WK-Wahl 2025

Trey: „Wirtschaft ist einfach anders als Politik“

Kärnten
05.03.2025 05:00

Am 12. und 13. März findet die Wirtschaftskammerwahl statt. WK-Vize-Präsident Fredy Trey vom Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband grenzt sich von der Politik ab und hofft auf Zugewinne.

Gleichzeitig mit dem Start seiner selbstständigen Tätigkeit als Versicherungsagent im Jahr 2000 begann auch die Wirtschaftskammerlaufbahn von Fredy Trey. Erst in der entsprechenden Fachgruppe, dann gelang ihm der Sprung ins Präsidium, wo er einer der Stellvertreter von Jürgen Mandl ist.

Die Tätigkeit in der Wirtschaftskammer hat auch politische Aspekte. Warum nicht gleich in die Politik oder was hat sie in der Wirtschaftskammer gereizt?
Na ja, ich glaube, das muss man schon ganz genau unterscheiden. Es muss heute jemand, der einer Partei nahe steht, nicht unbedingt immer genau der gleichen Meinung sein wie die Politik, weil Wirtschaft einfach anders ist als Politik.

Wie gut lässt sich Ihre unternehmerische Tätigkeit mit Ihrer Tätigkeit in der Wirtschaftskammer kombinieren? Profitiert eine von der anderen?
Man hat aufgrund der Kontakte in der Wirtschaftskammer viel früher Informationen von Gesetzesänderungen und so weiter. Am Markt dauert das immer länger, so gut zwei Jahre. Das ist natürlich dann auch beruflich ein großer Vorteil.

Welche Rolle soll denn die Wirtschaftskammer auch zukünftig in Österreich spielen?
Naja, es gibt ja dieses Bestreben, die Zwangsmitgliedschaft aufzulösen. Was natürlich dann auch für mich bedeutet, dann ist die Kammer so nicht mehr existent. Das wäre für die Wirtschaft und für die Unternehmer ein Riesennachteil und für mich persönlich eine Katastrophe. Wenn ich einen Betrieb mit ein paar Tausend Mitarbeitern habe, kann ich mir eine Rechtsabteilung leisten und wenn ich ein Problem habe, kann ich das alleine durchkämpfen. Wenn ich heute ein Ein-Personenunternehmer bin, dann habe ich keine Vertretung.

Was funktioniert bei der Wirtschaftskammer gut, was noch nicht so gut?
Das ist relativ schwierig zu beantworten, weil gerade jetzt im Wahlkampf, da treffe ich so viele Leute, die schwärmen von der Wirtschaftskammer, und gleich viele Leute, die sagen: „Wozu die Wirtschaftskammer?“ Ich denke, die Wirtschaftskammer ist eine wichtige Institution und bietet unheimlich viel den Unternehmern an. Aber viele Leute interessieren sich zu wenig für das Angebot und dadurch ist oft eine schlechtere Meinung vorhanden.

Wie kann man das ändern? Muss man die Angebote besser kommunizieren? Wie überzeugt man die Leute, dass die Kammer sich doch auszahlt?
Es wird so viel angeboten, es werden so viele Informationen angeboten. Jedes Jahr gibt es ein Heftchen dazu, mit 180 verschiedenen Informationen. Man muss sich halt das einfach ein bisschen anschauen. Und man kann das Angebot über Empfehlungen weitertragen.

Es gibt Bestrebungen, dass Mehrfachmitgliedschaften in mehreren Sparten abgeschafft werden könnten. Wie sehen Sie das?
Das ist eine Entscheidung, die Wirtschaftskammer ganz oben treffen muss, von Wien aus. Klar, es ist für viele nicht verständlich, warum heute eine Person über drei Gewerbe hat.

Was benötigt denn die Kärntner Wirtschaft aus ihrer Sicht, um in Zukunft wieder aufblühen zu können?
Diese ganzen Themen wie der Fachkräftemangel sind ja bekannt. Wir werden in Zukunft, wenn wir einen kontrollierten Zuzug haben, auch schauen müssen, wie diese Personen leichter zu einem Gewerbe kommen. Das ist ein Thema, das noch nicht so richtig diskutiert wird. Ich denke auch, wir werden unbedingt mit der Standortpolitik etwas machen müssen.

Jetzt haben Sie Standortpolitik und Fachkräftemangel angesprochen. Könnte die Koralmbahn eine Lösung für solche Probleme bieten?
Also ich bin davon überzeugt, dass die Koralmbahn eine Jahrhundertchance für Kärnten ist, aber wahrscheinlich auch für die Südsteiermark. Das wird der zweitgrößte Wirtschaftsraum in Österreich. Ich glaube sehr wohl, dass es Pendler geben wird – hoffentlich von der Steiermark nach Kärnten. Denn wenn wir nur mehr Wohn- oder Urlaubsbundesland sind, wäre das unheimlich schade.

Zum Thema Bürokratie: Wo sehen Sie da Verbesserungspotenziale oder ist das überhaupt schwierig?
Es muss jetzt doch möglich sein, dass Sie heute eine Abteilung installieren, wo einer für Gewerberecht, der andere für Maschinen, der andere für Baubewilligungen zuständig ist. In Deutschland gibt es für Neugründer mittlerweile solche kleinen Büros. Das muss man mit der Landesregierung aushandeln.

Die Wirtschaftskammer kämpft mit einer eher niedrigen Wahlbeteiligung. Woran kann das liegen und was würden Sie sich wünschen?
Also mein Wunsch wäre, dass die Wahlbeteiligung wieder steigt und ich denke, dass alle wahlwerbenden Gruppen momentan viel dazu beitragen. Ich hoffe, das geht auch so oft. Es müsste auf alle Fälle weit über 30 Prozent sein, dass man sich ein Bild machen kann. Es wäre natürlich interessant, wie das Ergebnis ausschaut, wenn jeder Unternehmer nur eine Stimme hätte, auch bei zwei, drei oder mehr Gewerben.

Was wünschen Sie sich als Ergebnis für den Sozialdemokratischen Wirtschaftsverband?
Ich denke, wir werden auf alle Fälle ein zweistelliges Ergebnis zusammenbringen. Ob es dann zehn, elf oder zwölf sind, weiß ich nicht. Aber zweistellig ist schon unser Ziel.

Warum sollte jetzt jemand den sozialdemokratischen Wirtschaftsband wählen?
Es ist auf alle Fälle einmal falsch, wenn einer sagt, Wirtschaft und Sozial funktionieren nicht gemeinsam. Aber wir Sozialdemokraten sind ja nicht immer mit der Politik einer Meinung. Wir gehen in vielen Bereichen mit den Themen anders um.

Wie stehen Sie zu dem Thema Work-Life-Balance? Ist das ein Problem für die Wirtschaft oder kann das auch ein Vorteil sein?
Das hätten wir alle gerne, auch wir Unternehmer. Das erste Wort ist einmal Work – das verwechseln ganz viele. Je weniger ich arbeite, desto weniger werde ich auch grundsätzlich verdienen. Jeder will ins Krankenhaus gehen, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Jeder will, dass der Strom funktioniert. Also müssen wir alle auch unseren Beitrag leisten. Gerade ist dieses Wort sehr in Mode – ich denke, dass sich das in den nächsten Jahren wieder ein bisschen verändern wird.

Da unterscheiden sie sich ja von der Bundes-SPÖ – da gab es schon Vorstöße mit der 30-Stunden-Woche bei gleichem Gehalt.
Ich habe früher gesagt, Wirtschaftspolitik ist etwas anderes als Parteipolitik. Man muss nicht immer mit der eigenen Fraktion gleicher Meinung sein. Ich glaube, es wird sich in der Arbeitszeit noch vieles tun in den nächsten Jahrzehnten. Wir werden immer mehr Pensionisten und weniger Arbeitnehmer haben – also Leute, die in das System einzahlen. Wir werden an dieser Schraube irgendwie drehen müssen. Ich glaube nicht, dass wir bei der 38er-Halbstunden-Woche bleiben werden, weil sich einfach der Markt verändert.

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