Prozess in Frankreich
299 Fälle: Chirurg gesteht Missbrauch von Enkelin
Der französische Chirurg, der wegen des Missbrauchs von 299 Patientinnen und Patienten angeklagt ist, hat gestanden, seine eigene Enkelin sexuell missbraucht zu haben. Die Eltern des minderjährigen Mädchens waren am Freitag im Gericht und wurden umgehend psychologisch betreut.
Zu Prozessbeginn hatte der ehemalige Arzt alle seine Taten weitgehend gestanden. Laut der Anklage verging sich Joel Le Scouarnec an 299 Patientinnen und Patienten, die meisten von ihnen Kinder. Der sexuelle Missbrauch geschah unter dem Vorwand von Untersuchungen oder während sie unter Narkose standen.
Prozess hat auch eigene Familie im Fokus
Der heute 74-Jährige arbeitete in ungefähr zwölf verschiedenen Krankenhäusern im Westen Frankreichs. Manche seiner Führungskräfte sowie Kolleginnen und Kollegen wussten, dass er bereits früher wegen des Besitzes von Missbrauchsdarstellungen verurteilt worden war. Seine Karriere behinderte das aber nicht.
Im Fokus des Gerichtsprozesses stand jüngst die eigene Familie, die durch verschwiegenen sexuellen Missbrauch geprägt ist. Der älteste Sohn des Angeklagten sagte aus, im Alter zwischen fünf und neun Jahren von seinem Großvater missbraucht worden zu sein. Dieser wiederum gab an, dass er als junger Mensch von einem Priester vergewaltigt worden sei.
Hat Ex-Frau ihren Mann gedeckt?
Die Ex-Frau des Angeklagten hat ihre Unwissenheit beteuert. „Es gab nichts, was darauf hingewiesen hätte, nichts und wieder nichts“, sagte die 71-Jährige. Sie habe nicht einmal gewusst, dass Le Scouarnec bereits 2005 wegen des Besitzes von Bildern mit Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden sei. Während der Ermittlungen hatte sie das noch eingeräumt.
Der Bruder des Angeklagten hatte sie zuvor beschuldigt, ihren Mann gedeckt zu haben. Sie sei nur aus finanziellem Interesse mit ihm zusammengeblieben. Der ehemalige Chirurg hat auch zwei Nichten und die sechsjährige Tochter der Nachbarsfamilie sexuell missbraucht. Dafür war er 2020 zu 15 Jahren Haft verurteilt worden.
Der Fall des Nachbarkindes hatte zu einer Hausdurchsuchung geführt, bei der Tagebücher entdeckt wurden, in denen der Mann minutiös beschrieb, wie er sich an den Kindern verging – teils im Krankenzimmer oder auf dem Operationstisch. Zudem wurden 300.000 Fotos und Videos mit Missbrauchsdarstellungen gefunden.
Der Prozess ist auf vier Monate angesetzt. Die Höchststrafe beträgt 20 Jahre Haft.
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