Mit dem Film „Maria“, in dem Angelina Jolie die Opern-Diva Maria Callas spielt, wird derzeit in Kinos der Scheinwerfer auf eine der berühmtesten Sängerinnen der Welt gelenkt. Der Theaterfrühling Traun steuert zum Hype um die Ikone ein beachtliches Bühnenstück bei: Katharina Bigus spielt die Callas in „Meisterklasse“.
Ihre Stimme wurde gefeiert, die Frau in ihr verehrt, aber ihre Launen waren gefürchtet: Maria Callas (1923–1977) war die Königin der Oper, sie wird als „La Divina“, die Göttliche, unvergessen bleiben.
Das Stück „Meisterklasse“ von Terrence McNally aber widmet sich einem Thema, das wenige kennen: Es zeigt die Sopranistin am Ende ihrer Karriere – und am Ende ihres Lebens. Aber sie gibt noch Unterricht: Man erlebt Callas, wie sie verschüchterte, junge SängerInnen fordert – und vernichtet. Dazwischen wird sie von Erinnerungen übermannt.
Schauspiel mit Opernarien live
Auf der Bühne im Schloss Traun schlüpft Katharina Bigus in die Rolle der Callas, die Inszenierung stammt von Julia Ribbeck. Bigus bekommt Verstärkung von jungen Gesangs-Studierenden der Bruckner Uni Linz. Sopranistin Elena Dadajova tritt an mit einer Arie aus Bellinis „Sonnambula“.
„Lassen Sie die Tränen hinter Ihrer Stimme spüren!“, herrscht die alternde Diva sie an. Ksenia Valentina legt Lady Macbeth's Lust am Töten in ihre Stimme, und Tenor Salvador Sinitsyn die Leidenschaft des Liebhabers aus „Tosca“. Pianist Stepan Vinichenko begleitet am Bösendorfer, souverän, zurückhaltend und charmant. Auch schauspielerisch überzeugen die jungen Bühnentalente.
Bilder, Gefühle, Erfolge, Niederlagen
Mit ihren radikalen künstlerischen Prinzipien wendet sich Callas, die Bigus überzeugend spielt, immer wieder auch an das Publikum. Ihr trockener Humor sorgt einerseits für Lacher, ein Blick genügt aber auch, um die Stimmung einzufrieren. Applaus verbittet sie sich – und lechzt zugleich danach. Die Szenerie erstarrt im Freeze. Zu den Playbacks umjubelter Auftritte quillt Lebensgeschichte aus ihr heraus.
Das Flehen um Liebe
Der zweite Akt nach der Pause verläuft analog zum ersten. Vorsingen, verbale Vernichtung, Unterbrechungen für Rückblenden. Noch eindringlicher schildert sie ihre Triumphe; bis zum Niedergang, als sie auf Knien Aristoteles Onassis um Liebe anfleht. Doch nicht nur er, sondern auch ihre Stimme verlässt sie. Ein gefundenes Fressen für die Presse.
Starkes Finale
Hut ab vor Regisseurin Ribbeck, die es schafft, Tempo in die statische Konstruktion des Stückes zu bringen und dem oft langatmigen Textlawinen Kanten und Schärfe zu verleihen. Eine resignierende Maria Callas beendet die Vorstellung mit ultimativen Gedanken über Kunst und einem lapidaren „Wir machen jetzt Schluss“.
Nach gut zwei Stunden samt Pause zeigt sich das Publikum begeistert. Langer Applaus für Bigus, Ribbeck und das Ensemble! (11 weitere Vorstellungen bis 29.3. im Kultur.Park.Traun).
Eva Hammer
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