Wie viel ist der neuen steirischen Landesregierung eine vielfältige und florierende Kulturszene wert? Seit einigen Tagen neigt man dazu, als Antwort zu sagen: nicht sehr viel!
In einer Hauruck-Aktion wurde das Kulturkuratorium als wichtigstes Beratungsgremium des Landes neu besetzt – man könnte auch sagen „umgefärbt“. Denn vertreten sind vor allem treue Blaue und Schwarze. Experten wie Herbert Nichols-Schweiger, der selbst viele Jahre im Kuratorium saß, attestiert vielen der neuen Mitglieder „wenig kulturimmanente Kompetenz“ und sieht wegen deren „hoher Abhängigkeiten zu den Verantwortungsträgern“ eine gewisse Korruptionsgefahr.
Besonders brisant ist diese „Umfärbung“ nicht zuletzt deshalb, weil der Kulturszene massive finanzielle Kürzungen bevorstehen. In Zeiten des finanziellen Engpasses muss auch bei der Kunst gespart werden, das ist schon klar. Aber die Frage ist jedoch, wie und wo – und diese Frage soll nicht zuletzt das Kulturkuratorium für das Land beantworten.
Künstlerische Basisarbeit in Gefahr
Klar jedoch ist: Die Finanzierung der „großen Dampfer“ (Universalmuseum Joanneum und Bühnen Graz) ist vertraglich abgesichert, gespart werden kann also vorerst nur anderswo. Die Vertreter der freien Szene befürchten, dass es vor allem sie treffen wird - und das, obwohl gerade sie es sind, die die künstlerische Basisarbeit leisten. Kleine Konzertveranstalter sind es, die jungen steirischen Bands auf dem Weg zum möglichen Durchbruch das Mikrofon in die Hand geben. Die freie Theaterszene ist es, die späteren Schauspiel- oder Regiestars ihre erste Bühne bietet.
Um genau diese Vielfalt weiter zu ermöglichen, lassen die steirischen Grünen mit einer Forderung aufhorchen: Sie wollen die „Steiermark Schau“ abschaffen, um mehr Geld für die Freie Szene zur Verfügung zu haben. „Wenn Millionen in eine einzelne Veranstaltung fließen, während überall sonst das Geld fehlt, dann läuft etwas schief“, sagt deren Kultursprecherin Veronika Nitsche. „Mit den rund fünf Millionen Euro, die dadurch jährlich frei werden, könnten wir die Finanzierungslücke in der Kulturförderung schließen, Fair Pay umsetzen und das zeitgenössische Kunst- und Kulturschaffen, insbesondere in den Regionen, nachhaltig stärken.“
Ob die blau-schwarze Regierung diesen grünen Vorschlag aufgreifen wird, bleibt abzuwarten. Klar jedoch ist: Wenn die vielfältige Kulturszene des Landes – um die uns viele andere Bundesländer übrigens beneiden – erhalten werden soll, dann braucht es jetzt gute und neue Ideen, den Einsatz der Politik – und auch Ihr Interesse. Vielleicht nutzen Sie das Wochenende ja für einen Besuch in einer steirischen Galerie, eines Theaters oder für ein Konzert einer steirischen Band. Es lohnt sich!
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende!
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