Heute mag uns vieles seltsam erscheinen, aber auch die Geschichte kennt Begebenheiten, die skurril waren; beispielsweise übers Radfahren, das lange den Männern vorbehalten und in Villach einst sogar verboten war. Eine Gailtaler Historikerin hat für den Geschichtsverein recherchiert.
Überraschendes, Spannendes, Interessantes und Wissenswertes ist zweimal im Jahr im reich bebilderten Bulletin des Geschichtsvereines für Kärnten zu erfahren. Für die aktuell erhältliche Ausgabe hat beispielsweise die Gailtaler Historikern Heidi Rogy die Geschichte des Radfahrens in Kärnten erforscht.
Dieses Hobby war anfangs noch recht kostspielig und vor allem auf einem Hochrad nicht ganz ungefährlich, schreibt Rogy. Trotzdem wurde schon 1882 eine „Bicyclefahrt“ von Wien nach Klagenfurt durchgeführt. „1888 radelte gar ein ,Bicycle-Instruktor‘ aus Linz über den zugefrorenen Wörthersee“, weiß die Historikerin zu berichten. Besonders kurios: In den 1880er Jahren bestand in Villach ein Radfahrverbot, später durfte man immerhin mit Fahrbewilligung und Nummerntafel durch die Draustadt radeln.
Um 1900, als das Fahrrad längst nicht mehr reines Freizeitgerät war, wurde laut Rogy sogar über eine Radfahrsteuer nachgedacht.
Früh wurde in Kärnten bereits das Potenzial des Radtourismus erkannt. Radelnd urlaubten bei uns unter anderem Bankier Albert Baron Rothschild und Schriftsteller Arthur Schnitzler.
In den 1890er Jahren wurden in Kärnten einige Radfahrvereine gegründet. Die Historikerin beschreibt, wie die Mitglieder beim Saalfahren in Hotels an ihrer Fahrtechnik feilten.
War das Radfahren zunächst noch ein Männersport, wurden ab den 1890ern auch immer mehr Frauen von der allgemeinen Radfahreuphorie erfasst. Diese hatten zuerst noch mit Vorurteilen zu kämpfen, vor allem was ihre Radkleidung betraf. 1898 schrieb jedoch eine heimische Zeitung, dass die neue Radfahrmode der Frauen rasch zu einem vertrauten Anblick wurde.
Das spannende, 130-seitige Bulletin ist um 10 Euro erhältlich im Buchhandel oder über die Vereinshomepage https://geschichtsverein.ktn.gv.at/
Der verschwundene Erzherzog und seine Verbindung zu Kärnten
Im aktuellen Bulletin erfährt der Leser auch Interessantes über den toskanischen Zweig des Hauses Habsburg. Der besonders kinderreiche Zweig der Familie zählte beim Tod Kaiser Franz Josephs knapp drei Dutzend Erzherzoginnen und Erzherzöge, wie Historiker Peter Wiesflecker im Bulletin schreibt. Ungewöhnlich ist die Lebensgeschichte von Erzherzog Johann Salvator: Er trat 1889 auf eigenen Wunsch aus dem Kaiserhaus aus, nannte sich Johann Orth, war Kapitän auf seinem eigenen Schiff, auf dem er mit seiner Geliebten, der Balletteuse Milli Stubel, 1890 Europa verließ. Das Schiff verschwand jedoch, seine Besatzung galt als verschollen.
„Bis in unsere Tage halten sich aber Gerüchte, der ehemalige Erzherzog habe sein Verschwinden inszeniert“, so Wiesflecker.
Der toskanische Habsburger-Zweig hat eine direkte Verbindungen nach Kärnten: Der 1908 geborene Heinrich Habsburg-Lothringen studierte Forstwirtschaft an der Hochschule für Bodenkultur. Dabei lernte er Helvig Schütte kennen, die damals als erste Frau dieses Fach absolvierte. Ihre Familie hatte Mitte des 19. Jahrhunderts einen ausgedehnten Forstbesitz im Lavanttal erworben. Heinrich trat nach der Heirat in das Forstgut Schütte ein. Dieses führte später Heinrichs jüngerer Sohn Christoph Habsburg-Lothringen und heute dessen Sohn Dominik Habsburg-Lothringen.
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