Live in der Arena Wien

Silverstein: „Euer Präsident ist ,Onkel Saschi‘“

Musik
09.03.2025 09:00

Seit einem Vierteljahrhundert begeistert die kanadische Post-Hardcore-Band Silverstein seine Fans mit fast unveränderter Besetzung. Zum Jubiläum kommt das Quintett mit neuem Album in die Wiener Arena und Frontmann Shane Told verrät uns, was er mit Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu tun hat.

Als sich Silverstein 2000 in der kanadischen 180.000-Seelen-Metropole Burlington in Ontario gründeten, war der Nu Metal gerade dabei die Welt zu erobern, die Menschen haben durchgeatmet, dass das Millennium nicht die Welt untergehen ließ und die beginnende Zerrüttung der Weltordnung durch 9/11 war noch nicht einmal ein grausiges Gedankenexperiment. 25 Jahre lang als Band zusammenzustehen, sich gemeinsam zu entwickeln und dabei miteinander zu reifen ist eine Leistung, die nicht vielen so gelingt wie Silverstein. Bis auf eine notwendige Veränderung an der Lead-Gitarre 2012 ist das Gespann seit den Gründungstagen stabil, was in der schnelllebigen Musikgesellschaft bei weitem keine Selbstverständlichkeit ist. „Ich weiß nicht, wie andere Bands arbeiten und miteinander leben, aber 25 Jahre sind wirklich verdammt verrückt“, resümiert Frontmann Shane Told im Gespräch mit der „Krone“, „wir respektieren unsere unterschiedlichen Meinungen und die Tatsache, dass jeder eine andere Persönlichkeit ist. Es ist eigentlich gar nicht so schwer.“

Manchmal selbst zwicken
Was in der Theorie leicht klingt, ist in der Praxis ein Husarenstück. Silverstein sind in der Kategorie Bands zu verorten, wo man die Musik als Full-Time-Job immer mit großem Risiko vollzieht. Man ist zu klein, um richtig Geld zu scheffeln, aber auch zu groß, um das Vorhaben aufzugeben. So gelten Fleiß und ständiges Unterwegssein als Grundstock für die Langlebigkeit der Ahornblätter. „Es hat sicher auch ein bisschen mit der Herkunft zu tun. Wir alle sind aus dem gleichen Kaff, haben ähnliche Dinge in der Kindheit erlebt und wissen, wie viel Spaß das Musikmachen macht. Manchmal verfällt man in einen routinierten Trott, aber ich muss mich selbst zwicken, wenn ich sehe, wo wir schon überall gespielt haben und was wir gemeinsam erlebt haben. Andere Menschen würden sich dafür mehrere Finger abschneiden. Mir ist sehr bewusst, welches Glück wir mit unserer Karriere haben.“

Die „25 Years Of Noise“-Tour führt Silverstein dieser Tage nicht nur in die Wiener Arena, auch beim Nova Rock war man schon oft zu Gast. „Oh Mann, ich habe noch ein T-Shirt mit System Of A Down als Headliner drauf“, lacht Told, „das muss 2011 gewesen sein. Aber dieses Festival ist immer ein Highlight. Einmal waren wir Headliner auf der Red Bull Stage am Feld, beim letzten Mal hatten wir einen frühen Slot auf der Hauptbühne, wo viele Leute gar nicht wussten, wer wir überhaupt sind und was wir hier machen. Die Mischung macht’s aus, ich finde das irrsinnig spannend und lustig. So bleibt auch ein Festival erfrischend, dass man gut zu kennen glaubt.“ Told ist auch außerhalb seiner Profession als Sänger einer beliebten Post-Hardcore-Band ein Festivalfan. Mit 16 war erstmals bei der „Warped Tour“ zu Gast, mittlerweile nimmt er seine zwei Neffen, relativ frisch erwachsen, zu Festivals mit und spielt den coolen Onkel.

Verwandt mit dem Bundespräsidenten
Apropos Onkel – bei Tolds Familiengeschichte wird es erst richtig interessant. Im Talk erwähnt er gerne einen „Onkel Saschi“ und grinst dabei verschmitzt. Als er sein Smartphone für den Bildbeweis aus der Hose zückt, rutschen auch dem Redakteur die Augen raus – es handelt sich um Bundespräsident Alexander Van der Bellen. „Meine Schwester ist mit einem Innsbrucker verheiratet, mittlerweile wohnen sie aber alle in Las Vegas“, lacht der Sänger, „sie haben mittlerweile drei Kinder und der Vater, also mein Schwager, ist der Neffe eures Präsidenten. Ich erzähle die Geschichte auch oft bei Konzerten in Österreich, aber mir glaubt kein Mensch. Dir kann ich wenigstens da Foto zeigen. Wenn meine Familie in Österreich ist, besucht sie ihn und sie haben eine schöne Zeit miteinander. Ich habe gehört, dass er euer erster Präsident der grünen Partei ist. Ist doch eine tolle Sache. Für uns ist er aber schlichtweg ,Onkel Saschi‘.“

Wenn es nicht gerade als Gast zum Promi-Onkel geht, konzentriert Told sich aber auf die Band. Ein Geheimnis für die Langlebigkeit abseits der Kameradschaft gibt es nicht. „Fast alle meine Lieblings-Hardcorebands haben zwei bis drei Alben eingespielt und sich dann aufgelöst. Auch wir haben Silverstein am Anfang nicht ernst genommen, sondern einfach ein bisschen herumgeklimpert und ein paar Shows gespielt. Irgendwann nahm die Band aber eine Größe an, wo wir uns entscheiden mussten, wie ernsthaft wir das Projekt weiterführen wollen. Es vergehen zehn, 15, 20 und plötzlich 25 Jahre und du realisierst, dass du noch immer da bist. Man versteht, dass man eigentlich nicht mehr nach etwas anderem streben muss, sondern diese Band der Job ist. Ich habe länger gebraucht, um das zu verstehen.“ Silverstein hat Told auch als Typ verändert. „Ich bin durch diesen Job viel extrovertierter geworden. Das war ich früher nie. Wenn mich im Kino ein Typ stört, sage ich ihm da heute ins Gesicht. Das liegt wohl daran, dass man immer an der Front steht und alle einen ansehen. In einer Hardcore-Band zu singen, ist wie Therapie.“

Live in der Wiener Arena
Ziele haben Silverstein auch nach all den Jahren noch immer. „Wir haben zum Beispiel noch nie in Indien gespielt oder auch noch nie in Griechenland. Es gibt noch immer so viele Ecken auf dieser Welt zu entdecken und zu bespielen, da wird einem niemals fad.“ Zum Jubiläum legt man dieses Jahr gleich zwei Alben auf, die gesammelt als Doppelalbum funktionieren sollen. „Antibloom“ erschien vor wenigen Wochen und ist klanglich eine Zusammenfassung der bisherigen Diskografie, später im Jahr wird „Pink Moon“ auf die Öffentlichkeit losgelassen – dazu will man noch keine näheren Infos bekanntgeben. Am 10. März feiern Silverstein ihr 25-Jahre-Jubiläum mit den Vorbands Thursday, The Callous Daoboys und Bloom in der Wiener Arena. Das Konzert ist seit wenigen Tagen restlos ausverkauft.

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