Finanzlage verbessert

Hartberg zieht Schlussstrich unter „Karibik-Fluch“

Steiermark
25.02.2025 06:00

Stadion-Umbau und neues Stadthotel: Solche Schlagzeilen sollen Hartberg prägen und nicht mehr die Finanzmisere und politischen Turbulenzen von einst. Vor der Gemeinderatswahl am 23. März steigt die (An-)Spannung in der oststeirischen Bezirkshauptstadt merklich – trotz positiver Nachrichten in der Karibik-Causa. 

Das politische Klima: vergiftet. Die Finanzlage: düster. Der Gestaltungsspielraum: klein. Als Marcus Martschitsch vor acht Jahren das Bürgermeisteramt in Hartberg übernahm, war die oststeirische Bezirksstadt in gehöriger Schieflage.

Im Februar 2025 sitzt Martschitsch recht entspannt in seinem Büro im Rathaus. Nicht nur, dass seine ÖVP seit der Rückeroberung der absoluten Mehrheit 2020 weniger Gegenwind im Gemeinderat hat und die Stimmung wesentlich beruhigter ist – auch die Budgetsituation hat sich stark verändert: „Unsere Kassa ist immer im Plus. Ich habe mit mehr als 13 Millionen Euro Schulden begonnen, jetzt sind es zwei Millionen Euro.“

Wahl 2020

  • ÖVP: 54,9 Prozent (15 Mandate)
  • SPÖ: 11,2 Prozent (3 Mandate)
  • FPÖ: 5,9 Prozent (1 Mandat)
  • Grüne: 13,7 Prozent (3 Mandate)
  • Bürgerliste Hartberg: 14,4 Prozent (3 Mandate)

„Wir bleiben Bezirkshauptstadt“
Geholfen hat dabei die ökonomische Stärke Hartbergs mit Leitbetrieben wie Ringana, Prolactal und Durmont. „Wir sind bei der Wirtschaftskraft mit Abstand die Nummer 1 im Bezirk“, sagt Martschitsch. Ein Verweis auf Fürstenfeld, das durch die Fusion mit Söchau in Sachen Einwohner noch weiter davonzieht. Für den Hartberger Stadtchef ist dennoch klar: „Wir bleiben die nächsten 100 Jahre Bezirkshauptstadt.“

Dabei wird auch in Hartberg immer wieder eine Fusion mit den Umlandgemeinden Greinbach, Hartberg Umgebung und St. Johann in der Haide thematisiert. Das Thema ist heikel, Martschitsch hält den Ball flach. Auch SPÖ-Spitzenkandidat Herwig Matejka sieht derzeit kaum Chancen auf eine Fusion. Deutlich offensiver ist Vizebürgermeister Michael Horvath von der Hartberger Bürgerliste: Sie hat die Zusammenlegung mit dem Umland gleich als ersten Punkt ihrer „Vision 2030“.

Vizebürgermeister Michael Horvath von der Hartberger Bürgerliste  (Bild: HBL )
Vizebürgermeister Michael Horvath von der Hartberger Bürgerliste 

Geld aus Spekulationsverlusten wieder aufgetaucht
Aber zurück zur Finanzlage: In die Schlagzeilen geriet Hartberg einst, weil man vier Millionen Euro aus dem Sparkassen-Verkauf mit Spekulationen in der Karibik versenkt hat, man fiel dabei auf Milliardenbetrüger Bernie Madoff rein. Der Grüne Christoph Wallner, früher AK-Konsumentenschützer, arbeitet sich seit jeher in das Thema ein – und hat kurz vor der Wahl positive Nachrichten: Dank hartnäckiger Ermittler aus den USA ist fast das gesamte verloren geglaubte Geld aus der Madoff-Affäre wiedergefunden, konkret fast 94 Prozent! Auch Hartberg bekommt so einen wesentlichen Teil zurück. 

Der Verbleib von weiteren drei Millionen Euro ist aber noch immer ungeklärt. „Wenn wir Grüne das Vertrauen bekommen, können wir weiter an diesem Fall arbeiten“, gibt er die Hoffnung nicht auf. 

Grünes Spitzenduo: Ingrid Nerath und Christoph Wallner  (Bild: Marusa Puhek)
Grünes Spitzenduo: Ingrid Nerath und Christoph Wallner 

Neues Hotel soll Aufschwung einleiten
Aktuell dominieren aber andere Themen die Hartberger Politik. Etwa die Innenstadt, die von vielen Leerständen geprägt ist. Nun soll der Aufbruch gelingen. Das liegt vor allem an einem geplanten Hotel der Naturkosmetikfirma Ringana: Künftig sollen Schulungen von „Frischepartnern“ aus der ganzen Welt in Hartberg stattfinden und so für eine Grundauslastung des Hauses sorgen.

Martschitsch: „Geplant ist keine Gastronomie im Haus, die Gäste sollen die umliegenden Lokale nutzen.“ Die Vision ist, dass man zudem an den Wochenenden eine Hochzeitslocation in Kombination mit dem Schloss wird. Das Schloss wollte Ringana vor ein paar Jahren übrigens kaufen – dagegen machten Teile der Opposition, wie die Grünen, mobil. Wallner: „Wir sprechen uns weiter gegen den Verkauf des Schlosses aus, es soll als Kulturstätte erhalten bleiben.“

Ein zweites Hoffnungsprojekt für die Innenstadt ist der Umbau des sogenannten Mogg-Hauses hinter dem Rathaus. Hierhin zieht die Bücherei und ein Elektro-Fachhändler, dazu gibt es einen Durchgang zur Fußgängerzone. „Beide Projekte sollen den Stein ins Rollen bringen“, hofft Martschitsch.

„Viel versprochen, wenig gehalten“
Teile der Opposition sehen die Innenstadt-Entwicklung wesentlich kritischer, etwa Horvath: „Viel versprochen, wenig gehalten“, meint er. Klar ist aber wie in vielen anderen Städten: Die großen Handelsketten wird man nicht mehr in die Zentren zurückholen, die Zukunft liegt bei kleinen, feinen Shops, Dienstleistungen und Veranstaltungen.

Auf Schiene ist der Umbau des Hartberger Bundesligastadions heuer im Sommer. Neun Millionen Euro fließen dafür vom Land Steiermark. Noch nicht auf Schiene ist der zweite Südautobahn-Anschluss an der Gemeindegrenze zu Buch-St. Magdalena. Das würde die Verkehrslawine in der Stadt um bis zu 8000 Fahrzeuge täglich reduzieren, so die Hoffnung. Bisher scheiterte man aber an der grünen Verkehrsministerin Leonore Gewessler.

ÖVP will die absolute Mehrheit sogar ausbauen
Politisch ist die Ausgangslage klar: Die ÖVP, für die auch wieder Landtags-Klubobmann Lukas Schnitzer antritt, will die absolute Mehrheit halten, Martschitsch gibt als Ziel sogar ein zusätzliches Mandat aus. Zweistärkste Kraft war bisher die Bürgerliste, die erstmals mit Horvath als Spitzenkandidat antritt. Er präsentiert sich offensiv, spricht von „lang verschobenen Entscheidungen“ und einem „verfallenen Hallenbad“ und bringt Visionen wie einen herausragenden Bildungs- und Sportcampus und sogar eine Fachhochschule ins Spiel.

SPÖ-Spitzenkandidat Herwig Matejka  (Bild: Scheriau Erwin)
SPÖ-Spitzenkandidat Herwig Matejka 

Die SPÖ unter Herwig Matejka hofft auf leichte Zugewinne: „Es gibt genügend Dinge zu erledigen, etwa Straßensanierungen, die Sanierung des Hallenbads, die Schaffung von Krisenwohnungen und mehr Spielplätze“, zählt er einige Dinge aus.

FPÖ-Mann war Einzelkämpfer
Einzelkämpfer war fünf Jahre lang Luca-Andre Geistler von der FPÖ. Der Landtagsabgeordnete möchte diesmal aber auf zumindest drei Mandate zulegen: „Wir haben ein zehnseitiges Arbeitsprogramm vorgelegt.“ Straßensanierungen sind auch bei den Blauen ein großes Thema, sie fordern unter anderem auch eine jährliche Bürgerversammlung in jeder Katastralgemeinde.

Luca-Andre Geistler (FPÖ) ist auch Landtagsabgeordneter.  (Bild: Juergen Fuchs)
Luca-Andre Geistler (FPÖ) ist auch Landtagsabgeordneter. 

Die Grünen haben unter ihren 25 Kandidaten 13 Frauen. Sie sprechen die immer häufigeren Extremwettereignisse an und wollen dafür das Problembewusstsein schärfen. Bereits versiegelte Flächen sollen doppelt genutzt werden, Stichwort: PV-Anlagen bei großen Parkplätzen.

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