Die GKB plant einen Großumbau auf der Strecke Graz Köflacherbahnhof bis Lieboch. Seit 2022 gibt es dafür Pläne. Erste Schritte zur Umsetzung wurden nun mit der Ablöse des Reitsportfachgeschäfts „Zwerlin“ getätigt. Die „Krone“ hat sich die Pläne genauer angesehen.
Beginn der Bauphase für den geplanten Nahverkehrsknoten an der S-Bahn Strecke bei der Peter-Rosegger-Straße war 2024. Die Bagger sind aber weder an diesem Bahnübergang noch an einer anderen der zwölf Eisenbahnkreuzungen der Graz-Köflacher Bahn (GKB) im Grazer Stadtgebiet im Einsatz. Noch in diesem Jahr sollten eigentlich erste Umbauten beginnen. Aber worum geht es eigentlich?
Ausgangspunkt Grottenhofstraße
Bereits im November 2018 wurde durch einen Beschluss des Gemeinderats Graz eine Arbeitsgruppe mit Vertretern der Stadt Graz, dem Land Steiermark und der GKB zur Evaluierung der zwölf S-Bahnkreuzungen der GKB auf der Strecke zwischen dem Graz Köflacherbahnhof und Lieboch eingesetzt. Anlass für diese Prüfung war das horrende Busunglück an der Eisenbahnkreuzung Grottenhofstraße 2018, bei dem eine 34-jährige Buslenkerin durch den Zusammenprall eines Linienbusses mit einem Triebfahrzeug verstarb.
Im Jahr 2022 wurde schließlich ein Bericht dieser Arbeitsgruppe an den Gemeinderat übergeben, der alle zwölf Eisenbahnkreuzungen nach der Wichtigkeit der notwendigen Maßnahmen und Veränderungen reiht. Fünf von zwölf Bahnübergänge wurden dabei hoch priorisiert: die Kreuzungen Wetzelsdorfer Straße, Peter-Rosegger-Straße, Kärntner Straße, Reininghausstraße und Gradnerstraße.
Nicht unter den Top-Fünf ist jedoch die Grottenhofstraße, die ausschlaggebend für die Untersuchung war. „Auch wenn es dort zu diesem tragischen Unfall gekommen ist, wurden doch sämtliche Vorgaben der Behörden eingehalten. Leider können halt auch bei Eisenbahnkreuzungen Unfälle nie zu 100 Prozent ausgeschlossen werden“, heißt es aus dem Büro der zuständigen Vize-Bürgermeisterin Judith Schwentner (Die Grünen).
Die Pläne von Stadt, Land und ÖBB
Für die nächsten Jahre geplant sind entsprechende Anpassungen der priorisierten fünf Kreuzungen. Es soll zum Bau von rund vier Nahverkehrsknoten, also großen Haltestellen mit Bus- oder Straßenbahnanbindung, und einer Unterführung kommen. Kosten für die Stadt Graz: knapp 53 Millionen Euro.
Warum das alles so lange dauert? „Grundsätzlich kann man sagen, dass die Elektrifizierung des ehemaligen GKB-Streckennetzes sich bisher auf die Inbtriebnahme rund um die Koralmbahn konzentriert hat“, so die ÖBB. Ab diesem Jahr liege der Fokus nun auf dem Abschnitt Graz-Lieboch, aber „mit einem Umbau ist frühestens ab 2028 zu rechnen“, erklärt das Büro der Vize-Bürgermeisterin. Die eisenbahnrechtliche Verhandlung dazu soll noch in diesem Jahr stattfinden.
Ärger bei den Anrainern
Das Ehepaar H. ist fassungslos: Es bekommt keine Infos, wird künftig aber von Hauptstraße, Gleis und Bahnhof „umzingelt“.
Seit vielen Jahrzehnten wohnt das Ehepaar nur ein paar Meter entfernt von der Kärntner Straße, im Elternhaus der Grazerin. Dass es hier „anfangs richtig ruhig“ war, hat sich drastisch geändert: Links die stark befahrene Straße mit pausenlos rollendem (Schwer-) Verkehr. Rechts, keine 15 Meter von der Hausmauer weg, rattert der Zug.
Vor dem Küchenfenster lief es bislang vergleichsweise beschaulich ab, mit Blick auf „Zwerlin“, das bekannte Reitsportfachgeschäft. Doch auch das dürfte jetzt dramatisch anders werden.
Angeblich acht Züge pro Stunde
Denn dem Ehepaar wird ein neuer Bahnhof direkt vor die Nase gesetzt – samt der Mega-Bauarbeiten im Vorfeld. Und die Gleise werden zweispurig. Mit bis zu acht Zügen pro Stunde – „zumindest hören wir das so“, sagen die Grazer. „Denn Information bekommen wir so gut wie keine, bis auf einen sogenannten Infoabend vor mittlerweile einem Jahr, bei dem aber niemand etwas Genaueres wusste.“
Auch die „Krone“ wurde bei der Recherche zu diesem Bericht im Kreis geschickt. Land, Stadt Graz und ÖBB verweisen auf den jeweils anderen, zeigen sich, anders als der „Zwerlin“, der abgerissen werden soll, bei unserer Anfrage nicht wirklich sattelfest.
„Wir haben nichts gegen Maßnahmen für Modernisierung und Umweltschutz“, betont das Ehepaar. Aber: „Man kann Betroffene doch nicht einfach vor vollendete Tatsachen stellen! Wenn so eine Lärmbelastung auf uns zukommt, so eine Verringerung unserer Lebensqualität, der Wert unseres Hauses sinkt. Das geht doch nicht.“
Da haben die Zuständigen wohl noch etwas zu erledigen. . .
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.