Ihr Engagement im maroden Signa-Konzern von René Benko dürfte einige Ex-Aufsichtsräte auch weiterhin teuer zu stehen kommen. Denn nach den Forderungen aus der insolventen Signa Prime hat nun auch die Masseverwalterin der Signa Development Forderungen angemeldet.
Die Signa-Development-Insolvenzverwalterin Andrea Fruhstorfer fordert die Vergütung der Aufsichtsräte für die Jahre 2022 und 2023 zurück. Die Forderungen richten sich einmal mehr an Ex-SPÖ-Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (488.000 Euro), die ehemalige Vizekanzlerin und heutige Wüstenrot-Chefin Susanne Riess-Hahn (218.000 Euro) und den früheren RBI-Chef Karl Sevelda (308.000 Euro). Alle drei waren auch bereits von der ebenfalls insolventen Signa Prime zur Kasse gebeten worden, Gusenbauer hatte damals 296.000 Euro gezahlt, Riess-Hahn 50.000 Euro – wir berichteten.
Signa Development laut Bericht bereits 2022 pleite
Wie nun aus dem aktuellen Bericht an das Handelsgericht Wien zur Signa Development Selection hervorgeht, wurden „im Laufe des Dezember vier Anfechtungsklagen eingebracht“, zitierten die „Salzburger Nachrichten“. In den restlichen Fällen seien Klagen in Ausarbeitung oder außergerichtliche Verhandlungen aufgenommen worden. Auch bei der Signa Development lautet der Vorwurf, es sei bereits im Frühjahr 2022 erkennbar gewesen, dass die Gruppe zahlungsunfähig war, aber nichts unternommen worden. In allen Fällen wurden außergerichtliche Verhandlungen aufgenommen.
Zwei Ex-Aufsichtsräte haben laut Zwischenbericht ihre Honorare bereits zurückgezahlt. Vom früheren Vorstand der Signa Prime und der Development, Timo Herzberg, der im Dezember 2023 wegen des „Verdachts auf grobe Pflichtverletzungen“ fristlos gekündigt worden war, fordert die Signa-Development-Insolvenzverwalterin 3,6 Millionen Euro zurück. Hier wurden laut dem Bericht „trotz Einladung bisher keine Vergleichsverhandlungen aufgenommen“.
Rechtsstreit mit RAG-Stiftung, Finanzamt und Wirtschaftsprüfer
Fruhstorfer fordert auch eine Dividendenzahlung von der Signa-Development-Aktionärin RAG Stiftung in Höhe von 3,2 Millionen Euro zurück. Eine Klage hat die Masseverwalterin auch gegen das Finanzamt für Großbetriebe in Höhe von 10,6 Mio. Euro eingebracht. Verglichen habe sich die Insolvenzverwalterin mit einer der finanzierenden Banken, die offenbar 8,2 Mio. Euro zurücküberwiesen habe.
Außerdem hat Fruhstorfer eine Schadenersatzklage gegen die TPA Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatung über 12 Mio. Euro eingebracht. Die Kanzlei hat die Signa-Jahresabschlüsse weder geprüft noch testiert. „TPA war und ist zu keinem Zeitpunkt Prüfer der Signa gewesen“, hieß es in einer Stellungnahme der Kanzlei gegenüber der APA. Die Jahresabschlüsse 2021 und 2022 der Signa Development hat KPMG geprüft, geht aus den im Firmenbuch hinterlegten Jahresabschlüssen hervor.
Signa Development seit Dezember in Konkurs
Das Sanierungsverfahren der Signa Development wurde Ende 2024 in ein Konkursverfahren umgewandelt. In Wien, Köln, Wolfsburg und Frankfurt wurden einige Grundstücke und Objekte verkauft. Ein gutes Dutzend Immobilien seien noch da, hier liefen Verhandlungen, seien Stillhalteabkommen mit Banken bzw. Investoren vereinbart worden oder seien „keine Stabilisierungsmaßnahmen“ nötig, heißt es im Bericht. Von den angemeldeten Forderungen von 2,2 Milliarden Euro wurden bisher 1,52 Milliarden anerkannt und 676,5 Millionen bestritten. Nachträglich angemeldet wurden laut Bericht 87,4 Millionen Euro, die noch bis Anfang März geprüft werden. Zudem gibt es nachrangige Forderungen von 334,7 Millionen Euro.
Der Insolvenzverwalter der Signa Prime Selection AG, in der Firmengründer René Benko die Luxusimmobilien geparkt hat, verschärfte bereits zu Jahresbeginn die Gangart, um Geld für die Gläubiger aufzutreiben. 13 Monate nach der Insolvenzanmeldung ergingen kurz vor dem Jahreswechsel 2025 Haftungsschreiben des Masseverwalters Norbert Abel an vier ehemalige Vorstandsmitglieder und zwölf Ex-Aufsichtsräte der Signa Prime. Abel macht sie darin für einen Schaden in Höhe von mindestens einer Milliarde Euro verantwortlich.
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