Bei Klatsch & Klartext

Valerie Huber: „Mich ärgert, wie Menschen wählen!“

Adabei Österreich
10.03.2025 05:00

Die junge Schauspielerin erzählte mir im Gespräch, wovon sie träumt, dass sie ihren Geburtstag nicht mag und warum sie nicht anders kann, als sich aktivistisch zu engagieren.  

„Krone”: Hallo Valerie, woran arbeitest du zurzeit und noch viel wichtiger: Was soll denn noch kommen?
Valerie Huber: Ich bin gerade sehr beschäftigt mit der Veröffentlichung meines Buches gewesen. Ich habe echt eine große Pressetour gemacht. Und bin jetzt gerade dabei, einen Podcast zu machen im Rahmen dessen und arbeite an meiner EP, die im Frühling rauskommt oder so und möchte aber in Zukunft auch hinter die Kamera treten und Dokumentationen selbst drehen.

Du sagtest bei „Willkommen Österreich“, dass dein Fokus weiter die Schauspielerin bleibt, oder dient alles am Ende als Sprungbrett für deine aktivistische Tätigkeit? 
Gute Frage. Also ich glaube, ich werde weiterhin alles machen, weil ich liebe Schauspielerei. Es ist auf jeden Fall nicht nur ein Sprungbrett für irgendwas, aber es ist tatsächlich eine gute Plattform, die ich dadurch bekommen habe, um meine aktivistische Tätigkeit ausleben zu dürfen und zu können. Und ich, wie man vielleicht merkt, ich brenne sehr für die Themen Klimaschutz und soziale Ungerechtigkeit und habe das Buch auch deshalb geschrieben, weil ich Leute wachrütteln möchte. Vor allem junge Leute.

Geboren in Wien, ist das Multitalent Valerie Huber heute Schauspielerin, Aktivistin, Buchautorin und Model.  (Bild: Eva Manhart)
Geboren in Wien, ist das Multitalent Valerie Huber heute Schauspielerin, Aktivistin, Buchautorin und Model. 

Findest du es manchmal auch belastend, in der Öffentlichkeit zu stehen? 
Ich stehe jetzt nicht so krass in der Öffentlichkeit. Wir sind immer noch in Österreich, da ist nicht viel mit „in der Öffentlichkeit stehen“, glaube ich. Aber ja, es gibt auch unschöne Seiten. Trotzdem, in einem kleinen Land wie Österreich ist ja alles sehr überschaubar.

Erzähl doch mal unseren Lesern, worum es in deinem neuen Buch „FOMO Sapiens“ geht.
Es beschreibt die aktuelle Weltlage, also all die Dinge, die gerade schieflaufen und beleuchtet wirklich ganz viele Aspekte: den Transportsektor, die Kleidungssektor, die Ernährungsindustrie … und, dass wir eigentlich in allen Teilen unserer Welt einen systematischen Wandel brauchen. Ich beleuchte die Gefühlslage der jungen Generation, unter welchem Druck wir stehen, warum es uns eigentlich so gut gehen sollte und warum wir aber so unglücklich sind und was wir jetzt tun können, um doch noch glücklich zu werden und doch noch eine nachhaltige Zukunft für uns alle gestalten zu können. Also es ist ein Aufruf, aktiv zu werden und die Hoffnung nicht zu verlieren, aber jetzt wirklich die Verantwortung zu übernehmen und die Zukunft selbst in die Hand zu nehmen.

Woher kommt dein großes Engagement? Du könntest ja auch sagen „Hinter mir die Sintflut“.
Ich bin in Afrika aufgewachsen und habe da sehr früh soziale Diskrepanzen kennengelernt und habe das, glaube ich, durch meinen Vater in die Wiege gelegt bekommen. Und es ist mir einfach ein Anliegen, das ist in mir drin, das muss raus, das kann ich auch nicht abschalten und ich muss mich auch äußern und ich muss mich politisch aussprechen. Und ich finde, jeder, der eine Plattform hat und das nicht tut, verfehlt eigentlich die Aufgabe.

„FOMO Sapiens – Verpassen wir die heile Welt?“ besteht aus 34 Essays zu Fragen, die Huber – und sicher auch viele andere (junge) Menschen – nachts wachen halten. Es erschien Ende Jänner im Goldegg Verlag.  (Bild: zVg)
„FOMO Sapiens – Verpassen wir die heile Welt?“ besteht aus 34 Essays zu Fragen, die Huber – und sicher auch viele andere (junge) Menschen – nachts wachen halten. Es erschien Ende Jänner im Goldegg Verlag. 

Menschen, die sich fürs Klima einsetzen, werden für „Fehltritte“ ganz besonders gerne kritisiert – Thema „Flugscham“ etwa. Das findest du falsch, warum? 
Ich verstehe die Kritik, dass dann Leute als Heuchler dargestellt werden. Aber wir können nicht aus dem System ausbrechen, kein Mensch kann das, wir (ver)brauchen CO₂. Es ist einfach so und jeder, der sich aber die Mühe gibt und sich selbst zurücknimmt und auch in der Öffentlichkeit sich aktivistisch gibt, bewirkt mehr, als einfach zu sagen „Ist mir eh wurscht“. Aber trotzdem braucht es eine große globale, systematische Veränderung durch Maßnahmen und Regulierungen. Das Konzept vom „CO2 Fußabdruck“ ist eine Erfindung von BP und soll den Konsumenten die Last in die Schuhe schieben und ablenken davon, dass die großen Gas- und Öl-Firmen Schuld tragen.

Hast du Träume? 
Ja, ich habe viele Träume. Man muss viele Träume haben heutzutage, sonst sieht die Realität irgendwie nicht sehr rosig aus und ich habe immer groß geträumt! Aber ich glaube, je älter man wird, desto realistischer werden diese Träume und desto kleiner werden diese Träume. Und das ist auch gut so, weil – das klingt blöd - aber wir müssen mehr zum Mittelmaß. Es geht nicht mehr, dass jeder so hoch hinaus will und jeder diese „höher, schneller, weiter“-Mentalität lebt, wir können nicht mehr weiter expandieren, allein, wirtschaftlich und gesellschaftlich.

Wovor hast du denn Angst? 
Ich habe vor wenig Angst. Ich habe auch keine Angst vor dem Tod oder so, aber ich habe Angst davor, Dinge nicht getan zu haben, also etwas zu bereuen oder nicht stark dafür gekämpft, genug dafür gekämpft zu haben.

Bist du ein gläubiger Mensch? 
Nein.

„Man muss viele Träume haben heutzutage“, so Huber im Interview.  (Bild: Eva Manhart)
„Man muss viele Träume haben heutzutage“, so Huber im Interview. 

Was ärgert dich am meisten?
Dummheit!

Auch, wenn Leute nichts dafür können? 
Ja, mich ärgert, dass man nichts an Unwissenheit ändert. Und mich ärgern auch Sachen wie Rassismus, dafür habe ich kein Verständnis, ich kann es nicht nachvollziehen. Mich macht wütend, wie Menschen wählen, wie sich Menschen verhalten.

Was tust du für dein Seelenheil? 
Die Natur ist ganz essenziell für mich. Wir sind so entfremdet als Menschen geworden durch diese Digitalisierung, durch dieses virtuelle Leben online. Wir sind richtig süchtig und da hilft mir eben dieses Verlangsamende in der Natur sein.

Wenn ich richtig informiert bin, feierst du im nächsten Jahr deinen 30. Geburtstag. Freust du dich darauf? 
Ich bin immer voll melancholisch und traurig an meinem Geburtstag, weil ich nicht älter werden will. Aber den dreißiger muss ich schon feiern. Ich bin echt schon am überlegen, aber ich habe ja im Jänner Geburtstag, mal sehen, was ich da machen kann.

Hast du Erwartungen oder Ziele an diesen Tag geknüpft? 
Also ich finde diese. Dieser amerikanische Gedanke von „Ich muss heiraten, bis ich 30 bin“ finde ich absurd. Nein, ich habe ehrlich gesagt noch nicht darüber nachgedacht, weil ich es akut wegschiebe.

Du hast ja auch eine Zeit lang in den USA gelebt, wie hat dich das geprägt?
Ich habe in Washington D.C. gelebt, was, glaube ich, sehr europäisch ist und sehr offen. Aber ja, Amerika hat mich auch sehr geprägt, ich bin sehr behütet aufgewachsen, also beispielsweise mit 17 das erste Mal getrunken und auch diese wilden Partys in dem Alter hatte ich nie, die gibt es dort so nicht. Das hat mir auf jeden Fall eine längere Kindheit und Jugend beschert.

Welche drei Wünsche sollte dir der altbekannte Flaschengeist erfüllen? 
Klingt kitschig, aber ich würde sagen, den Weltfrieden. Das Ende des Hungers. Und dass wir echte Gleichheit haben und keinen Feminismus mehr bräuchten.

So selbstlos würdest du die verbrauchen? Da ist ja gar nichts für dich persönlich dabei.
Mir geht’s wirklich gut. Das konnte ich von Afrika so mitnehmen, dass ich wirklich Dankbarkeit verspüre und einfach weiß, wie privilegiert ich bin. Und dafür muss man jeden Tag dankbar sein. Und ich brauche wirklich nichts.

Herzlichen Dank für das Gespräch, Valerie. 

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