Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und US-Präsident Donald Trump haben sich am Freitag im Weißen Haus lautstark gestritten. Selenskyj hatte Sicherheitsgarantien für sein Land gefordert, um Verhandlungen mit dem Kreml aufzunehmen. Eine schnelle Rückkehr an den Verhandlungstisch gilt als unwahrscheinlich.
„Selenskyj möchte sofort zurückkommen. Aber das geht für mich nicht. Er kann wiederkommen, wenn er bereit für Frieden ist“, sagte Trump bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach dem Eklat. Die US-Administration erwartet sich eine Entschuldigung. „Ich denke, er sollte sich dafür entschuldigen, dass er unsere Zeit für ein Treffen verschwendet hat, das so zu Ende ging“, sagte US-Außenminister Marco Rubio. Die Sache sei „aus dem Ruder gelaufen“.
Trump hatte Selenskyj unter anderem vorgeworfen, „das Leben von Millionen Menschen aufs Spiel“ zu setzen und „nicht dankbar“ für die US-Hilfe im Krieg gegen Russland zu sein. Selenskyj, der sich nach eigenen Angaben nicht entschuldigen will, versuchte zu erläutern, warum dem russischen Machthaber Wladimir Putin nicht zu trauen sei und dass ein Ende der Kämpfe nicht ohne Garantien möglich sei. Am Ende standen ein Abbruch des Gesprächs und womöglich auch ein Ende der US-Unterstützung für die Ukraine.
Er kann wiederkommen, wenn er bereit für Frieden ist.
US-Präsident Donald Trump über Selenskyj
Welche Folgen der Bruch haben kann
Für die Ukraine kann der diplomatische Bruch fatale Folgen haben. Das Weiße Haus ist bisher der wichtigste Unterstützer und Waffenlieferant des Landes. Schätzungen gehen davon aus, dass das Land mit den von Joe Biden (Vorgänger von Trump, Anm.) eingeleiteten Waffenlieferungen noch ein halbes Jahr in der gleichen Intensität weiterkämpfen kann.
Besonders bei den Raketen für die Flugabwehrsysteme des Typs Patriot sind die US-Lieferungen nicht zu ersetzen. Das könnte wiederum das russische Militär mit ballistischen Raketen und Marschflugkörpern ausnutzen.
Auch die Lücke bei den Staatsfinanzen können andere Verbündete nur schwer schließen. In den drei Jahren Krieg flossen umgerechnet mehr als 30 Milliarden Euro aus den USA in das ukrainische Staatsbudget. Darüber hinaus könnte die Position Selenskyjs ins Wanken kommen. Zuletzt hatte sich die Kritik an seinem Verhandlungsstil erhöht.
Kreml lobt Trump für Zurechtweisung
„Im Kreml knallen gerade die Sektkorken“, kommentierte der demokratische US-Senator von Maryland, Chris Van Hollen. Ähnlich wird das in der Ukraine selbst gesehen. „Wer freut sich am meisten darüber, was heute passiert ist? Ich denke, das ist Putin“, schrieb der oppositionelle Parlamentsabgeordnete, Olexij Hontscharenko, auf Telegram mit Blick auf den russischen Präsidenten.
Die Reaktion aus dem Kreml gibt ihnen recht. „Das undankbare Schwein bekam eine kräftige Ohrfeige von den Besitzern des Schweinestalls. Das ist nützlich“, schrieb der frühere Kremlchef Dmitri Medwedew bei Telegram. Selenskyj habe eine „eiskalte Watsche“ bekommen, nun müsse auch die Militärhilfe für die Ukraine enden. Wie berichtet, hat das Weiße Haus genau das am Samstag bereits angekündigt.
Das undankbare Schwein bekam eine kräftige Ohrfeige von den Besitzern des Schweinestalls. Das ist nützlich.
Dmitri Medwedew, Vizechef von Russlands Nationalem Sicherheitsrat
Zwei Gipfeltreffen in Europa
Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hat ein sofortiges Gipfeltreffen zwischen den USA, den europäischen Staaten und Verbündeten der Ukraine vorgeschlagen. „Jede Spaltung des Westens macht uns alle schwächer und begünstigt diejenigen, die den Untergang unserer Zivilisation herbeiführen wollen“, sagte sie.
Für Sonntag hatte bereits der britische Premier Keir Starmer zu einem Gipfeltreffen eingeladen, „um die Position der Ukraine zu stärken“. Erwartet werden unter anderem NATO-Generalsekretär Mark Rutte, EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und mehr als ein Dutzend Staats- und Regierungsoberhäupter. Meloni und Selenskyj will Starmer zuvor zu bilateralen Gesprächen empfangen.
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