Es gibt Kriege, Krisen,Terror. Längst ist ein neues Zeitalter der Gewalt angebrochen. Das greift der Autor Thomas Arzt auf, der schon als Dramatiker für das Theater in der Josefstadt in Erscheinung trat. In seinem neuen Roman „Das Unbehagen“, mit dem er Lesungen in Salzburg und Linz hat, widmet er sich einem Lehrer, der plötzlich in Abgründe gerät. Wie es dazu kommt, schildert er im „Krone“-Talk.
Thomas Arzt – ein Oberösterreicher, der in Wien lebt – zählt zu den erfolgreichsten jungen Dramatikern Österreichs. Zuletzt behandelte er in seinem zwanzigsten Theaterstück „Leben und Sterben in Wien“ im Auftrag des Theaters in der Josefstadt die Februarrevolution und das Aufkommen des Faschismus in Österreich. Und für das Linzer Landestheater schrieb er „Das unschuldige Werk“, ein erfolgreiches Schauspiel über den Heimatdichter Franz Stelzhamer, wir haben darüber berichtet.
Nun legt er seinen neuen Roman „Das Unbehagen“ (Residenz, 26 €) vor: Einen Lehrer befällt Überforderung und politische Unzufriedenheit. Er gerät in eine Schlägerei und verliert endgültig den Boden unter den Füßen. Auf einer einsamen Wanderung in den Bergen sucht er daraufhin den Ursprung der Gewalt in sich. Was ist realistisch daran? Darüber spricht Thomas Arzt im „Krone“-Talk.
„Krone“: Was gab den Anstoß für die Handlung?
Thomas Arzt: Ich bin vor 10 Jahren über einen Fall in Tirol gestoßen – Jäger wurden dabei gefilmt, wie sie brutal eine Gams zu Tode gequält haben. Seither treibt mich die Frage um, wie Lust und Gewalt zusammenhängen. Mein Protagonist – ein friedvoller, gemäßigter Mensch – erlebt plötzlich, wie rasch er selbst zu Gewalt fähig wird.
Die Hauptfigur im Roman heißt Lorenz Urbach, er ist ein überforderter Lehrer. Zeichnen Sie hier ein Klischee nach oder was interessiert Sie daran?
Überforderung und Erschöpfung, aber auch Hysterie und Gereiztheit verortet der Roman in vielen gesellschaftlichen Bereichen. Das Buch startet aber im Klassenzimmer mit einer Frage: „Machen Bücher die Welt besser?“, fragt eine Schülerin angesichts der derzeitigen Kriege.
Ist das schon eine Provokation?
Lehrer Lorenz Urbach wird damit konfrontiert, dass er zwar immer engagiert gehandelt hat, aber zunehmend alles in Frage gestellt wird, worauf eine moralisch intakte Welt fußt. „Was haben Sie dagegen getan?“, bleibt beinahe als Anklage der Jugend übrig. Daraufhin zieht der Lehrer los, und erkennt in zunehmender Verzweiflung sehr finstere, beinahe monströse Seiten an sich.
25. Februar – Literaturhaus Salzburg
7. März – Theatersaal Schlierbach
20. März – AKKU Steyr
8. Mai – Stadtbibliothek Innsbruck
Berichte über Aggression sind derzeit allgegenwärtig. Welche aktuellen Phänomene bearbeiten Sie mit der Handlung?
Es geht um den Verlust von Sicherheiten und moralischen Koordinaten. Was wir als „Zivilisation“ beschreiben, ist zu barbarischen Entwicklungen fähig. Das ist keine Neuigkeit. Wir erleben es nur derzeit wieder extrem unmittelbar. Zügellos galoppieren die Gewaltvorstellungen – und sie werden auch gefeiert! Wer rigoros Stärke zeigt, andere fertig macht und ohne Rücksicht herrscht, wird politisch bejubelt. Es entsteht „Unbehagen“, das sich in den Figuren vielschichtig zeigt.
Wo hat das Buch mit Ihnen selbst zu tun?
Alle Figuren in dem Buch haben mit mir und mit meiner näheren Umgebung zu tun. Schreiben startet bei mir oft mit Beobachtungen – auch an mir selbst.
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