Bahn erholte sich

Corona-Nachwirkungen: Mehr Rad, weniger Auto

Österreich
24.02.2025 06:46

Corona hat das Mobilitätsverhalten kurzfristig massiv eingeschränkt und auch langfristig verändert. Geblieben sind ein höherer Rad- und geringerer Autoanteil sowie mehr Homeoffice mit Auswirkung aufs Pendeln.

Im Jahr 2020 legten Pkw auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen um 22,2 Prozent weniger Kilometer zurück als im Jahr 2019 (von 29,024 Milliarden Kilometer auf 22,586 Milliarden Kilometer), zeigten laut VCÖ Daten der Asfinag. Noch im Jahr 2023 fuhren Pkw um 250 Millionen Kilometer weniger auf dem hochrangigen Straßennetz als im Jahr 2019, trotz des geringfügig – um 16 Kilometer – längeren Straßennetzes. Erst im Vorjahr wurde das Niveau von vor fünf Jahren erreicht. In den Jahren davor nahm der Autoverkehr auf Österreichs Autobahnen und Schnellstraßen jedes Jahr zu.

Der Mobilitätsrückgang auf allen Straßen insgesamt hatte auch positive Auswirkungen auf die Zahl der Verkehrstoten. Mit rund 340 Opfern wurde 2020 der niedrigste Wert seit Beginn der Aufzeichnungen im Innenministerium im Jahr 1950 registriert. 2024 gab es nach zwischenzeitlichen Anstiegen die zweitniedrigste Totenzahl (349).

Bahn auch dank Klimaticket erholt und mit Rekord
Der öffentliche Verkehr war von der Pandemie ebenfalls stark betroffen. Im Jahr 2020 nahm die Zahl der Fahrgäste in Österreichs Bahnen um 39 Prozent auf 192,2 Millionen ab, die mit den Bahnen gefahrenen Kilometer gingen um rund 45 Prozent auf 7,4 Milliarden zurück. Im Jahr 2023 wurde aber bereits ein neuer Rekordwert erreicht, informiert der VCÖ: Mit 328,4 Millionen war die Zahl der Fahrgäste um fast vier Prozent höher als im Jahr 2019, mit 14,5 Milliarden wurden um acht Prozent mehr Kilometer mit der Bahn gefahren als im bisherigen Rekordjahr 2019.

Der Öffi-Verkehr in Wien hat noch nicht das Vor-Pandemie-Niveau erreicht. (Bild: Agata Kadar - stock.adobe.com)
Der Öffi-Verkehr in Wien hat noch nicht das Vor-Pandemie-Niveau erreicht.

„Dass bereits im Jahr 2023 mehr mit der Bahn gefahren wurde als im Jahr 2019, ist auch auf das Klimaticket zurückzuführen, wodurch für viele das Bahnfahren attraktiver und für viele auch günstiger wurde, insbesondere auch für Pendlerinnen und Pendler“, erläuterte VCÖ-Experte Michael Schwendinger. In Wien, wo es bereits seit dem Jahr 2012 eine günstige Öffi-Jahreskarte gibt, hat der öffentliche Verkehr das Vor-Pandemie-Niveau noch nicht erreicht. Im Jahr 2020 sanken die Fahrgastzahlen um 39 Prozent auf 574 Millionen. Bis zum Jahr 2023 waren sie zwar um 218 Millionen auf 792 Millionen gestiegen, lagen aber noch um 147 Millionen unter dem Rekordwert des Jahres 2019. In Linz war die Zahl der Fahrgäste im Jahr 2023 mit 98,5 Millionen um 13,5 Millionen niedriger als im Jahr 2019.

Pendelverkehr gedämpft, Reisen wieder stark gestiegen
Der Anteil von Homeoffice ist nach wie vor höher als vor der Pandemie, was die Zunahme des Arbeitspendelverkehrs bremst. Zusätzlich hat in den vergangenen Jahren die Zahl der Unternehmen zugenommen, die Mobilitätsmanagement umsetzen und damit den Anteil der Beschäftigten, die mit Öffis, Fahrrad und Fahrgemeinschaften zur Arbeit kommen, erhöht haben.

Anders beim Reise- und Ausflugsverkehr. Hier ist kein dämpfender Faktor mehr vorhanden. Im Gegenteil, die Anzahl der Reisen ist massiv gestiegen. Laut Statistik Austria machten die Österreicher im Jahr 2023 insgesamt 27 Millionen Urlaubsreisen, um 5,8 Millionen bzw. 27 Prozent mehr als im Jahr 2019. Die Urlaubsreisen mit dem Auto nahmen um 23 Prozent auf 16,4 Millionen zu, prozentuell noch stärker stiegen die Bahnreisen um 63 Prozent auf 4,1 Millionen. „Ob das ein Aufholen versäumter Reisen oder ein langfristiger Trend ist, lässt sich heute noch nicht sagen“, betonte Schwendinger.

Am Flughafen Wien gab es 2024 mit 31,7 Millionen Passagieren einen Passagierrekord. Der Wert lag um rund 50.000 Fluggäste über dem des Vor-Corona-Jahres 2019. Im März 2020 hatten die Austrian Airlines ihren Flugbetrieb für mehrere Wochen komplett eingestellt, es gab nur Rückholflüge für im Ausland gestrandete Österreicher.

Am Flughafen Wien herrscht wieder reger Betrieb – mit so vielen Passagieren wie noch nie zuvor im Vorjahr. (Bild: Andreas Hofer)
Am Flughafen Wien herrscht wieder reger Betrieb – mit so vielen Passagieren wie noch nie zuvor im Vorjahr.

Einheitlich in Österreich mehr Rad, weniger Auto
Für fünf Bundesländer – Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg – sowie Graz, St. Pölten und die Bundeshauptstadt Wien liegen Mobilitätserhebungen für die Zeit nach und vor der Pandemie vor. „Die Mobilitätserhebungen der Bundesländer zeigen in zwei Bereichen eine einheitliche Entwicklung: Der Radverkehr ist gestiegen, der Anteil des Autos zurückgegangen“, fasste Schwendinger zusammen. Im Land Salzburg nahm der Anteil des Radverkehrs an der Mobilität von elf Prozent im Jahr 2012 auf 13 Prozent im Jahr 2022 zu, in Oberösterreich von 5,2 Prozent im Jahr 2012 auf 6,7 Prozent im Jahr 2022, in Tirol von elf Prozent im Jahr 2011 auf 14 Prozent im Jahr 2022, in der Steiermark von sechs Prozent im Jahr 2014 auf neun Prozent im Jahr 2024 sowie in Vorarlberg von 16 Prozent im Jahr 2017 auf 22 Prozent im Jahr 2022.

Die Zunahme des Radverkehrs zeigt sich auch in Wien mit einem Anstieg von sieben Prozent im Jahr 2019 auf zehn Prozent im Jahr 2023. Laut automatischen Radverkehrszählungen der Stadt Wien ist die Anzahl der Radfahrten im Jahr 2024 gegenüber dem Jahr 2023 um fünf Prozent gestiegen. In Graz war der Anteil des Radverkehrs im Jahr 2021 mit 20 Prozent höher als im Jahr 2018 (19 Prozent). Auch in Graz zeigen die Radverkehrszählstellen, die es bereits im Jahr 2021 gab, einen weiteren Anstieg, die Anzahl der Radfahrten war im Jahr 2024 um fast fünf Prozent höher als im Jahr 2021. In St. Pölten stieg der Anteil des Radverkehrs von 14 Prozent im Jahr 2018 auf 18 Prozent im Jahr 2024.

VCÖ für Radinfrastruktur-Offensive
„In der Pandemiezeit haben viele das Fahrrad als Verkehrsmittel entdeckt, um gesunde Bewegung im Alltag machen zu können“, erinnerte Schwendinger. Bei gleichzeitig weniger Autoverkehr sei das Radfahren als angenehmer und sicherer empfunden worden. „Ein Teil hat auch langfristig das Verhalten verändert und fährt nun häufiger mit dem Fahrrad“, erläuterte der VCÖ-Experte. „Viele europäische Städte haben in der Pandemie gezeigt, dass man die Radinfrastruktur auch durch verkehrspolitische Maßnahmen rasch verbessern kann. Um den Trend zum Rad und vor allem auch um das Potenzial von Elektro-Fahrrädern im Alltag bestmöglich ausnutzen zu können, braucht es in Österreich eine Radinfrastruktur-Offensive“, empfahl Schwendinger weitere Verbesserungen.

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