Tesla-Boss Elon Musk geriert sich als gefährlicher Fan-Boy von US-Präsident Trump und Unterstützer von Parteien am rechten Rand auch in Europa. Das scheint sich aufs Geschäft auszuwirken. Aktie und Auto-Verkaufszahlen crashen im Gleichschritt: Allein im Jänner wurden in Europa 45% weniger Teslas verkauft als ein Jahr zuvor. Auch in den USA bröckelt die Unterstützung.
Am Anfang war Tom Blackburn extrem stolz auf seinen Tesla. Er kaufte ihn sich in knallrot, um damit aufzufallen. Das war vor etwa zehn Jahren. Doch seit Firmenchef Elon Musk kräftig in der US-Politik mitmischt, schämt sich der pensionierte Anwalt dafür, einen Tesla zu fahren. Seit einem Jahr ziert deshalb ein Aufkleber die Stoßstange seines roten E-Autos. „Ich habe das gekauft, bevor ich merkte, dass er verrückt ist“ steht darauf - in Anspielung auf den Tesla-Chef Musk.
Der 76-Jährige aus Virginia hat sich jedenfalls geschworen, nie wieder bei dem E-Automobilhersteller zu kaufen. Und nicht nur er. Musks rücksichtloses und unberechenbares Vorgehen bei der Kürzung der Staatsausgaben als Berater von US-Präsident Donald Trump sorgt für viel böses Blut. Musk ist in der Regierung federführend für einen drastischen Kosten- und Personalabbau in den Bundesbehörden verantwortlich. Vieles von dem, was er in die Wege leitet, ist in den Augen seiner Kritiker unmoralisch oder illegal.
Musk machte Tesla zum wertvollsten Autobauer der Welt
Nun könnte sich die Kritik an Musk auch auf dessen Unternehmen auswirken – und vor allem auf Tesla, eine Marke, die einst von progressiven Umweltschützern gelobt und gefeiert wurde. Musk ist seit 2008 Tesla-Chef und machte die Marke - gemessen an der Marktkapitalisierung – zum wertvollsten Autobauer der Welt. Analysten verweisen inzwischen darauf, dass seine politischen Aktivitäten das Image der Autos beschädigen könnten. Musk nimmt nicht nur in den USA großen Einfluss auf die Politik – er unterstützt auch Rechtsaußen-Parteien in Europa, darunter die AfD, und verbreitet Verschwörungstheorien im Internet.
„Ich denke, dass er langfristig der Marke und dem Geschäft schaden wird“, sagt Daniel Binns von Elmwood Brand Consultancy. Tesla müsse sich beim Marketing von Musk „distanzieren“ – andernfalls riskiere das Unternehmen, Kunden an die Konkurrenz zu verlieren. „Die Marke ist auf so vielen Ebenen nicht auf ihr Publikum abgestimmt, und der Markt ist voll von fantastischen Wettbewerbern“, sagt Binns.
Händler verweisen auf Musk
Die Aktie von Tesla brach diese Woche wegen schlechter Verkaufszahlen in Europa um neun Prozent ein. Die Händler führten den Einbruch der Zahlen – zumindest teilweise – auf die Unbeliebtheit Musks zurück.
Anleger hingegen sahen keinen eindeutigen Beweis dafür, dass die Politik des Milliardärs dem Geschäft schadet. Die politische Aktivität Musks berge zwar das Risiko, dass weniger Verbraucher Tesla kaufen – „aber es ist noch zu früh, um eine Auswirkung auf das Unternehmen zu erkennen“, sagt der Aktienstratege bei Morningstar, Seth Goldstein.
Hitlergruß-Eklat
Nicht ohne Folgen blieb Musks Hitlergruß vor Trump-Anhängern – auch wenn Musk selbst bestreitet, dass es sich bei der Geste um den Hitlergruß handelte. Cybertruck-Besitzer Kumait Jaroje fand daraufhin einen Zettel mit der Aufschrift „Nazi Fuck Off“ auf seinem Fahrzeug. Der Arzt und Trump-Wähler aus Boston kaufte sich das futuristische Tesla-Modell im vergangenen Jahr, um damit für Schönheitsoperationen zu werben. Nachdem er von anderen Verkehrsteilnehmen beschimpft und geschnitten wurde, steht sein Cybertruck nun zum Verkauf. „Ich vermeide es, damit zu fahren“, sagt der 40-Jährige.
Demonstranten: Leeren Sie ihr Lager
Einer Umfrage zufolge lehnen rund 54 Prozent der US-Bürger Tesla-Chef Musk ab - Demokraten sind laut dem Pew Research Center dabei weitaus kritischer als Republikaner. In den vergangenen Tagen protestierten Menschen in mehreren US-Städten vor Tesla-Geschäften gegen Musk. Unter dem Motto „Leeren Sie Ihr Lager“ forderten die Demonstranten die Händler auf, die Fahrzeuge abzustoßen.
Jedenfalls sehen sich viele Tesla-Besitzer genötigt, sich für ihr Auto zu rechtfertigen. Wie auch Margaret Moerchen aus der US-Hauptstadt Washington, die sich selbst als liberal bezeichnet: „Dass wir einen Tesla fahren, heißt nicht, dass wir Elon Musk unterstützen.“ Nächstes Mal werde sie keinen Tesla mehr kaufen, sagte die 45-Jährige. Ihr E-Auto, das sie 2015 gekauft hat, um ihre CO2-Missionen zu verringern, ist mit bunten Aufklebern versehen, darunter die LGBTQ-Flagge und ein Sticker mit der Aufschrift: „Lang lebe das E-Auto, nieder mit Musk“.
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