„Uns stinkt’s zu viel!“ Solche und ähnliche Transparente sind derzeit in Wattens im Tiroler Bezirk Innsbruck-Land zuhauf zu sehen. Grund dafür ist eine Kaffeerösterei in der Werkstätte. Der Röstvorgang bringt es mit sich, dass es rund um das Areal leicht verbrannt riecht. Nach Meinung der Anrainer sogar sehr stark.
„Es riecht wie angebrannte Milch, es ist ein beißender Geruch. Es riecht nicht nach Kaffee“, behauptet einer von ihnen. Seit fünf Jahren laufen die Anrainer Sturm gegen die Rösterei. „Es gab bereits Unterschriftensammlungen mit über hundert Unterschriften von Bewohnern des Oberdorfs.“ Auch bei der Gemeinde und der zuständigen Bezirkshauptmannschaft Innsbruck haben sie schon mehrere Beschwerden eingereicht.
Es erfolgte ein großer Umbau der Röstmaschine. Wir haben die Luftströme getrennt, in Heißluft und Kühlluft. Heißluft wird durch einen Zyklon in einen katalysatorischen Nachverbrenner geleitet.
Der Geschäftsinhaber
Vier Rösttage pro Woche
Die „Tiroler Krone“ begab sich auf einen Lokalaugenschein nach Wattens und sprach auch mit dem Geschäftsführer der Rösterei. „Momentan rösten wir hauptsächlich von Dienstag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, vier Rösttage sind unser Standardplan. Während der vergangenen sieben Jahre gab es nur zweimal sechs Rösttage pro Woche“, versichert er. Jeden Donnerstag helfe auch die Lebenshilfe mit.
Großen Umbau vorgenommen
Den Vorwurf, dass er und sein Team zu wenig gegen die Geruchsbelästigung machen, kann der Geschäftsführer nicht verstehen. „Es erfolgte ein großer Umbau der Röstmaschine. Wir haben die Luftströme getrennt, in Heißluft und Kühlluft. Heißluft wird durch einen Zyklon in einen katalysatorischen Nachverbrenner geleitet. Dort werden die Geruchspartikel verbrannt und es gibt auch eine katalysatorische Wirkung. Das ist meines Wissens die beste Kombination, die es auf dem Markt derzeit gibt“, versichert er.
Ich finde das nicht ganz fair. Die einzige Lösung ist, dass wir möglichst bald den Standort verlassen.
Der Geschäftsinhaber
40.000 Euro in Filteranlage investiert
Rund 40.000 Euro hat der Tiroler in die Filteranlage und andere Maßnahmen investiert. „Die letzte Geruchsmessung der Behörde hat ergeben, dass die Geruchsbelastung angemessen ist“, betont er. Die „Krone“ konnte in das Schriftstück ebenfalls einsehen. Dennoch werden die Beschwerden nicht weniger. Den Anrainern wäre es am liebsten, wenn die Rösterei sich einen anderen Standort sucht.
„Es tut weh, dass man so viel Gegenwind bekommt“
Das hat der Geschäftsführer nun auch vor. Er sagt nämlich abschließend zur „Krone“: „Es tut mir ein bisschen weh, dass man als junges Unternehmen, das versucht, nachhaltig, transparent und ehrlich Kaffee zu rösten, so viel Gegenwind bekommt. Ich finde das nicht ganz fair. Die einzige Lösung ist, dass wir möglichst bald den Standort verlassen.“ Auf der Suche sei er bereits.
Bei fast jeder Pressekonferenz, die die WK veranstaltet, wird vor der Abwanderung von Tiroler Betrieben gewarnt. Von der IV kommen dieselben Töne alle zwei Monate. Dass es schwere Zeiten für die Wirtschaft sind, streitet niemand ab. Die zahlreichen (Groß)Insolvenzen beweisen es. Jener Unternehmer aus Wattens, den die „Krone“ besuchte, betreibt seine Rösterei seit 2017 – offensichtlich mit Erfolg. Nun möchte er weg.
Die Wattener sollten im Sinne des Wirtschaftswachstums froh sein, dass der Betrieb nicht gleich ins Ausland abwandert.
Manuel Schwaiger
Der Grund: Weil es den Anrainern „stinkt“. Ich war selbst vor Ort und habe einen „Riechaugenschein“ gemacht. Zugegeben: Steht man vor dem Gebäude, riecht man die Röstung natürlich. Und in der näheren Umgebung kann einem der Geruch in dezenter Form in die Nase steigen. Ich persönlich würde in diesem Fall niemals von einer üblen Geruchsbelästigung sprechen. Aber bekanntlich sind die Sinnesorgane bei den Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt.
Was ich nicht nachvollziehen kann: Dass man einem fleißigen Unternehmer derart das Leben schwer machen muss. Sogar die Behörden bescheinigen, dass nach der Investition in die Filteranlage alles passt. Trotzdem geben die Anrainer nicht auf, hängen die Plakate noch immer an den Gartenzäunen.
Vermutlich ist es unserem Zeitgeist geschuldet, dass aus jeder Mücke gleich ein Elefant gemacht wird. Die Wattener sollten im Sinne des Wirtschaftswachstums froh sein, dass der Betrieb nicht gleich ins Ausland abwandert.
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