Ein 63-jähriger Sportschütze in Oberösterreich war der Meinung, seine Waffe sei entladen, zielte auf die Brust des Sohnes (22) seines Freundes und drückte ab. Im Lauf war aber noch eine Kugel. Das Opfer erlitt einen Lungendurchschuss, ist inzwischen stabil und nicht mehr in Lebensgefahr. Die Polizei ermittelt.
Er hat sich eigentlich schon auf den Nachhauseweg gemacht, ist dann aber noch mit dem Kollegen und dessen Vater draußen vor dem Gelände am Raucherplatz gestanden. Die drei kennen sich schon ewig und sind gut befreundet. Das Opfer hat den Waffenbesitzer gefragt, ob er ihm seine neue Waffe zeigen kann“, schildert Helmut Zöbl, Obmann des Schützenvereins Offenhausen.
Lungendurchschuss in Herznähe
Der 63-jährige Welser zögerte nicht lange und demonstrierte stolz seine neue 9-mm-Pistole. „Dabei hat er leider die Sicherheitsvorschrift missachtet und die Waffe auf die Brust des Opfers gerichtet und abgedrückt, wobei sich ein Schuss löste“, so der Obmann weiter. Das Magazin sei zwar entfernt worden, aber im Lauf steckte noch eine Kugel. Diese drang unterhalb der linken Schulter durch die Lunge des 22-Jährigen – Lebensgefahr!
Schwerer Fehler unterlaufen
Sofort wurde der junge Mann ins Klinikum Wels-Grieskirchen gebracht. „Dort wurde er erfolgreich notoperiert, ist nun stabil und außer Lebensgefahr. Noch am Samstag soll er aus dem künstlichen Tiefschlaf geholt werden“, so Zöbl am Samstagvormittag. Der Schütze sei ein langjähriges Mitglied und immer zuverlässig gewesen. „Aber da ist ihm ein schwerer Fehler unterlaufen.“ Dafür schäme sich der 63-Jährige, sei am Boden zerstört und habe sogar um seinen Ausschluss aus dem Verein gebeten – was der Obmann vorerst aber nicht tat.
Das Regelwerk sieht vor, nicht nur das Magazin zu entfernen – was der Schütze getan hat -, sondern auch den Lauf zu überprüfen, da Halbautomatik-Waffen selbst nachladen.
Landesschützenmeister und Präsident des Schützenverbandes OÖ Bernhard Prammer
Strenge Regeln
Im Sommer feiert der Schützenverein sein 30-jähriges Bestehen. „Außer eingezwickten Fingern ist bei uns sonst noch nie etwas passiert“, betont Zöbl. Jeder müsse den Schießstand mit entladenen Waffen betreten und verlassen. Der Landesschützenmeister und Präsident des Schützenverbandes OÖ, Bernhard Prammer, ergänzt: „Das Regelwerk sieht vor, nicht nur das Magazin zu entfernen – was der Schütze getan hat -, sondern auch den Lauf zu überprüfen, da Halbautomatik-Waffen selbst nachladen. Das hat der Mann verabsäumt.“
Vorläufig abgenommen
Die Pistole und zwei weitere Waffen hatte der 63-Jährige legal besessen. Sie wurden ihm nun wegen eines vorläufig verhängten Waffenverbotes samt Munition abgenommen.
Regel Nummer 1: Nie, niemals und unter keinen Umständen auf Menschen zielen! Immer annehmen, dass die Waffe geladen ist! Das weiß jeder, auch jemand, der noch nie eine Feuerwaffe in Händen gehalten hat. Dass gerade ein Sportschütze mit langjähriger Erfahrung diesen fundamentalen Grundsatz vergessen hat, ist schwer nachzuvollziehen.
Im Umgang mit gefährlichen Geräten ist für Unachtsamkeit, Übermut und Angeberei kein Platz. Das betrifft keineswegs nur Waffenbesitzer, auch zahlreiche „Sprengmeister“ oder auch Autofahrer sollten sich diesbezüglich an der Nase nehmen.
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