Brucknerhaus-Affäre:

LIVA braucht millionenschwere Hilfe von Stadt Linz

Oberösterreich
28.02.2025 13:45

Ein Kassasturz bei der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) infolge der Brucknerhaus-Affäre zeigt ein Finanz-Minus von 1,7 Millionen Euro sowie Managementfehler auf. So wurden etwa für überbordende Überstunden – ein Mitarbeiter sammelte gar 2000 Plusstunden – zu wenige Rücklagen gebildet.

Der nächste Akt in der Brucknerhaus-Affäre ist ein „schonungsloser“ Kassasturz. „Und das Wort ,schonungslos’ ist sehr ernst gemeint“, sagt Meinhard Lukas. Der ehemalige Uni-Rektor hat im Vorjahr den Aufsichtsratsvorsitz der Linzer Veranstaltungsgesellschaft (LIVA) übernommen, zu der das Brucknerhaus gehört. Unter seiner Führung sollen die Ungereimtheiten rund um die Bestellung des ehemaligen Intendanten Dietmar Kerschbaum aufgearbeitet werden, die diesem sowie dem roten Ex-Bürgermeister Klaus Luger bekanntlich den Job gekostet haben.

Abgang von 1,7 Millionen Euro
Derzeit läuft der Bewerbungsprozess für eine neue künstlerische und kaufmännische Geschäftsführung der LIVA. Um dem künftigen Führungsduo – es soll im April starten – einen wirtschaftlichen Überblick zu verschaffen, hat Lukas besagten Kassasturz initiiert.

Und der ergab nun: Im Geschäftsjahr 2024 schrieb die Veranstaltungsgesellschaft voraussichtlich ein Minus von knapp 1,7 Millionen Euro, bei einem Gesamtbudget von rund 30 Millionen Euro. Hauptgrund für den Malus sind laut Lukas Managementfehler.

So wurden etwa die Kosten für die Klangwolke um 200.000 Euro überschritten. Außerplanmäßige Beratungsleistungen – sie wurden nach Kerschbaums Freistellung unter anderem für ein Compliance-Gutachten sowie für Rechtsstreitigkeiten fällig – schlugen mit 425.000 Euro zu Buche.

Überstunden liefen aus dem Ruder
Den größten Brocken machten aber die um eine Million Euro über Plan liegenden Personalkosten aus. Vor allem die Überstunden sind aus dem Ruder gelaufen: Ende 2023 hatte sich das Zeitguthaben der LIVA-Beschäftigten auf mehr als 18.000 Stunden summiert, ein einzelner Mitarbeiter sammelte gar über 2000 Plusstunden. Rückstellungen seien dafür nur unzureichend gebildet worden: „Im Geschäftsjahr 2024 trifft uns jetzt diese fragwürdige Bilanzierung der Vorjahre mit voller Härte“, sagt Lukas, der betont: Dieses „völlig unzureichende Monitoring bei den Überstunden“ sei nicht die Verantwortung der Mitarbeiter gewesen.

LIVA braucht Finanzspritze
Summa summarum braucht die LIVA wegen des Abgangs nun eine Finanzspritze der Stadt Linz. Damit ist die Politik am Zug, denn der von der Veranstaltungsgesellschaft gewünschte Zuschuss von 1,5 Mio. Euro muss vom Gemeinderat genehmigt werden. Und hier könnte es durchaus heikel werden. ÖVP-Klubchefin Michaela Sommer kündigte etwa in einer ersten Reaktion an, ihre Fraktion werde nur zustimmen, „wenn man sich endlich zu einer völligen Transparenz entschließt und alle Fakten auf den Tisch kommen“. Das betreffe vor allem auch Beratungs- und Rechtsanwaltskosten. „Man muss sich ja tatsächlich die Frage stellen, wie viele Leichen eigentlich noch im Brucknerhauskeller liegen.“

Transparenz fordert auch die Kontrollsprecherin der Grünen, Ursula Roschger, und zwar dahingehend, „was hinter den heute veröffentlichten Kostenpositionen steckt“. Für sie sei aber klar, „dass wir die LIVA unterstützen müssen und nicht zulassen können, dass der Fortbestand des Unternehmens gefährdet ist“.

„Bankrotterklärung der Stadtregierung“
Richtig sauer ist der Kontrollausschussvorsitzende Georg Redlhammer von den Neos – auf alle anderen Parteien: „Sie hätten 2023 auf mich hören sollen, als ich als Einziger auf den desaströsen Kontrollamtsbericht zu LIVA hingewiesen habe. Ihnen war die Misswirtschaft der künstlerischen und der kaufmännischen Leitung aber egal. Eine Bankrotterklärung der Stadtregierung!“ Dem 1,5-Millionen-Euro-Zuschuss werden die Neos laut Redlhammer aber zustimmen, denn: „Die Neuen müssen jetzt ohne den Rucksack der Vergangenheit frei arbeiten können, weil sie nichts dafür können, wie Kerschbaum und Co. gewirtschaftet haben.“

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