
Die Zeit scheint zu schrumpfen, allerlei gibt es „to go“, also zum Mitnehmen: Kaffee, Essen – und das Aschenkreuz. Ashes to go bietet die katholische Kirche zum fünften Mal an. Die Segnung erfolgt auch an ungewöhnlichen Orten in Klagenfurt.
Ein Ritual, das vielleicht immer wichtiger werden sollte in unserer Gesellschaft, ist das Aschenkreuz. Es mahnt zur Demut, zur Umkehr, und es erinnert daran, dass das Leben endlich ist, was wiederum ein bewussteres Leben in mehr Dankbarkeit und Liebe auslösen sollte.
Asche: Symbol für Vergänglichkeit und Neuanfang
Schon seit der Antike steht Asche für Vergänglichkeit und auch für Reinigung. Am Aschermittwoch zeichnet der Priester oder ein anderer Segenspender, eine Segenspenderin ein Aschenkreuz auf die Stirn eines Menschen und erinnert: „Bedenke, Mensch, dass du Staub bist und wieder zum Staub zurückkehren wirst“ oder „Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium“.
.
Dieses Ritual ist eingebettet in die Aschermittwochsliturgie, die beispielsweise im Dom regelrecht gestürmt wird von Gläubigen. Doch bereits seit fünf Jahren reagiert auch in Kärnten die katholische Kirche auf den Trend, dass viele Menschen weniger Zeit haben, sich seltener Zeit nehmen – aber dennoch das kurze Innehalten, den Impuls brauchen: Ashes to go heißt die Lösung.
Diözesanbischof Josef Marketz feiert im Klagenfurter Dom um 19 Uhr die Aschermittwochsliturgie mit Austeilung des Aschenkreuzes. Musikalisch gestaltet wird die heilige Messe, die auch via Livestream auf www.kath-kirche-kaernten.at/domklagenfurtlive übertragen wird, von der Domkantorei der Dommusik Klagenfurt unter Domkapellmeister Thomas Wasserfaller mit der „Missa brevis“ von Nikolaus Fheodoroff. Domorganist Klaus Kuchling wird das Orgelwerk „Diptyque“ von Olivier Messiaen zur Aufführung bringen, welches durch eine Tanzperformance von Eva-Maria Gönitzer ergänzt wird.
Drei Orte für Ashes to go
An drei Orten in Klagenfurt ist das Aschenkreuz ohne Liturgie zu bekommen: Bei der Pestsäule am Alten Platz von 9 bis 12 Uhr, am Wochenmarkt am Baumbachplatz von 9.30 bis 10.30 Uhr und im Dom von 12 bis 16 Uhr, wo Bischof Josef Marketz in der ersten halben Stunde den Aschensegen erteilt.
Den Nachbarn besuchen
Während viele in der Fastenzeit auf das Fasten im Sinne von Verzicht auf gewisse Lebensmittel schwören, andere wiederum bewusst das Auto stehen lassen oder weniger Zeit am Handy verbringen wollen, hat die Kirche eine neue Fastenzeit-Initiative ausgerufen: „Die Tür deines Nachbarn/deiner Nachbarin ist deine Heilige Pforte“. Unter diesem Motto bittet die katholische Kirche im diesjährigen Heiligen Jahr hauptamtlich und ehrenamtlich tätige Frauen und Männer, während der Fastenzeit Menschen in ihrer Nachbarschaft zu besuchen und ihnen Segen zu überbringen. Dazu liegen im Behelfsdienst „Mein Kirchenshop“ kostenlose Postkarten mit Segenssprüchen wie zum Beispiel „Schön, dass Sie mein/e Nachbar/in sind“ bereit. „Im Heiligen Jahr wollen wir den Menschen immer wieder Hoffnung und Segen zusprechen – in den Jubiläumskirchen, an den zahlreichen Segensorten ebenso wie an alltäglichen Orten – im Büro oder eben zu Hause“, sagt Seelsorgeamtsdirektorin Elisabeth Schneider-Brandauer und ruft dazu auf, „die Idee der Heiligen Pforte gleichsam in unsere Nachbarschaft zu verlegen“. Jede Christin, jeder Christ könne ein Segensbringer sein, und, so Schneider-Brandauer, „die Tür meines Nachbarn, meiner Nachbarin kann eine Heilige Pforte sein“.
Große Tradition der kunstvollen Fastentücher
Altarbilder und Kreuze werden ab Aschermittwoch mit violetten Tüchern verhängt. In der Farbpsychologie gilt Violett als Farbe der Spiritualität, des seelischen Gleichgewichts, und genau das streben ja auch Christen an: In der Fastenzeit verzichten viele auf gewisse Speisen, reduzieren Kalorien, verzichten auf Autofahrten, versuchen auch, Stress zu drosseln – völlig im Gegensatz zu den Erfordernissen der Zeit zu entschleunigen.
Ein Fasten der Augen wird auch mit den violetten Tüchern erreicht, die ja Bilder verhüllen. Vor mehr als 1000 Jahren wurden Fastentücher als „velum templi“ zwischen Altarraum und Gemeinde gehängt – die Gläubigen sahen Priester und Ministranten nicht, fasteten also mit den Augen.
Eine alte und in den Alpenländern einzigartige Tradition sind in Kärnten die kunstvoll gestalteten Fastentücher, die von Aschermittwoch bis Karsamstag die Altäre verhüllen. Mit rund 40 in Verwendung befindlichen Fastentüchern aus der Zeit vor 1800 hat Kärnten österreichweit den höchsten Bestand an historischen Fastentüchern.
Alt, groß, imposant
Als das älteste in Österreich erhaltene Fastentuch ist jenes im Dom zu Gurk bekannt; mit 8,87 mal 8,87 Metern gehört es zudem zu den größten bemalten Hungertüchern Europas. Die Bemalung der beiden Leinentuchhälften wurde 1458 in der Werkstatt von Meister Konrad von Friesach vollendet.
99 Bildfelder
Auf der linken Tuchhälfte sind in zehn Reihen in 50 Bildfeldern 56 Szenen aus dem Alten Testament, auf der rechten Tuchhälfte in zehn Reihen in 49 Bildfeldern 52 Szenen aus dem Neuen Testament zu sehen – von der Erschaffung der Welt bis zum Jüngsten Gericht. Das Gurker Fastentuch wird am 5. März um 18 Uhr im Dom vor dem Altar aufgezogen. Beim Gottesdienst wird das Aschenkreuz gespendet.
Neu, bunt und ein Zeichen der Hoffnung
“40 Bilder – 40 Chancen“ haben Schülerinnen und Schüler des BORG Wolfsberg für das neue Fastentuch in der Markuskirche erdacht und künstlerisch umgesetzt. „Es ist ein Hoffnungszeichen! Die Jugendlichen haben Themen gewählt, die sie beschäftigen, vom Krieg bis hin zu digitalen Herausforderungen. Sie haben sich gefragt: Was tut mir gut? Was tut mir nicht gut? Weil Fasten heißt ja nicht, auf etwas verzichten, um zu leiden, sondern zu schauen: Brauche ich das noch? Tut mir das überhaupt gut? Ist es besser, darauf zu verzichten? Und in diesem Denken tun sich neue Chancen auf“, freut sich Stadtpfarrer Christoph Kranicki über das Fastentuch der Klassen 6B und 7C. Präsentiert wird das neue Fastentuch am Aschermittwoch um 17.30 Uhr in der Markuskirche in Wolfsberg; um 18 Uhr beginnt die Heilige Messe mit Aschenkreuzsegnung. Natürlich ist auch dieses inspirierende Werk täglich bis Karsamstag in der Kirche zu sehen.
Die Aschermittwochsliturgie im Klagenfurter Dom bildet den Auftakt zum Projekt „Kunst im Dom“: Heuer zeigt der steirische Lichtkünstler Anton Schnurrer eine Installation, die den Raum zwischen Leben und Tod symbolisiert. Ein durch einen schwarzen Vorhang geformter, begehbarer Tunnel (12 × 3 Meter) im Altarraum birgt eine Videoprojektion, die Nahtoderlebnisse symbolisiert. Viele betroffene Menschen beschreiben diese außerkörperliche Erfahrung als einen der schönsten Momente ihres Lebens: Gelassenheit, die Freiheit von jeglicher körperlicher Schwere und Krankheit sowie positive Gefühle und innerer Frieden seien spürbar.
Die einst so prägende Erfahrung von Sterben und Tod sind in der modernen Zeit beinahe unsichtbar, das Sterben wird aus der Familie ausgelagert in die Krankenhäuser, der Tod wird verdrängt. Die Installation will dazu anregen, wieder über den Tod und über die Hoffnung zu sprechen.
Zu sehen vom 5. März bis zum „Weißen Sonntag“ (27. April).
Wo gehen junge Menschen verloren?
Am Aschermittwoch (17 Uhr) geht es in der evangelischen Johanneskirche in Klagenfurt in der Reihe „Aus dem Glauben leben“ unter dem Titel „Passion – Wo gehen junge Menschen heute verloren?“ um die Vertreibung der Protestanten in Defereggen. 1684 wurden 621 Evangelische wegen ihres Glaubens vertrieben. 289 Kinder unter 15 Jahren mussten sie zurücklassen!
Die Osttiroler Künstlerin Margarethe Oberdorfer wird ihre charakteristischen Kopffiguren aus Ton vorstellen, welche die Vertreibung der Defregger Protestanten 1684 darstellen. Das Hauptaugenmerk liegt hierbei auf dem Schicksal der zurückgelassenen Kinder.
Pfarrerin Margit Leuthold aus Lienz, Pfarrer Gregor Schmoly von der Johanneskirche in Klagenfurt und Jugendreferent Jonas Ollischer (Evangelische Jugend Kärnten) gehen in einer offenen Diskussion der Frage nach, wo junge Menschen heute verloren gehen können.
Kommentare
Willkommen in unserer Community! Eingehende Beiträge werden geprüft und anschließend veröffentlicht. Bitte achten Sie auf Einhaltung unserer Netiquette und AGB. Für ausführliche Diskussionen steht Ihnen ebenso das krone.at-Forum zur Verfügung. Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.
User-Beiträge geben nicht notwendigerweise die Meinung des Betreibers/der Redaktion bzw. von Krone Multimedia (KMM) wieder. In diesem Sinne distanziert sich die Redaktion/der Betreiber von den Inhalten in diesem Diskussionsforum. KMM behält sich insbesondere vor, gegen geltendes Recht verstoßende, den guten Sitten oder der Netiquette widersprechende bzw. dem Ansehen von KMM zuwiderlaufende Beiträge zu löschen, diesbezüglichen Schadenersatz gegenüber dem betreffenden User geltend zu machen, die Nutzer-Daten zu Zwecken der Rechtsverfolgung zu verwenden und strafrechtlich relevante Beiträge zur Anzeige zu bringen (siehe auch AGB). Hier können Sie das Community-Team via unserer Melde- und Abhilfestelle kontaktieren.