Die Gemeinde Rechnitz hat einer Familie den Kindergartenplatz für ihre Tochter gekündigt – obwohl diese dort schon in die Kinderkrippe gegangen war. Der Ärger ist in der burgenländischen Gemeinde groß. Die Mutter vermutet einen politischen Hintergrund.
„Das Recht meiner Tochter wird mit Füßen getreten“, tobt Liliana Popan aus Markt Neuhodis. Sie hat allen Grund dazu: Ihre kleine Tochter darf nach über drei Jahren nicht mehr die Betreuungseinrichtung in Rechnitz besuchen. Der Kindergartenplatz wurde gekündigt. In dem Schreiben der Gemeinde wird angeführt, dass man verpflichtet sei, den „Versorgungsauftrag der in Rechnitz hauptgemeldeten Kinder zu gewährleisten“. Aus Platzgründen sei es nicht mehr möglich, die Vierjährige zu betreuen.
Auch andere Kinder sind aus Nachbargemeinden
Vereinfacht gesagt: Da die Familie Popan in Markt Neuhodis wohnt, hat sie keinen Anspruch auf einen Platz in Rechnitz. Jedoch besuchen laut Popan auch andere Kinder aus Markt Neuhodis die Einrichtung. Ihre Tochter sei aber die Einzige, die „hinausgeschmissen“ wurde.
Gespräch eskalierte
Bei einem Termin im Kindergarten hätte es eigentlich zu einem Gespräch kommen sollen, berichtet die 37-jährige Mutter. Doch die Sache geriet schnell außer Kontrolle und während die anderen Eltern ihre Kinder abholten, wurde lautstark gestritten. „Alle haben zugesehen.“ Im Zuge der Auseinandersetzung habe ihr der Bürgermeister Hausverbot erteilt, sie und ihr Mann hätten das Gebäude verlassen müssen, so Popan. Auch die Polizei und Landesbedienstete waren anwesend.
Streit um Betretung
Vor dem Gebäude habe ihr der Ortschef dann verwehrt, dass sie ihre Tochter aus der Gruppe holen darf. Stattdessen habe er gesagt, dass er gemeinsam mit einem Polizisten das Mädchen nach draußen bringen werde. „Ich habe ihm gesagt: Du greifst mein Kind nicht an“, schildert die Mutter. Schließlich habe sie es doch selbst holen dürfen. Die Vierjährige sei jetzt Zuhause und wolle in keinen anderen Kindergarten, da sie ihre sozialen Kontakte in Rechnitz habe. Die Mutter ist entsetzt: „Sie steht jeden Morgen weinend auf.“
Kandidatur als Grund?
Popan vermutet einen politischen Hintergrund für den Rauswurf. Bei der Landtagswahl hatte sie für die Liste Hausverstand kandidiert. Eine Woche nach Aufstellen der Wahlplakate sei das Schreiben der Gemeinde gekommen. Dem Ortschef wirft sie Willkür vor: „Wenn er etwas gegen mich hat, dann soll er gegen mich schießen, aber meine Kinder in Ruhe lassen.“
Platz wird für anderes Kind gebraucht
Der Bürgermeister weist die Vorwürfe zurück. Von ihrer Kandidatur habe er erst zwei Tage vor der Wahl erfahren. Die Vierjährige habe den Kindergarten verlassen müssen, weil der Platz schlichtweg für ein Kind aus Rechnitz gebraucht werde. Der Familie Popan habe das auch bewusst sein müssen, dass die Aufnahme der Tochter nur eine Ausnahme war, weil zu dem Zeitpunkt genug Platz gewesen sei. Jetzt werde dieser Platz gebraucht und aufgrund der angespannten Finanzlage sei es nicht möglich, eine weitere Gruppe aufzumachen. „Das tut mir auch weh“, so der Ortschef.
Nur zum Schein gemeldet?
Die anderen Kinder, welche nicht aus Rechnitz sind, hätten zumindest einen Bezug zum Ort – etwa durch die Großeltern. Die Tochter von Popan sei hingegen vor Jahren nur kurz in Rechnitz gemeldet gewesen – offenbar, um so den Kindergartenplatz zu bekommen, mutmaßt der Bürgermeister. Die Gemeinde habe erst im Vorjahr den Kindergarten übernommen.
Hausverbot ausgesprochen
Von einem Rausschmiss könne jedenfalls keine Rede sein, die Familie habe zeitgerecht das Schreiben erhalten. Dass es bei dem Treffen sehr emotional zugegangen ist, bestätigt der Ortschef. Er sei dabei beschimpft worden. Die Popans hätten sich geweigert, das Gebäude zu verlassen und es bewusst auf das Treffen angelegt. Er habe der Mutter aber nicht verboten, ihr Kind zu holen: „Das stimmt nicht.“
Rechtsstreit droht
Außerdem habe sie die Möglichkeit, ihre Tochter im Kindergarten Markt Neuhodis unterzubringen. Das hat Liliana Popan aber nicht vor. Stattdessen will sie nun rechtliche Schritte ergreifen.
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