher Liebe flussabwärts ins Land hinaus treiben zu lassen.

(Bild: Klaus Loibnegger)
(Bild: Klaus Loibnegger)
(Bild: Klaus Loibnegger)
(Bild: Klaus Loibnegger)
(Bild: Klaus Loibnegger)

Begleitet wurde die Zeremonie von bewegenden musikalischen Klängen und rührenden Worten von Schauspielerin und Poetry-Slammerin Estha Sackl. Sie sprach davon, dass alles dunkel geworden sei mit einem Schlag, und davon, dass ein Lichtermeer dieses Dunkel erhelle, ein Lichtermeer der Gemeinsamkeit. „Villach steht zusammen, Villach hält zusammen, weil uns das verbindet, weil wir Menschen sind“, schloss die Künstlerin. Das hell erleuchtete Herz trieb die Drau hinab, während am Ufer und auf der Brücke eigens aufgestellte Lichter den dunklen Fluss erhellten. „Kummts guat ham, Villach hält zusammen“, bedankte sich Sackl. Die Villacherinnen und Villacher machten sich langsam auf, still verließen sie die Brücke.

Lesen Sie hier den ganzen Text von Schauspielerin und Poetry-Slammerin Estha Sackl: Mein kleines Raumschiff

Manchmal will ich von der Erde flüchten.
Kennt ihr das Gefühl?
Alles überfordert mich.
Manchmal komme ich zurecht,
aber jetzt gerade nicht.
Also nur noch weg von hier.
Aber wohin? Wenn es hier passiert ist,
kann es doch überall passieren.

Der Ort, den ich Zuhause nannte,
ist ganz plötzlich dunkelschwarz.
Und das alles macht mir Angst.
Ich würde am liebsten in ein Raumschiff steigen.

Klappe zu, dicke Wände, ganz allein.
Nur noch flüchten, ich bin sicher ihr kennt das Gefühl.

Alles von oben betrachten.
Losgelöst. So losgelöst, dass es mir nicht mehr weh tun kann.
Mein kleines Raumschiff würde also abheben.
anfangen zu schweben, über dem Boden,
und von da würd´ ich sehen, ein paar Meter weiter oben schon:

Da ist ja gar nicht alles schwarz. Es ist nicht so dunkel, wie es schien
Da ist ja etwas... und dann schaue ich genauer hin:
Ein Licht, fast unsichtbar, so winzig klein,
doch: eins... zwei... drei...
ja, ein ganzes Lichtermeer erhellt die Dunkelheit.

Und zu jeder Flamme, zu jedem kleinen Licht,
gehört ein Mensch,
und jeder dieser Menschen fühlt wie ich.
Denn da ist etwas, das uns verbindet.
Da ist etwas, das uns vereint.
Es ist die Fähigkeit, 
aller Widrigkeit zum Trotz,
gemeinsam hier zu sein.
Und ein Feuer zu entfachen.
Um das Licht, das uns jemand nehmen wollte,
wieder anzumachen.

Das ist es, das uns verbindet.
Das ist es, das uns vereint.
Da ist Würde. Da ist Trost.
Da ist die Menschlichkeit.
Da ist ein Hoffnungsschimmer,
der im Schein der Lichter flimmert
und sich spiegelt
im sanften Wellengang der Drau
und in allen Augen
die jetzt auf ihn gerichtet sind.

Auf das, was uns verbindet.
Auf dass wir Menschen sind.

Eine Woche nach der Schreckenstat
Der blutige und tödliche Angriff geht auch an den Polizeibeamten nicht spurlos vorüber – bei so extremen Belastungen wie in diesem Fall brauchen „auch Polizisten psychologische Stützen in Form von Peer-Support“, erklärte Psychologin Elisabeth Schneider, Leiterin der Abteilung Psychologischer Dienst im Innenministerium, gegenüber der „Krone“.

Dass der Attentäter im Verfahren um Mord mit terroristischem Hintergrund nun auf Steuerzahlerkosten einen Rechtsanwalt bekommt, sorgt für viel Kritik. Doch: In einem funktionierenden Rechtsstaat hat jeder in Österreich das Recht auf juristischen Beistand; wer sich keinen leisten kann und diesen aber aufgrund der vorgeworfenen Straftat oder einer schwierigen rechtlichen Angelegenheit braucht, bekommt ihn über das Gericht im Wege der Verfahrenshilfe.

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