Ökosystem verändert

Salzwasserfische erobern zunehmend den Panamakanal

Wissenschaft
26.02.2025 13:33

Deutlich mehr Salzwasserfische als zuvor sind im Panamakanal seit seiner Erweiterung im Jahr 2016 zu finden. Vor allem die Zahl großer Raubfische wie dem Atlantischen Tarpun sei gestiegen. Dadurch hat sich etwa die Fischpopulation im Süßwassersee Gatún, der Teil des Kanals ist, merklich verändert.

Für die Studie haben Wissenschafter des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), der Freien Universität Berlin, des Smithsonian Tropical Research Institute in Panama und der US-amerikanischen Harvard University die Zusammensetzung der Fischgemeinschaften vor (2013-2016) und nach der Kanalerweiterung (2019-2023) im See verglichen.

Dafür nutzten sie eine Langzeitreihe wissenschaftlicher Fangdaten zu Anzahl, Biomasse und räumlicher Verteilung der Arten.

Die neuen Schleusen für die Durchfahrt von Schiffen sind größer als die alten. Jedes Mal, wenn ein Schiff hindurchfährt, fließt Süßwasser ins Meer und mehr Salzwasser in den Kanal als zuvor.  (Bild: © David Parker)
Die neuen Schleusen für die Durchfahrt von Schiffen sind größer als die alten. Jedes Mal, wenn ein Schiff hindurchfährt, fließt Süßwasser ins Meer und mehr Salzwasser in den Kanal als zuvor. 

Statt 26 nun 76 Prozent Salzwasserfische
„Vor der Kanalerweiterung machten die marinen Fische nur 26 Prozent aus, nun sind es 76 Prozent der Gesamtmasse an Fischen“, teilte das IGB mit. Von den marinen Arten im See stammten 18 aus dem nördlich des Kanals liegenden Atlantik und fünf aus dem Pazifik. Der Anteil der Süßwasser-Fischarten sei deutlich zurückgegangen.

Nicht nur die Fischpopulationen im Gatúnsee ändern sich. Auch das Nahrungsnetz wird durch die neuen marinen Fischarten beeinflusst. (Bild: Peter Maszlen - stock.adobe.com)
Nicht nur die Fischpopulationen im Gatúnsee ändern sich. Auch das Nahrungsnetz wird durch die neuen marinen Fischarten beeinflusst.

Mit der Erweiterung des Panamakanals im Jahr 2016 waren nach Angaben des IGB umfangreiche bauliche Veränderungen am Schleusensystem vorgenommen worden. Die neuen Schleusen für die Durchfahrt von Schiffen sind größer als die alten. Jedes Mal, wenn ein Schiff hindurchfahre, fließe mehr Süßwasser ins Meer und mehr Salzwasser in den Kanal als zuvor – und damit womöglich auch jeweils mehr Fische.

Fakten

  • Der Panamakanal ist eine künstliche, gut 80 Kilometer lange Wasserstraße, die die Landenge von Panama in Mittelamerika durchschneidet und den Atlantik mit dem Pazifik verbindet. Schiffen bleibt so die lange, gefährliche Fahrt um die Südspitze Südamerikas erspart.
  • Der Gatúnsee ist ein riesiger künstlicher Stausee, der im Zuge des Kanalbaus geschaffen wurde. Er ist inzwischen sehr fischreich, wobei viele Arten aus anderen Regionen der Welt eingeschleppt wurden. 

Eintritt in neue Ozeane befürchtet
Durch den Umbau steigt den Forschern zufolge auch das Risiko, dass einige Arten den Kanal vollständig passieren und den gegenüberliegenden Ozean besiedeln. Da die meisten der betroffenen Meeresfische Räuber sind und andere Fische fressen, könnte ihre Besiedelung zu Veränderungen im Ökosystem führen.

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