Jazztrio-Premiere

Spontan inspiriertes Zusammenspiel

Zum ersten Mal im Trio in Wien: Kayvon Gordon, Sullivan Fortner und Tyrone Allen

(Bild: Jim Bourne)

Die Gunst des Augenblicks kostete der US-amerikanische Jazzpianist Sullivan Fortner am im Mozartsaal des Wiener Konzerthaus genüsslich aus. Zum ersten Mal war er nun mit seinem aktuellen Trio zu Gast.

Geprägt von seiner Heimatstadt New Orleans lässt der gefeierte 38jährige Bandleader, Komponist und weithin geschätzte Kollege sein musikalisches Schaffen in alle Richtungen offen: Von Gospel bis Klassik – und natürlich Jazz- und zieht den kulinarischen Vergleich mit dem berühmten Südstaaten-Eintopf Gumbo. Der kreative und stilistische Vorratskasten ist jedenfalls reich gefüllt, aus dem er sich gemeinsam mit Tyrone Allen am Kontrabass und Kayvon Gordon am Schlagzeug im spontan inspirierten Zusammenspiel lustvoll bedient. Mit Eigenkompositionen und Standards quer durch die Jazzgeschichte ist das aktuelle Projekt „Southern Nights“ eine leidenschaftlich groovende Bestandsaufnahme.

Farbenfrohe Klanglandschaften

Unglaublich leichtfüßig-tänzelnd, mit viel Spielwitz und virtuosen Raffinessen führt Fortner am Klavier durch farbenfrohe Klanglandschaften: Da findet sich der Blues mit getragenem Feinsinn, ein rasanter Ragtime, das energetische Tosen im anregenden Dreiergespräch, Zeit zum Nachsinnen und Akzentuieren oder eine zärtlich-liebevolle Ballade. Ein paar Leckerbissen von hier, ein paar von dort und dann kann es ganz schön wuchtig mit Schlagzeug und Bass vorwärtsdrängen – bis Sullivan Fortner ein kokett-beschwingtes Latin-Music-Zitat einwirft. Oder im Great American Songbook nachschlägt. Alles passt zusammen. Immer wieder ein bisschen abseits der Linie und unvermutete Haken schlagend und viel Raum für Freiheit – zum allgemeinen Vergnügen.

Schon im kommenden Herbst kommt Sullivan Fortner mit seinem Trio wieder nach Wien: Diesmal ins Porgy&Bess. www.porgy.at

Verena Kienast