Schauspielstar in Graz

Caroline Peters: „Ach so, die haben alle Ängste“

Steiermark
02.03.2025 14:00

Als Ensemblemitglied des Wiener Burgtheaters, als „Buhlschaft“ in Salzburg und mit TV-Serien wie „Mord mit Aussicht“ wurde Caroline Peters zum Star. Nun hat sie mit „Ein anderes Leben“ ihren ersten Roman geschrieben. Am 7. März liest sie daraus im Schauspielhaus Graz. Die „Krone“ hat sie vorab um Interview gebeten.

Wie kam es dazu, dass Sie als sehr erfolgreiche Schauspielerin einen Roman geschrieben haben?
Ich arbeite schon mein Leben lang mit Texten, mit Sprache und Literatur. Und ich habe auch immer schon geschrieben, aber eher nur für mich in Tagebüchern. Die Phase der Pandemie, in der ich als Schauspielerin wenig zu tun hatte, hat in mir dann die Lust geweckt, was Eigenes zu schreiben.

Als Theaterschauspielerin haben Sie einige der größten Klassiker im Kopf. Hilft das, wenn man dann selbst etwas schreiben möchte? Oder war das ein Hindernis?
Ich glaube eher, dass das hilft, weil man sich viel Sprachgefühl erarbeiten konnte. Und ein Theatertext ist etwas ganz anderes als ein Roman. Ein Theatertext ist dafür gedacht gesprochen zu werden, im Raum, mit einem eigenen Rhythmus. Ein Roman ist dafür gedacht, leise im Kopf gelesen zu werden. Dadurch habe ich mich auch nicht gehemmt gefühlt.

Caroline Peters (Bild: Mirjam Knickriem)
Caroline Peters

Wie haben Sie die Geschichte für „Ein anderes Leben“ gefunden?
Ich hatte schon lange darüber nachgedacht, dass ich gerne die Geschichte meiner Mutter und unserer Familie verwenden wollte – die Geschichte einer Familie, die aus den damaligen Ostgebieten geflohen ist und sich nach dem Krieg im Westen was Neues aufbaut. Das besondere an meiner Mutter, die Literaturwissenschaftlerin war, ist aber, dass sie in einer Zeit, in der sich das westdeutsche Leben ganz in den Westen, hin zum Konsum und den USA gerichtet hat, ihren Blick auf den Osten und die Literatur dort gerichtet hat. Das war sehr eigensinnig von ihr und ich wollte erkunden, was das mit einem macht, wenn man das Gegenteil von dem macht, was die Mehrheit um einen herum macht.

Es ist aber kein autofiktionales Buch, oder eine Autobiografie ihrer Mutter, oder?
Nein, ich habe vieles dazu erfunden. Ich hantle mich zwar entlang der Daten des Lebens meiner Mutter, aber ich wollte auch eine Geschichte erzählen, die über sie hinausreicht. Ich wollte i zeigen, dass meine Mutter kein Einzelfall war. Es gab nach 1945 viele starke Frauen, von denen man viel zu wenig erzählt. Und ich wollte auch erkunden, welche Töchter diese Frauen erzogen haben und wie sich diese Geschichte Generation für Generation weiterschreibt.

Caroline Peters, „Ein anderes Leben“ (Rowohlt, 240 Seiten, 23,40 Euro) (Bild: Rowohlt)
Caroline Peters, „Ein anderes Leben“ (Rowohlt, 240 Seiten, 23,40 Euro)

Ihr Roman ist der Rückblick einer Tochter auf ihre Mutter. Haben Sie das Gefühl, es hat sich viel verändert?
Als ich jünger war, habe ich gedacht, jede Generation erkämpft etwas, das für die nächste dann erhalten bleibt. Aber das scheint mir nicht mehr so zu sein. Es scheint immer vor- und zurückzugehen. Und deshalb war es mir auch wichtig, in den Zeitebenen hin und her zu springen, um zu zeigen, dass die Gegenwart und die Vergangenheit gleich präsent sind. Und auch Verwandte, die schon lange tot sind, können noch einmal auftauchen in einem Leben – als Figur an der man sich abarbeitet. Als Kind und Jugendlicher sieht man Erwachsene oft ja nur als Personen, die über einem stehen und sich um einen kümmern. Aber irgendwann kommt man drauf: Ach so, die haben alle auch Ängste, Sorgen und Sehnsüchte und man sieht sie dann auf der gleichen Stufe mit sich selbst. Also plump gesagt: Die Toten leben weiter und die Beziehung zu ihnen verändert sich auch nach ihrem Tod noch. Und das fand ich schön, das zu beschreiben.

Gibt es eigentlich schon Pläne für ein nächstes Buch?
Ich will auf jeden Fall weiterschreiben. Mich hat das als Arbeit sehr befriedigt – vor allem im Vergleich zu meiner Arbeit als Schauspielerin, die ja sehr vom Kollektiv geprägt ist. Als Autorin darf ich am Schreibtisch sitzen und selber über die Figuren herrschen oder sie verwalten. Und ich kann meine eigenen Sprachbilder entwickeln – das macht mir ein großes Glück.

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