Nehmen die Gläubiger den Sanierungsplan und damit die 30-Prozent-Quote von KTM an oder lehnen sie das Angebot des in die Insolvenz geschlitterten Motorradherstellers ab? Vor der Tagsatzung am Landesgericht in Ried im Innkreis galt das Motto „alles ist möglich“. Um 13.50 Uhr war aber klar: Die Sanierung ist durch! Die Gläubiger erhalten 600 Millionen Euro.
Schon eine Stunde vor dem Beginn der Sanierungsplantagsatzung waren die Parkplätze rund um das Landesgericht in Ried im Innkreis Mangelware, drinnen stellten sich bereits die ersten Gläubiger an, um sich für den entscheidenden Gerichtstermin anzumelden.
Um 8.26 Uhr dann kurzes Raunen direkt vor dem Schwurgerichtssaal: An der Seite von KTM-AG-Sanierungsverwalter Peter Vogl betrat nämlich nicht nur KTM-AG-Vorstandschef Gottfried Neumeister, sondern auch Eigentümer Stefan Pierer den Saal. Sein erster Auftritt am Landesgericht in Ried im Zuge der Mega-Insolvenz. Danach schlossen sich die Türen zum Raum – und gingen lange nicht mehr auf.
War der Beginn für die Tagsatzung mit 9 Uhr angesetzt worden, verschob sich zuerst der Start dazu, weil die Vorgespräche im Schwurgerichtssaal bereits in die Verlängerung gingen. Um 9.19 Uhr wurden die Gläubigervertreter eingelassen, um 9.23 Uhr begann die Alles-oder-nichts-Sitzung, in der über den Sanierungsplan von KTM abgestimmt wurde. Zwei Stunden und 12 Minuten später dann erstmals Bewegung: Die Tagsatzung wurde unterbrochen, um die Stimmen für und gegen den Sanierungsplan zu zählen. Fast zwei Stunden vergingen, ehe die Verhandlung fortgesetzt wurde. 25 Minuten später war klar: Es gibt grünes Licht für das KTM-Angebot!
Schuldenberg auf mehr als 2,2 Milliarden Euro gewachsen
Der Schuldenberg war in den vergangenen Wochen bei den drei Gesellschaften (KTM AG, KTM Components GmbH, KTM Forschungs & Entwicklungs GmbH), die alle am 29. November 2024 in die Insolvenz geschlittert waren, auf 2,235 Milliarden Euro gewachsen. Bedeutet: Um die Sanierungsquote von 30 Prozent zu begleichen, sind rund 600 Millionen Euro fällig. Dazu kommen noch einmal 150 Millionen Euro, die für das Hochfahren der Produktion benötigt werden.
Indischer Pierer-Partner Bajaj als „logischer“ Investor
Wer diese Beträge übernehmen soll? KTM-Eigentümer Pierer Mobility soll die 150 Millionen Euro für die Wiederaufnahme der Produktion, die am 17. März wieder hochgefahren werden soll, stemmen, heißt es. Der indische Pierer-Partner Bajaj sicherte bereits 50 Millionen Euro zu. Die 600 Millionen Euro zum Begleichen der Sanierungsquote dürften von einem Investor kommen. Wer das sein soll? Hier fiel in den letzten Wochen immer wieder der Name Bajaj, die Inder spielen ja als Zulieferer und Vertriebspartner bereits jetzt eine wichtige Rolle.
BMW Motorrad fuhr im Vorjahr Absatzrekord ein
Auch Stephan Zöchling, Remus-Eigentümer und seit 1. Jänner Vorstand in der Pierer Industrie AG und seit 27. Jänner auch Aufsichtsratsvorsitzender der Pierer Mobility AG, macht keinen Hehl aus seinen Avancen. Zudem befindet man sich offenbar auch mit BMW in Gesprächen. Die Motorradmarke des deutschen Premiumherstellers verzeichnete im Vorjahr einen Absatzrekord, lieferte 210.408 Motorräder aus. Größter Markt war Deutschland. Zur Einordnung: 268.000 Motorräder der KTM-Gruppe waren im Vorjahr an Endkunden verkauft worden.
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