Live im Gasometer

Dean Lewis: Melancholisch auf zu neuen Klangufern

Musik
04.03.2025 09:00

Mit seinen sanften Songs und den ehrlichen Texten hat sich der Australier Dean Lewis in den letzten Jahren in die Herzen von Millionen Fans gesungen. Am 6. März präsentiert er sein aktuelles Album „The Epilogue“ im randvollen Wiener Gasometre – der „Krone“ verriet er vorab, welche Bedeutung Oasis für ihn hat, was er von TikTok hält und warum Musiker sein alleine nicht mehr reicht.

Wenn alle Wege bekanntlich nach Rom führen, dann tun das auch die späten. Davon kann Dean Lewis mehrere Lieder singen. Der Singer/Songwriter rollt derzeit gerade mit seiner Band durch Europa und feiert allabendlich musikalische Messen vor Tausenden von Fans. Hierzulande war er zuletzt beim Frequency Festival zu sehen – für gewöhnlich nicht der dankbarste Rahmen, um mit melancholischen und seelenvollen Liedern aufzutrumpfen. Erst recht nicht, wenn man schon am sonnigen Nachmittag die Bühne entert. Für den sympathischen Künstler ist so eine Ausgangslage aber kein Hindernis, sondern eine Herausforderung. „Wir haben mittlerweile eine ganze Kiste voller Tricks, wie wir auch in so einem Setting eine feine Show spielen“, lacht er im „Krone“-Gespräch, „sehr viele Songs von mir sind traurig, das stimmt. Aber mit der Band und im Livekorsett verwandeln wir sie zu Up-Tempo-Nummern. Außerdem macht es mir richtig Spaß, mit schwungvollen Partybands um die Aufmerksamkeit zu kämpfen.“

Karriere-Spätstart
Dieser Wettkampf bleibt ihm in Wien erspart. Am 6. März spielt er das zweite Mal im Gasometer, die Tickets dafür sind seit Monaten weg. Als die Veranstalter Anfang Jänner noch ein letztes Restkontingent feilboten, war der Ansturm gewaltig. Die unbändige Popularität hat sich der ruhige und besonnene Lockenkopf über verwinkelte Kurven erarbeitet. Als er mit der Single „Waves“ in seiner australischen Heimat den Durchbruch schafft und einen Plattenvertrag beim Majorlabel Universal unterschreibt, ist er schon 28. Ein Alter, in dem andere Künstler schon drei Bands oder zwei schwere Entzüge hinter sich haben. Der angesprochene Song findet den Weg ins Fernsehen und damit in die Herzen der Fans. „Suits“, „Grey’s Anatomy“, „Riverdale“ - überall kann man ihm lauschen. In Australien gibt es siebenfach Platin, das 2019 veröffentlichte Debütalbum „A Place We Knew“ geht in der Heimat geradewegs auf die Eins.

Während der Pandemie gelingt Lewis während der erzwungenen Untätigkeit der flächendeckende Durchbruch. „Waves“ und diverse andere Songs werden vermehrt auf TikTok gespielt und geteilt, der Musiker bekommt plötzlich ein globales Following und startet quer über alle Kontinente durch. Mit dem Hype um sich und seine Musik hat er anfangs zu kämpfen. „Am glücklichsten bin ich, wenn ich bei mir daheim in Sydney sitze und zwischen sechs und acht Wochen ausschließlich damit verbringe, an Songs zu arbeiten. Die Zeiten, wo man als Künstler nur Musiker war, sind aber endgültig vorbei“, ist ihm die gegenwärtige Realität bewusst, „man muss jeden Tag etwas auf Social Media posten, die verschiedenen Plattformen unterschiedlich bedienen und sich ständig präsentieren. Ich will mich nicht beschweren, denn ohne TikTok hätte ich nicht diesen Erfolg, aber es ist ein Fakt, dass du heute nicht mehr durchstarten kannst, ohne auch gleichzeitig Content Creator zu sein.“

Schockverliebt in Oasis
Was man Lewis‘ entrückter Musik nicht anhört, ist, dass seine größten und wichtigsten Idole zwei Vollproleten aus Manchester sind. 2005 sieht er eine Live-DVD von Oasis und ist in bester Art und Weise schockverliebt. Liam und Noel Gallagher sind sein neuer Maßstab für Coolness, die unterschiedlichen Videos werden zu seiner visuellen Bibel. Von Anfang an versucht er Songs wie Noel zu schreiben. Dass der wahrscheinlich die Nase rümpfen und irgendeine verbale Gemeinheit gen Lewis werfen würden, ist dem Australier egal. Im Vergleich zu den 1990er- und 2000er-Jahren habe sich die Art des Songwritings stark verändert. „Die Lieder werden simpler, weil die Aufmerksamkeitsspannen der Rezipienten kürzer werden. Viele Songs setzen nur mehr auf eine schnelle Hook, um Spotify-Plays zu generieren, aber es fehlt am Geschichtenerzählen. Es gibt Trends und der Großteil der Künstler folgt diesen Trends. Das führt aber auch zum Resultat, dass sehr viele Künstler nach einem viralen Hit sofort wieder verpuffen.“

Diese Sorgen muss man sich um Lewis wohl nicht mehr machen. Letzten Herbst veröffentlichte er mit „The Epilogue“ sein drittes Album, das für ihn eine Art Abschluss darstellt. „All meine Alben haben jeweils zwei Jahre meines Lebens in Anspruch genommen. Wer meine zwei ersten Alben mochte, mag bestimmt auch das neue, aber ich habe das Gefühl, dass ich diese Klangwelt meines Lebens damit fertiggestellt habe. Für mich ist ,The Epilogue‘ so etwas wie das finale Kapitel, das mich in Frieden mit dieser Richtung abschließen lässt. Ich denke, dass ich etwas anderes machen und neue Wege gehen muss. Wer beim Album genau hinhört, der wird drei Songs darauf finden, die schon eine Idee davon geben, wohin die Reise gehen könnte.“ Lewis ist jemand, der immer nach vorne schaut. „Ich lebe ständig in der Zukunft. Das ist manchmal schwierig, weil Fans unweigerlich in der Vergangenheit ihrer Lieblingskünstler leben, aber ich bin immer zwei Schritte weiter. Ich habe die Songs des Albums jetzt an die 500-mal gehört. Ich bin bereit, mich neuen Refrains und Strophen zu widmen – und dafür war ich schon mit einem Produzenten in Los Angeles zusammen.“

Gesunde Basis zu den Fans
Mit 37 Jahren, davon knapp zehn Jahren Karriere im Musikbusiness und einigen Erfahrungen aus dem Leben blickt er der Zukunft sehr entspannt entgegen. „Heute ist es jedem möglich, mit wenig Mitteln und wenig Budget eine internationale Produktion aufzufahren. Das heißt, das Songwriting selbst wird wichtiger. Vor 20 Jahren hast du es mit einem Song, der eine 8/10 war, vielleicht noch geschafft, für Aufregung zu sorgen. Wenn du heute erfolgreich sein willst, müssen die Singles aber eine 10/10 sein. Es gibt so viel Konkurrenz, dass nur die allerbesten langfristig erfolgreich sein werden.“ Zu seinen Fans hat er eine gesunde Verbindung. „Ich verarsche sie nicht und beute sie nicht aus. Das ist ein absolutes No-Go. Ich weiß aber auch, wie vergänglich Erfolge auf Social-Media-Plattformen sein können. Am Ende des Tages zählt, wie gut deine Songs sind und wie du sie live vor Publikum präsentierst. Nur wenn du ehrlich zu dir selbst bist, werden dir die Menschen langfristig folgen.“

Live in Wien
Am 6. März spielt Dean Lewis mit dem aufstrebenden kanadischen TikTok-Star Sofia Camara im Vorprogramm sein einziges Österreich-Konzert im Wiener Gasometer. Der Gig ist seit Wochen restlos ausverkauft.

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