Über 1100 Pickerl sollen im Namen zweier Mechaniker ausgestellt worden sein, während diese gar nicht in der Werkstatt waren. Ihr Chef soll dies beauftragt haben. Das Trio musste sich am Montag am Landesgericht Linz verantworten. Was im Beweisverfahren zutage kam, hatte mit der Anklageschrift wenig gemein.
Ein 33-jähriger Österreicher und ein 37-jähriger Georgier waren in der Leondinger Werkstatt eines afghanischstämmigen Österreichers (31) angestellt. Sie waren berechtigt, staatliche Pkw-Begutachtungen nach Paragraf 57a – das klassische Pickerl – durchzuführen.
Mehr Pickerl als möglich
Für eine Begutachtung benötigt ein Mechaniker 45 bis 60 Minuten, was die Anzahl von täglichen Prüfungen stark beschränkt. Der Staatsanwältin zufolge schienen aber in der Datenbank viel zu viele Gutachten auf – außerdem zu Zeitpunkten, wo keiner der beiden anwesend gewesen war.
Daten überlassen
Der Vorwurf lautet daher auf Amtsmissbrauch, nämlich dass die beiden zugelassenen Prüfer ihren Kollegen ihre Zugangsdaten überlassen hätten, damit diese in ihrem Namen Pickerl ausstellen konnten. Der zweitangeklagte Chef, den Anwalt Philipp Wohlmacher verteidigte, soll als Bestimmungstäter diesen Amtsmissbrauch beauftragt haben. Im Namen des Österreichers seien rund 500 Pickerl fälschlich ausgestellt worden, auf den Namen des Georgiers sogar rund 600.
Drei Freisprüche
Schuldig bekennt sich keiner der drei Kfz-Techniker. Was sich schlussendlich als einzig richtige Verantwortung herausstellte: Nach nicht einmal zwei Stunden wurden nämlich alle drei Angeklagten freigesprochen. Keinem der drei konnte ein Fehlverhalten nachgewiesen werden.
Schaden durch Anklage
Doch der Schaden war bereits geschehen: „Ich war auch noch in drei anderen Werkstätten beschäftigt. Von dort bin ich selbst gegangen, durch die Anklage bin ich überall sonst gekündigt worden“, so der Georgier, der Vater von vier Kindern ist.
Anrufe von Verwandten
Der Österreicher, der vom Linzer Strafverteidiger Manfred Arthofer verteidigt worden war, hatte ebenfalls gekündigt. Aber auch er bekam Anrufe von entfernten Verwandten, die ihn ganz entrüstet gefragt hätten, was er da für krumme Dinge gedreht hätte. Er wird nun, da seine Unschuld gerichtlich festgestellt wurde, in Engerwitzdorf eine neue eigene Werkstatt eröffnen.
Weiterer Prozess steht an
Woher die viel zu vielen Pickerl unter falschen Namen tatsächlich kommen, ist nach wie vor ungeklärt. Aber ein Prozess am Donnerstag könnte Licht in die Sache werfen: Dann steht ein Iraker, der am Montag als Zeuge gehört wurde, wegen der Unterlassung der Verhinderung einer mit Strafe bedrohten Handlung, selbst vor dem Richter.
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