Plötzlich knallten in dem ehrwürdigen Oval Office alle diplomatischen Sicherungen durch: ein rüder Bassenastreit auf höchster Staatsebene – mit weltpolitischen Folgen.
Der ukrainische Präsident ist somit der erste Staatsführer, der aus dem Weißen Haus hinausgeworfen wurde – ein historischer Super-GAU. Wie konnte das passieren!
Eine gewichtige Rolle spielte dabei US-Vizepräsident Vance. Er ist ein Stänkerer und Scharfmacher, wie wir ihn konfrontativ auf der Münchner Sicherheitskonferenz kennengelernt haben. Vance provozierte Selenskyj – und Selenskyj, schwer gestresst, ließ sich leider provozieren. Er schoss im Zorn zurück und löste damit die unsäglichen Trump-Tiraden aus.
Die Spekulationen blühen, ob hier von amerikanischer Seite ein Hinterhalt gelegt worden war, um die Öffentlichkeit gegen die Ukraine aufzubringen. Ungewöhnlich war allein schon die Anwesenheit des Vizepräsidenten. Der Europaabgeordnete der NEOS, Helmut Brandstätter, weiß aus seiner Erfahrung: „Mir fiel bereits während des Wahlkampfes auf, dass mit Vance dem jetzigen Präsidenten offenbar ein Aufpasser zur Seite gestellt worden war – immerhin zählte Herr Vance noch vor nicht allzu langer Zeit zu dessen größten Kritikern. Nun saß er an seiner Seite, was in den USA schon seit ewigen Zeiten aus Sicherheitsgründen ein absolutes No-Go ist – ein erfolgreiches Attentat würde die USA für kurze Zeit führungslos machen -, und führte praktisch das Gespräch. Er schaltete sich immer wieder ein, wenn Trump sich in seinen Ausführungen wiederholte oder ,im Hamsterradl‘ verharrte“.
US-Präsident unter Beobachtung
Brandstätter schließt daraus, dass Trump wegen seines Altersverfalls von den mächtigen Strippenziehern im Hintergrund unter Beobachtung gestellt ist, damit nichts passiert. JD Vance ist ihr Mann.
Die Tragik des Schlagabtausches im Oval Office liegt auch darin, dass das Motiv sowohl bei Trump als auch bei Selenskyj in tiefen, alten persönlichen offenen Rechnungen zu suchen ist. Trump verzieh nie, dass er von Selenskyj keine Hilfeleistung im Wahlkampf gegen Joe Biden bekam. (Es geht um Bidens Sohn Hunter und dessen mutmaßliche Korruptionsaffäre in der Ukraine.) Selenskyj wiederum griff im Oval Office sogar Ex-Präsident Obama an, dem er vorwarf, nach der russischen Okkupation der Krim nicht mehr als „Sheets“ (Bettlaken) geliefert zu haben. (Für die Ukraine begann der Krieg 2014 und nicht 2022.)
Was droht der Ukraine, wenn aus den USA keine Hilfe mehr zu erwarten ist, wenn Trump die Ukraine an Putin verkauft? Ein Diktatfrieden wird nicht funktionieren. Eher setzen die Ukrainer ihren Freiheitskampf in einem Guerillakrieg fort. Darin haben sie Erfahrung. Dann kann Trump die Schätze nicht ausbeuten und auch Europa keine Ruhe bekommen.
Kann man den Scherbenhaufen wieder kitten? Ich gehe noch immer davon aus, dass Trump bzw. seine mächtigen Fädenzieher im dunklen „tiefen Staat“ nicht als jene politische Elite in die Geschichtsbücher eingehen wollen, die erst die Ukraine und dann ganz Europa verloren hat.
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