„2 Bilder, das war‘s“
Ungeplante Ikone: Berühmtes Che-Porträt wird 65

„Zwei Bilder, das war‘s. Einmal quer, einmal hoch“ – mit diesen Worten kommentiert der kubanische Fotograf Alberto Korda seine wohl berühmteste Aufnahme des argentinischen Rebellen Ernesto „Che“ Guevara. Die Aufnahme ist heute eine der meist reproduzierten weltweit – ob auf Bikini, als Tattoo oder auf Leinwand. Doch es dauerte bis 1967, bis das Bild seinen Siegeszug antrat ...
Das Konterfei von Che Guevara ziert millionenfach Plakate, T-Shirts und Souvenirs – längst ist das Porträt Teil der globalen Ikonographie. Dabei ist das berühmte Bild „Guerrillero Heroico“ (Heldenhafter Guerillero) vor 65 Jahren als reiner Glückstreffer entstanden.
Foto entstand auf Trauerfeier
Der kubanische Fotograf Alberto Korda schießt das Bild am 5. März 1960 auf einer Trauerfeier in Havanna. Tags zuvor sind Dutzende Menschen ums Leben gekommen, als der französische Frachter „La Coubre“ bei der Entladung von Munition und Granaten im Hafen der kubanischen Hauptstadt explodiert. Revolutionsführer Fidel Castro wirft den USA Sabotage vor.
„Intensiver“ Blick über Menschenmenge
Zu der Trauerveranstaltung kommen Castro und Gäste wie die französischen Intellektuellen Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir. Ernesto „Che“ Guevara hält sich auf der Bühne zunächst im Hintergrund. Dann tritt er plötzlich vor und schaut kurz über die trauernde Menschenmenge. In diesem Moment drückt der Fotograf den Auslöser seiner Kamera.
„Blick hat mich beinahe erschreckt“
„Es war ein ‘pac, pac‘: zwei Aufnahmen und das war‘s“, beschreibt Korda (1928-2001) in einem Interview das Geräusch seiner Leica. Einmal quer, einmal hoch. „Ich war überrascht. Sein intensiver Blick hat mich beinahe erschreckt.“ Dann verschwindet Guevara wieder aus dem Blickfeld. Einen Palmenzweig und einen Kopf schneidet der frühere Werbe- und Modefotograf auf der linken und rechten Seite der Aufnahme ab.
Bild hing jahrelang an Wand
Jahrelang hängt das Bild dann an der Wand von Kordas Fotostudio. Dort besucht ihn 1967 der italienische Verleger und kommunistische Aktivist Giangiacomo Feltrinelli. Er braucht ein Foto von „Che“, und Korda gibt ihm zwei Abzüge – kostenlos.
Über die Aufnahme
- Das Foto zeigt das Gesicht des linken Widerstandskämpfers leicht von unten aufgenommen. Sein Blick geht in die Ferne. Auf dem Kopf trägt er ein schwarzes Barett mit einem fünfzackigen Stern. Das gewellte Haar reicht fast bis zur Schulter.
- Das ikonische Porträt trug wesentlich zum Mythos von Che Guevara als idealistischer Guerillero bei. Seine Kritiker sehen ihn dagegen als gnadenlosen Mörder. Der Argentinier kämpfte an der Seite der Castro-Brüder in der kubanischen Revolution und besetzte nach dem Sieg der Rebellen verschiedene Regierungsämter.
Im August 1967 erscheint es in der Zeitschrift „Paris Match“, ohne den Namen des Fotografen zu nennen. „Che Guevara: Où est-il donc?“ (Che Guevara: Wo ist er also?) titelt das Magazin. Der Guerillero ist untergetaucht, um in Bolivien eine Revolution anzuzetteln.
Siegeszug beginnt nach Ches Tod
Zwei Monate später wird Guevara im Alter von 39 Jahren von bolivianischen Soldaten erschossen. Damit beginnt der Siegeszug des Fotos. Feltrinelli lässt Hunderttausende Poster mit dem Bild drucken. Bei den Studentenprotesten von 1968 ist das Porträt allgegenwärtig. Der Guerillero wird zur Kultfigur der Linken und zum Objekt des Kapitalismus.
Maradona trug Che als Tattoo
Bis heute wird das Bild, das als berühmtestes fotografisches Abbild einer Person gilt, in den unterschiedlichsten Zusammenhängen verwendet. Bei der jüngsten Welttournee von Popikone Madonna wurde es auf die Bühne projiziert. Supermodel Gisele Bündchen präsentierte es auf einem Bikini. Boxidol Mike Tyson und Ex-Fußballstar Diego Armando Maradona ließen sich Guevaras Porträt tätowieren. Der irische Künstler Jim Fitzpatrick fertigte 1968 inspiriert von dem Foto eine ebenfalls berühmte Grafik an. Ein Assistent von Andy Warhol schuf eine Pop-Art-Version des Bildes.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.