Hoher Kostendruck

BMW-Chef ist alarmiert: „Einzelne Organe versagen“

Oberösterreich
04.03.2025 07:00

Der hohe Kostendruck bringt immer mehr Betriebe in der Fahrzeugindustrie ins Schleudern – das wiederum hat auch Folgen für das Motorenwerk von BMW in Steyr (Oberösterreich). Trotz einer Erfolgsbilanz 2024 sieht Geschäftsführer Klaus von Moltke deshalb dringenden Handlungsbedarf und ist alarmiert.

Umsatz: 4,4 Milliarden Euro und damit im Vergleich zu 2024 gestiegen; produzierte Motoren: 1,187 Millionen Stück; Investitionssumme: 562 Millionen Euro, wobei der Großteil in die neue E-Motoren-Fertigung floss; Mitarbeiterzahl: von zuvor 4700 auf 4900 gewachsen - diese Zahlen und Fakten präsentierte BMW-Steyr-Chef Klaus von Moltke am Montag. „Wir haben in der Tat ein erfolgreiches Jahr 2024 in Steyr gehabt“, sagte der Geschäftsführer des größten Motorenwerks des deutschen Premium-Fahrzeugherstellers. Ruhekissen ist das aber keines. Mit der „Krone“ sprach Klaus von Moltke über ...

  • Den Start der E-Motoren-Produktion in Steyr: 
    „Im Herbst 2024 begann die Vorserienproduktion. Wir sind guter Dinge, dass wir in diesem Jahr rechtzeitig und in der geforderten Qualität die Antriebsmaschinen für den Hochlauf der neuen Klasse liefern können.“
  • Den wachsenden Personalstand: 
    „Das ist auch damit begründet, dass wir jetzt ein stabiles Volumen in der Verbrennerwelt haben und uns trotzdem für die E-Mobilität aufstellen müssen. Für uns steht im Vordergrund, dass wir das auch kontinuierlich in den kommenden Jahren halten. Es ist nicht so, dass hier die Zeichen auf extremes Wachstum stehen.“
  • Die Erfolgsfaktoren für die Zukunft: 
    „Den Vorteil, den wir jetzt haben, ist, dass wir ein robustes System für den Einstieg in die E-Mobilität installiert haben, aber wiederum ja auch immer noch ein stabiles Verbrenner-Produktionsvolumen haben. Wir wissen jetzt: Egal, was der Markt sich auch wünscht, können wir liefern. Dieser Ansatz der Technologieoffenheit gibt uns jetzt mal auf jeden Fall Sicherheit für die nächsten Jahre – sowohl für den Bereich der Entwicklung als auch in der Produktion am Standort.“
BMW-Steyr-Geschäftsführer Klaus von Moltke (Bild: BMW Group Austria/APA-Fotoservice/Juhasz)
BMW-Steyr-Geschäftsführer Klaus von Moltke
  • Neue Projekte: 
    „Wir arbeiten weiterhin an der Entwicklung von Verbrennern in Hinblick auf das ganze Thema Effizienz, Euro7, Kompatibilität von alternativen Kraftstoffen wie etwa HVO100. Aber auch in Richtung E-Mobilität wollen wir auch noch weitere Sprünge machen. Und wir bewerben uns ja aktiv auch in Hinblick auf das Thema Wasserstoffbrennstoffzelle, um mit dem Einstieg auch dort die Entwicklungsaktivitäten zu übernehmen und in die Industrialisierung der Technologie einzusteigen. Wir wollen weiterhin der größte Antriebsstandort innerhalb der BMW Group bleiben.“ 
  • Den Kampf um Effizienzsteigerung und hohe Kostendisziplin: 
    „Wir sind in Steyr in diesen Themen traditionell immer sehr stark gewesen. Hier spielt die Digitalisierung eine wesentliche Rolle. Man schaut, welche Tätigkeiten man automatisieren oder welche nicht wertschöpfende Tätigkeiten man vermeiden kann. Wir haben sehr, sehr viele Projekte am Standort ausgerollt, die dazu beigetragen haben, dass wir Effizienzsprünge erreicht haben. Und das werden wir weiter kontinuierlich tun. Es ist auch notwendig, um gewisse Kosteneffekte, die wir nicht direkt beeinflussen können, zu kompensieren.“
Im Herbst 2024 erfolgte der Start zur E-Motoren-Vorserienproduktion. (Bild: Wenzel Markus)
Im Herbst 2024 erfolgte der Start zur E-Motoren-Vorserienproduktion.
  • Die schwierige Lage bei vielen Unternehmen: 
    „Die ganzen Kosteneffekte, die durch Energie, Lohnkosten, Kollektivvertragsverhandlungsergebnisse und solche Themen entstehen, haben einen massiven Impuls. Die Vielzahl der Insolvenzen und an Lieferengpässen bei Zulieferern, aber auch Qualitätsthemen, die uns dann auch mit einem erhöhten Aufwand beschäftigen – das sind die Themen, die mir größte Sorge machen. Die Fahrzeugzulieferindustrie ist wirklich unter Druck. Betrachten wir die Fahrzeugindustrie als Gesamtorganismus, stellen wir fest, dass einzelne Organe versagen. Das sind Alarmsignale, da müssen wir auf jeden Fall handeln.“
  • Seine Reaktion auf die wachsenden Herausforderungen im Umfeld: 
    „Wir müssen frühzeitig ins Gespräch mit den Partnern der Kollektivvertragsverhandlungen kommen, eine aktivere Rolle spielen. Es braucht ein konstruktives Gespräch. Bereitet man sich frühzeitig auf einen solchen Prozess vor, kann man vermeiden, dass es in unnötigen Eskalationen endet, sondern eher mit einem Ergebnis, das uns über die kritische Phase, in der wir uns befinden, drüberbringt. Das kann nicht an die Politik delegiert werden. Ich sehe da sehr wohl die Verantwortung bei denen, die am Verhandlungstisch sitzen. Ich glaube, da müssen wir einfach Verantwortung übernehmen – für uns als Unternehmen, für unsere Belegschaft, aber auch natürlich für den Industriestandort Österreich.“
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