Wer hat welche Farbe?

Rassismus: Schwarzweiß-Keilerei endete vor Gericht

Noch eine schnelle Stärkung in der Cafeteria am Landesgericht Eisenstadt, und dann werden die Nachbarn erzählen, dass sie einander noch nie gesehen haben. „Wir sind erst befreundet, seit das passiert ist.“

(Bild: HS, Krone KREATIV)

Kurioser Prozess am Landesgericht Eisenstadt! Ein gebürtiger Ghanaer (20) wurde von zwei Südburgenländern bedroht. Einer verpasste ihm Faustschläge. Das Opfer trug seinen Teil dazu bei, dass es zur Eskalation kam. Er hatte die Männer aufs Übelste beschimpft. 

Treffen sich zwei Männer mit recht viel Tagesfreizeit, die seit 30 Jahren nur fünf Meter voneinander entfernt wohnen, am 8. April 2024 zum ersten Mal. In einem Lokal. Insgesamt sind vier Gäste dort. „Ich kannte ihn nicht“, sagt der 54-jährige Invaliditätspensionist (fortan 1 genannt). „Ich hatte ihn noch nie gesehen“, bekräftigt der 53-jährige Notstandshilfebezieher (2).

„Ich hebe nur zurückbeleidigt“
Und dann stehen die beiden an besagtem Abend an Budel. „Wir haben uns nicht unterhalten.“ Die Tür geht auf und zwei Burschen setzen sich. Einer hat offensichtlich afrikanische Wurzeln. „Der Wirt war gerade nicht da, wir haben gewartet“, so der 20-Jährige am Landesgericht Eisenstadt. „Und dann ging es mit den Beschimpfungen los. Ich habe nur zurückbeleidigt.“

Die Worttiraden des Lehrlings hatten es allerdings in sich, wie sein eigenes Handy-Video beweist. Würden wir nun die Farben Schwarz und Weiß tauschen, müsste sich der gebürtige Ghanaer wohl wegen rassistischer Beleidigung vor Gericht verantworten!

Ein Tritt auf den Tumor
Jedenfalls gibt 1 an, dass er ihm das Handy wegnehmen wollte. „Dann hat er mich getreten. Mehrmals. Auf die Arme. Auch auf die Brust, wo ich einen Tumor habe.“ 2 hat nichts gesehen, er will am Klo gewesen sein. Zu hören ist aber: „Ich steche dich ab!“ Bei der Polizei decken sich die Unbekannten.

Was alles sein kann
‘Im Lauf des Prozesses kommt heraus, dass 1, der „Getretene“, mit den Fäusten zugehaut hat, weil er nicht gefilmt werden wollte. „Ja, es kann sein, dass es im Zuge der Rauferei bei ihm zu einer möglichen Verletzung kam.“

Bleibt halt das Cabrio daheim
Beide Angeklagten, unbescholten, kommen mit der geringsten möglichen Strafe davon: Zwei Jahre Probezeit. Dass 1, der Invaliditätspensionist, einen „symbolischen Schadensersatz“ von 150 Euro aufgebrummt bekommt, taugt ihm weniger. Er sucht um Ratenzahlung an. Muss sein Cabrio mit den goldenen Felgen, wie ein Polizist weiß, halt ein paar Tage im Monat in der Garage bleiben.