Der Oval-Office-Angriff Donald Trumps und seines Pitbull-Terriers galt nicht nur Selenskyj, sondern Europa. Das hat die einfache Wahl: Entweder das Schicksal als amerikanisch-russische Kolonie akzeptieren oder sich zurück zu europäischen Militärmächten kämpfen. Das bedeutet massive Aufrüstung, das Ende der transatlantischen Hechelei und den Abschied von Orchideenthemen.
Die Szenen wären Hollywood zu primitiv und banal gewesen, Donald Trump hatte sie offensichtlich genüsslich geplant, geprobt und gespielt: Der ukrainische Präsident Volodyjammmyr Selenskyj wurde in einer diplomatisch bis dato undenkbaren Art und Weise gedemütigt. Er wurde vorgeführt wie nie ein Staatschef in der Nachkriegszeit. Sein höflich-inhaltlicher Widerstand war zwecklos, er sollte von seinen Gastgebern politisch vor laufenden Kameras erniedrigt werden.
Wer jemals bei einem dieser sogenannten „Press Pool Sprays“ von Donald Trump im kleinen Oval Office dabei war, weiß: Die Szene mit chaotisch rufenden und drängelnden Journalisten ist für jeden „Staatsgast“ aufgrund der Hektik und geglaubten Spontanität schon eine Zumutung. Wenn dann noch der US-Präsident seine Gastgeberrolle ablegt, stattdessen beleidigt und herabsetzt, müsste der Gast aufstehen und gehen. Selenskyj konnte nicht, er blieb sitzen, versuchte dagegenzuhalten und ging unter. Trumps Vizepräsident J.D. Vance gab den eifrigen Pitbull-Terrier und biss/kläffte von der Seite. Kennt man von Schulhofschlägereien: Irgendein Winzling tritt auf der Seite der überlegenen Angreifer in der Mehrzahl auch noch zu.
Der Angriff galt Selenskyj, der offensichtlich mit einer derartigen Demütigungsnummer nicht gerechnet hatte. Trumps Hass galt aber nicht nur dem alten Verbündeten Joe Bidens, sondern Europa. Also der EU, all ihren Mitgliedsländern, ihrer Kommissionspräsidentin, dem Vereinigten Königreich, Frankreich und Deutschland. Es war das Ende der transatlantischen Partnerschaft und eine Zäsur. Die Ukraine, Europa stehen allein auf der einen Seite. Drei Großmächte, die USA, Russland und China, stehen in der Ukraine-Frage auf der anderen.
Orbán, Kickl und Weidel als Schoßhündchen
Auch die NATO ist möglicherweise vor ihrem Ende. Das zu verstehen oder zumindest davon im Augenblick auszugehen, könnte helfen, dass Europa diesen weltpolitischen Konflikt im Ganzen überlebt. Wer glaubt, Europa könnte im österreichischen Stil weiterwurschteln, irrt gewaltig. Wer Trump wie Viktor Orbán oder die FPÖ zujubelt, sieht Europas Zukunft als devote Kolonie der Trump-USA oder des Putin-Russlands. Wenn Vance der Pitbull-Terrier ist, wollen Orbán, Herbert Kickl und Alice Weidel Trumps kleine Schoßhündchen sein. Kann man wollen, muss man aber nicht als eigenständiger Europäer.
Was soll Europa nun tun? Nach dem langen Aufwachprozess und Kater dank der Party-Jahrzehnte, in denen die Verteidigung von den USA und die billige Energie von Russland finanziert und geliefert wurden, muss Europa nun wieder ernsthaft zu einer militärischen und wirtschaftlichen Macht werden. Das kann nur mit einer raschen Rückannäherung an und von Großbritannien funktionieren: Ohne deren Atomwaffen und Militär hat die EU noch weniger Chancen, ernst genommen zu werden.
Ursula von der Leyen sollte angesichts der neuen geopolitischen Notlage zurücktreten und einem echten Politiker Platz machen oder sich ihrer Vergangenheit als Verteidigungsministerin besinnen. Die EU-Pausenclown-Nummer mit Green Deal und Lieferketten-Moral muss sofort enden. Es sei denn, man will weiterhin das liebste Kabarettprogramm für Trump und Putin bleiben. Eine massive Aufrüstung in Europa ist das Gebot der Stunde, die Milliarden dafür müssen natürlich von den Defizitregeln ausgenommen werden. Die Rüstungsindustrie muss sofort vom ESG-Wahnsinn entlastet werden. Oder für das Ziel Friedenssicherung positiv interpretiert werden.
Ja, das klingt nach Kriegswirtschaft, man kann es ja anders nennen: Wie wäre es mit Peace Deal? Das heißt übrigens auch, dass die gesamte Industrie in Europa unterstützt und steuerlich entlastet wird, um die europäische Wirtschaft wieder nach vorne zu bringen.
Wer wissen will, wie lächerlich „gut“ sich die künftige österreichische Bundesregierung in die bisherige europäische Lemminge-Truppe einfügt, liest im neuen Regierungsprogramm nach. Im kindlichen Poesiealbum-Kapitel „Österreich und die Welt“ heißt es wörtlich: „Österreich bleibt Vorreiter in der Abrüstung. Insbesondere beim Vorantreiben des globalen Verbots von Atomwaffen und der internationalen Regulierung autonomer Waffensysteme.“
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