Würde die moderne republikanische Partei zu Rocky oder Drago halten? Während Trumpisten mittlerweile offen für Russland lobbyieren, regt sich bei Vertretern des erzkonservativen Flügels leiser Widerstand. In Europa wird derweil die eigene Emanzipation vorbereitet.
Gibt es sie noch, die „echten“ Republikaner? Jene „Falken“, die westliche Werte hochhalten und autoritären Regimen wie Russland den Kampf ansagen? Unter Trump scheinen sie zunehmend auszusterben. Selbst US-Außenminister Marco Rubio, eigentlich ein Hardliner der alten Schule, unterwirft sich Trumps neuem Russland-Kuschelkurs.
Jetzt regiert der Trumpismus! Extremisten wie Marjorie Taylor Greene verdrehen, verschleiern und deuten die Werte, wofür die Partei jahrzehntelang stand, bis zur Unkenntlichkeit um. Mittlerweile wird offen für das diktatorische Regime im Kreml lobbyiert: „Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Hollywood in seinen Filmen seit Jahrzehnten immer Russland als Bösewicht darstellt? Es ist, als wären die Amerikaner darauf programmiert, zu glauben, dass Russland immer der Feind sein muss", fragte sie jüngst ihre Follower auf X.
Widerstand kommt aus Texas
Die Trumpisten sind nicht mehr für Rocky, sie wollen Drago gewinnen sehen. Lichtblicke sind selten. Doch es regt sich Widerstand innerhalb der „Grand Old Party“. US-Senator Ted Cruz aus Texas, eigentlich ein Wegbereiter der internen MAGA-Machtübernahme, übte nach Selenskyjs Rauswurf aus dem Weißen Haus leise Kritik am eingeschlagenen Weg der US-Regierung.
Er unterstütze zwar Trumps Bemühungen, den Krieg so schnell wie möglich zu beenden, hätte aber Zweifel am veranschlagten Preis: „Ich habe Präsident Trump wiederholt darauf hingewiesen, dass es entscheidend ist, diesen Krieg mit einer entscheidenden und unmissverständlichen Niederlage für Putin und Russland zu beenden“, erklärte der einflussreiche Texaner bei einem öffentlichen Auftritt.
Um seine Kritik abzufedern, griff er zudem den ukrainischen Präsidenten an. Dieser hätte im Weißen Haus eine „miserable Performance“ geliefert. Selenskyj hätte nicht nur der „Sicherheit seiner Nation, sondern jener der ganzen Welt“ Schaden zugefügt. Dessen Berater würden ihm „Rauch ins Gesicht blasen“.
Die republikanische Senatorin Lisa Murkowski wurde noch deutlicher. Ihr sei übel, da es so aussehe, als lasse die Regierung ihre Verbündeten im Stich und wende sich Wladimir Putin zu, schrieb die Politikerin auf der Plattform X. Dies sei „eine Bedrohung für die Demokratie und die Werte der Vereinigten Staaten auf der ganzen Welt“.
Das Zerwürfnis zwischen Trump und Selenskyj im Weißen Haus vor laufenden Kameras am Freitag bezeichnete die Senatorin als „schockierend“. Zudem kritisierte sie, dass Vertreter der Regierung sich geweigert hätten, Russland im Ukraine-Krieg klar als den Aggressor zu bezeichnen, der den Krieg begonnen habe. Murkowski gilt als moderate Republikanerin.
Europa diskutiert atomare Abschreckung
In Europa werden hingegen Rufe nach einer Emanzipation lauter. Der voraussichtliche künftige deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz hat bereits angekündigt, Verhandlungen über eine nukleare Abschreckung mit Frankreich und Großbritannien führen zu wollen.
In der Vergangenheit sei bereits häufig über eine solche Kooperation gesprochen worden, etwa, dass „ein Angriff auf Deutschland auch den atomaren Schutz durch Frankreich aktivieren würde“. Die Lage habe sich „jetzt noch einmal verändert, und deshalb sollten wir neu über dieses Thema gemeinsam nachdenken“, betonte der CDU-Chef gegenüber der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Auch der französische Präsident Emmanuel Macron fordert einen „strategischen Dialog“.
Der polnische Premier Donald Tusk betonte vor seiner Abreise zum Krisengipfel nach London die Stärke des Kontinents (siehe Tweet oben): „500 Millionen Europäer verlangen von 300 Millionen Amerikanern, sie gegen 140 Millionen Russen zu verteidigen. (...) In Europa fehlt heute der Glaube, dass wir wirklich eine globale Macht sind.“
Groß ist die Sorge, dass die USA aus der NATO austreten und damit Europa den atomaren Schutz entziehen könnten. Bereits in seiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2021 hatte Trump damit zeitweise gedroht. Mit Trump und seiner brüsken Abkehr von traditionellen Verbündeten erscheint es zunehmend schwerer vorstellbar, dass die EU und die USA noch eine gemeinsame Strategie im Umgang mit der Ukraine entwickeln werden.
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