WK-Wahl 2025

Ertel: „Kein Wirtschaften auf Kosten der Natur!“

Kärnten
06.03.2025 05:00

Am 12. und 13. März findet die Wirtschaftskammerwahl statt. Markus Ertel, der Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft, erklärt im Gespräche mit der „Krone“, was er an der Selbstständigkeit schätzt und warum man seine Fraktion wählen sollte.

Der Regionalsprecher der Grünen Wirtschaft, Markus Ertel, arbeitet nicht nur als Grafiker in seiner eigenen Werbeagentur, sondern gibt auch seit Jahrzehnten sein Wissen in der Fachakademie beim Wifi weiter.

Warum sind Sie in der Wirtschaftskammer tätig und nicht gleich in der Politik?Es gibt doch sicher Parallelen.
Also ich bin sehr wohl in dem grünen Universum mit eingebunden. Aber wir sind keine Teilorganisation, sondern nur eine freundschaftlich verbundene Organisation. Und ich persönlich sehe den Wirtschaftsaspekt, in der Gesellschaft etwas zu bewegen, viel, viel stärker. 

Lässt sich Ihr Beruf mit den Tätigkeiten in der Wirtschaftskammer vereinbaren? 
Also für mich gibt es da wenig Konflikte. Ich versuche nämlich, meine Erfahrungen, die ich jetzt über Jahrzehnte gesammelt habe, auch in der Wirtschaftskammer einzubringen. Ich bin dort in mehreren Funktionen tätig. Meine liebste Funktion ist die Fachgruppenarbeit in Kärnten, in der man lokal sehr viel bewegen kann.

Funktioniert das gut, was die Wirtschaftskammer in den Fachverbänden so macht und umsetzt?
Es geht immer mehr, also das ist keine Frage. Wir als Grüne Wirtschaft haben eine andere Vision vom Wirtschaften per se. Das heißt, wir wollen nicht zurück, sondern wir haben den Fokus eindeutig Richtung Zukunft. Und wenn wir das Hauptproblem, und das ist aus meiner Sicht die Klimaerwärmung, nicht reduzieren können, dann werden uns die anderen Krisen natürlich irgendwann einmal zu viel werden.

Was für eine Rolle können die Sozialpartner übernehmen? Wie weit kann man Einfluss nehmen?
Also aus meiner Sicht ist der Einfluss ja jetzt schon extrem groß. Aber derzeit natürlich immer Lobbyismus für fossile Brennstoffe. Und das merkt man auch innerhalb der Wirtschaftskammer. Also, nur wenn wir jetzt eine schöne grüne Broschüre rausgeben, heißt das noch nicht, dass ich die Transformation verstanden habe. Es gibt keine wirkliche Richtung, wir haben keinen Leuchtturm – das wirkt sich natürlich nicht vertrauensvoll auf die Bevölkerung aus. So bekommen wir das Problem sicher nicht in den Griff.

Was funktioniert denn da Ihrer Meinung nach bei der Wirtschaftskammer gut und was könnte sich verbessern?
Die Arbeit hin zum Mitglied, also vor allem, wenn es Rechtsfragen geht, oder das Gründerservice sind positive Beispiele. Das sind lauter Dinge, die die Wirtschaftskammer sehr, sehr gut macht. Und dort fühlen sich Mitglieder auch super betreut. Dann gibt es den politischen Teil. Das ist bei uns in der Wirtschaftskammer Kärnten das Wirtschaftsparlament und dort, sagen wir es einmal so, ist die Zusammenarbeit schwierig. Es gibt fast überhaupt keine Diskussionsfähigkeit mehr.

 Liegt das an der Übermacht des Wirtschaftsbundes oder liegt das an den Vertretern per se?
Ich glaube, es liegt unter anderem daran, dass der Wirtschaftsbund so stark ist. Wobei das mit den 70 Prozent muss man differenzierter sehen. Wenn man ein bisschen am Ergebnis kratzt, stimmt das nicht mehr ganz so. 2020 haben wir sogenannte Friedenswahlen gehabt. Das klingt so wunderbar – ein Kompliment an die PR. Aber was steckt dahinter? In Wahrheit ist es ein Ausmauscheln von einer Wählerliste, die im Namen des Wirtschaftsbundes eingereicht wird, aber wo erst hinterher praktisch die Mandate dann zu den anderen Fraktionen verteilt werden.

Wenn man jetzt vielleicht einen positiven Aspekt ausnimmt, warum sollen die Unternehmer, die Mitglieder zur Wahl gehen? Was können sie bewegen?
Je mehr Menschen zur Wahl gehen und dort wirklich ihrer Stimme Nachdruck verleihen, desto verbindlicher ist dann zum Schluss der Weg, den auch die Wirtschaftskammer gehen muss. Weil jede Liste, die sich praktisch dort bewirbt, steht für etwas, hat ein bestimmtes Programm, möchte bestimmte Ziele erreichen.

Was ist Ihre Meinung zu den Mehrfachmitgliedschaften in verschiedenen Sparten?
Wir haben überhaupt einen anderen Zugang dazu. Wir stehen für eine viel schlankere Wirtschaftskammer, die keine große Gremienvielfalt braucht. Man kann sich an anderen sehr erfolgreichen Wirtschaftskammern orientieren. Also wir kennen dort als sehr positives Beispiel die Hamburger Wirtschaftskammer, die mit einem Bruchteil der Einnahmen dieselben Leistungen bieten kann.

Was benötigt denn die Kärntner Wirtschaft in der Zukunft, um wieder aufblühen zu können?
Derzeit kommt es mir vor, als ob es keinen wirklichen Plan gibt. Das beste Beispiel ist diese leidige Windkraft-Diskussion. Ich bin zwar auch kein riesengroßer Befürworter von Windkraft, aber es ist das kleinste Übel. Das heißt, Wirtschaft und Gesellschaft in Kärnten benötigen Energie. Ich glaube, keiner von uns ist wirklich bereit, dass er sagt, ich möchte auf Lebensqualität, möchte auf Komfort und so weiter verzichten.

Ein Thema, das in der Wirtschaft in Kürze aktuell wird, ist die Koralmbahn. Wie sehen Sie dieses Projekt?
Es ist eine Bedrohung und eine Chance, wie bei allem im Leben. Einmal kann neben der Wirtschaft unser Tourismus extrem davon profitieren. Die Steiermark hat ja überhaupt keinen wirklich schönen See. Allerdings gibt es natürlich auch ein Risiko. Wir haben diesen Brain-Drain nach wie vor, dass wir ganz, ganz viele Fachkräfte während der Ausbildungszeit praktisch in Österreich oder überhaupt ins Ausland verlieren.

Sollte sich Kärnten, vor allem die Kärntner Betriebe, mehr spezialisieren oder alles anbieten? Gibt es da einen Mittelweg oder wie sehen Sie das?
Die Wirtschaft war schon immer klein-strukturiert in Kärnten. Das heißt, wir haben einige Leitbetriebe, aber auch eine solche Vielfalt auf unserem Globus, dass bestimmte Dinge gar nicht wirtschaftlich produziert werden können. Ich bin überzeugter Europäer, bin der Meinung, dass wir eine geteilte Wirtschaft haben müssen, um unseren Wohlstand weiter ausbauen zu können bzw. zu halten.

EPU machen 60 Prozent der Kärntner Betriebe aus. Was sind denn da die Herausforderungen?
Also aus meiner Sicht, dass man alles immer selbst machen möchte. Man muss aber irgendwann einmal im Kopf dieses Mindset schaffen: Ich habe ein bestimmtes Kernthema, in dem ich richtig, richtig gut bin. Und das ist meistens auch die Triebfeder, warum man überhaupt selbstständig geworden ist. Und andere Dinge, die mir keinen Spaß machen oder langweilig sind, die kann ich eher auslagern und brauche kein schlechtes Gewissen zu haben.

Warum sollen Kärntner Unternehmer jetzt den Vertretern der Grünen Wirtschaft ihre Stimme geben?
Jeder Kandidat, der für uns auf der Liste steht, will für seine Branche wirklich etwas verändern und etwas bewegen. Das ist einmal die Basis unserer gesamten Arbeit. Und wir sind uns auch einig, dass wir das praktisch nicht gegen die Natur machen wollen, sondern mit der Natur. Das heißt, wir sehen Wirtschaft als eine Symbiose von Ökonomie und Ökologie. Also nicht Wirtschaften auf Kosten der Natur und der Umwelt.

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