Bei ihrem eigentlichen Zweck, dem Abfeuern von Patronen, hat die Plastikpistole aber so ihre Tücken. Lerol gelang bei 200 Versuchen erst ein Schuss. Der aus einem Nagel als Schlagbolzen bestehende Abzugsmechanismus "scheint etwas unzuverlässig zu sein", sagt der Hobbyschütze aus einer Vorstadt von Washington. Das habe er auch schon von anderen Leuten gehört, die sich einen "Liberator" (Bild) ausgedruckt haben.
3D-Druck-Pistole gibt nur einen Schuss ab
Liberator (deutsch: Befreier) ist der Name der Waffe aus dem 3D-Drucker. Sie soll der einschüssigen FP-45 Liberator nachempfunden sein, die das US-Militär während des Zweiten Weltkriegs über dem besetzten Frankreich abwarf, um die Widerstandskämpfer der Resistance zu bewaffnen. Äußerlich ähnelt sie aber eher einer Spielzeugpistole.
Der Webseite Defense Distributed zufolge ist der Plastik-Liberator die erste funktionsfähige Schusswaffe, die mit einem dreidimensionalen Drucker erzeugt werden kann. Mehr als 100.000 Mal wurde das Design von der offiziellen Seite heruntergeladen, ehe die Behörden im Mai die Löschung der Baupläne anordneten. Doch über Tauschbörsen und andere Internetseiten verbreitet sich die Konstruktion immer weiter.
Liberator-Erfinder spricht von einer Million Downloads
"Ich denke, dass die Liberator-Dateien insgesamt mindestens eine Million Mal heruntergeladen wurden", sagt Cody Wilson. Der Jus-Student der Universität Texas steht hinter Defense Distributed. Wie viele Waffenfans ihren Liberator auch tatsächlich ausgedruckt haben, ist aber unklar. Die Anschaffung eines guten 3D-Druckers kostet mehrere tausend US-Dollar.
In den Bundesstaaten Kalifornien und New York setzen sich Abgeordnete dafür ein, die Herstellung von Waffen mit 3D-Druckern zu untersagen. Im US-Repräsentantenhaus prüft der Justizausschuss ein Verbot von "unauffindbaren Schusswaffen". Die Behörden befürchten nämlich, dass die Plastikpistolen einfach durch die Sicherheitskontrollen an Flughäfen geschmuggelt werden könnten.
Wilson pocht auf "Recht auf Waffenbau"
Wilson sieht in Verboten einen Verstoß gegen die Verfassung. Dort sei nicht nur das Recht auf Waffenbesitz, sondern auch auf Waffenbau verankert. Die Waffenkontrollbehörde ATF weist auf ihrer Internetseite aber darauf hin, dass sich Bürger nur dann selbst eine Waffe basteln dürfen, wenn diese nicht zum Verkauf oder Vertrieb bestimmt sei.
In den Vereinigten Staaten befinden sich etwa 300 Millionen Schusswaffen in privaten Händen. Das Recht auf Waffenbesitz ist ein hochumstrittenes Thema. Die Debatte wurde zuletzt durch den Amoklauflauf mit 20 toten Kindern an der Sandy-Hook-Grundschule im Dezember angeheizt. Jedes Jahr sterben in den USA mehr als 30.000 Menschen durch Schusswaffen.
Gedruckte Waffen: Spaßprojekt oder ernste Gefahr?
Softwareingenieur Lerol gehört zu jener Hälfte der US-Bevölkerung, für die der Waffenbesitz ein unverrückbarer Teil der nationalen Identität ist. Regelmäßig geht er auf die Schießbahn, in einem Sommerlager für Freizeitschützen war er Ausbilder. In seinem Waffenschrank liegen zwei Pistolen, eine Schrotflinte und ein halbautomatisches Gewehr vom Typ AR-15.
Mit seinem 3D-Drucker bastelte sich Lerol aus Kunststoff einen Schuh, eine Teekanne und einige Schachfiguren, ehe er auf die Idee mit der Waffe kam. Die misslungenen Schussversuche haben ihn aber ernüchtert: "Für mich ist das eher ein Spaßprojekt als eine geeignete Schusswaffe."
Sicherheitskräfte von Flughäfen und anderen sensiblen Einrichtungen dürften seine Auffassung nicht teilen. Spätestens seit vor einigen Wochen Journalisten eine solche Plastikwaffe ins israelische Parlament geschmuggelt (siehe Infobox) und bis auf wenige Meter Premier Netanyahu herangebracht haben, gelten die Plastikwaffen als echte Gefahr. Und sie werden ständig weiterentwickelt, zuletzt hat ein Kanadier mit dem ersten 3D-gedruckten Gewehr, dem "Grizzly" (siehe Infobox), für Aufsehen gesorgt.
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