Asylskandal-Aufdecker

„Ich wurde verfolgt, aber keiner nahm mich ernst!“

Tirol
03.03.2025 18:00

Sollte er mundtot gemacht werden? Der Angriff auf jenen Iraker (30), der rund um die Innsbrucker Notschlafstelle der Tiroler Soziale Dienste (TSD) einen Asylskandal aufdeckte und gewissermaßen zeitgleich von einem Rollkommando übel zugerichtet wurde, sorgt weiter für Entsetzen. Das Opfer sagt, es sei bereits monatelang verfolgt worden – helfen wollte ihm keiner.

Unbekannte Täter hatten den 30-jährigen Iraker – wie berichtet – am Samstagabend nahe einem Parkplatz in Zirl brutalst attackiert. Der Angriff passierte praktisch gleichzeitig mit Erscheinen eines Artikels in der „Krone“ über Missstände in der TSD-Notschlafstelle am Schusterbergweg in Innsbruck. Der Iraker, der dort mehr als ein Jahr arbeitete, war motivwidrig gekündigt worden, nachdem er die Missstände intern aufgezeigt hatte. Die „Krone“ machte den Skandal am Wochenende öffentlich.

Genesungswünsche und Mutmaßungen
Die Ermittlungen der Polizei laufen auf Hochtouren, konkrete Ergebnisse sind freilich noch Fehlanzeige. Das weiterhin mit schweren Verletzungen in der Innsbrucker Klinik befindliche Opfer erhält von ehemaligen Kollegen laufend Genesungswünsche. Einige würden auch Mutmaßungen über die Hintergründe des brutalen Angriffs äußern und einen Zusammenhang zwischen der Aufdeckung des Skandals und dem Angriff mit Baseballschlägern und Messer sehen.

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Ich wurde monatelang verfolgt, meist von einem Auto.

Das Opfer

Niemand wollte dem Opfer glauben
Zu dem Anschlag gibt es jedenfalls eine Vorgeschichte, möglicherweise hätte er verhindert werden können. „Ich wurde monatelang verfolgt, meist von einem Auto“, schildert der Iraker im Gespräch mit der „Krone“. Diesen Umstand hat er natürlich nicht für sich behalten, sondern unter anderem auch dem interimistischen Geschäftsführer der TSD, Florian Stolz, im Rahmen einer Sitzung mitgeteilt. Die Reaktion: Keiner schenkte dem besorgten Mann Beachtung. Aus internen Kreisen kam sogar die kryptische Erklärung: „Die Mitarbeiter hier mögen dich eben nicht.“

Die Polizei und die Finanzpolizei informierte er ebenfalls über seine besorgniserregenden Beobachtungen. Wieder fühlte sich der 30-Jährige nicht ernst genommen. Ob es tatsächlich einen Zusammenhang mit dem Anschlag gibt, muss die Polizei nun herausfinden.

Auch das Auto des Opfers wurde von den Angreifern demoliert. (Bild: Birbaumer Christof)
Auch das Auto des Opfers wurde von den Angreifern demoliert.

Die hat natürlich auch zu klären, ob ein Zusammenhang zwischen dem Überfall und dem Aufdecken des Asylskandals besteht. Insider halten dies jedenfalls durchaus für möglich.

Geschäftsführer leugnet stichhaltige Vorwürfe
Im Kontext mit dem Skandal um die Notschlafstelle, bei dem es um Sozialdumping, illegale Bewohner, Sicherheitsprobleme und Drogenhandel geht, gerät immer mehr die ehemalige Hausleiterin in den Mittelpunkt. Sie wurde, wie berichtet, gekündigt. Der interimistisch eingesetzte TSD-Geschäftsführer Florian Stolz will von Vorwürfen wie illegalen Bewohnern nichts wissen. Dabei verfügt die „Krone“ über entsprechende stichhaltige schriftliche Unterlagen und Beweise.

Weitere Polit-Reaktionen
„Landesregierung muss aufräumen!“

Die Missstände rund um die Tiroler Soziale Dienste (TSD), eine 100-Prozent-Tochter des Landes, die sich um Flüchtlinge und Obdachlose im Land kümmern soll, hatten bereits für mehrere heftige Polit-Reaktionen gesorgt. Nun kamen weitere dazu.

„Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Notschlafstelle, aber auch Anrainerinnen und Anrainer müssen sich sicher fühlen können. Ich erwarte von Philip Wohlgemuth, der für die TSD zuständig ist, dass er für Ordnung und transparente Kommunikation sorgt. Missstände gehören von der Landesregierung abgestellt, nicht zugedeckt“, sagt der grüne Klubobmann im Landtag, Gebi Mair.

Scharfe Kritik übt auch Das Neue Innsbruck. „Das läuft alles aus den Fugen. Offensichtlich wird das Problem bewusst ignoriert, anstatt Lösungen zu erarbeiten. Das ist unverantwortlich. Himmelschreiendens Schweigen und Wegschauen scheint angesagt“, fordert StR Markus Stoll rasche Aufklärung.

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